Touristen fliehen vor dem Erdbeben
Die Naturkatastrophe auf der Ferieninsel Lombok kostete rund hundert Menschen das Leben. Urlauber aus Landsberg und Augsburg haben das Unglück miterlebt
Augsburg/Mataram Bei dem schweren Erdbeben, das am Sonntagabend die indonesische Insel Lombok erschütterte, sind mindestens 98 Menschen ums Leben gekommen. Die Suche nach Verschütteten dauert noch an, wie ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde gestern mitteilte. Es sei mit weiteren Opfern zu rechnen. Beschädigte Straßen, Brücken und fehlendes Personal erschweren die Bergungsarbeiten. In den Trümmern einer eingestürzten Moschee suchten Rettungskräfte nach Verschütteten.
Weite Teile des Katastrophengebietes waren auch am Montag von der Stromversorgung abgeschnitten. Viele Schulen blieben geschlossen, weil nicht klar war, ob die Gebäude noch sicher sind. Mehrere hundert Menschen wurden bei dem Unglück verletzt. Tausende flohen in Panik aus ihren Häusern.
Einer von ihnen ist der Augsburger Martin Koper. Er saß mit seiner Frau und seinem elfjährigen Sohn in einem Strandrestaurant auf Lombok, als die Erde unter seinen Füßen zu beben begann. „Das war eine Erschütterung, wie man sie kaum beschreiben kann. Sie kam von ganz tief unten“, erinnert sich der 39-Jährige. Er konnte sich mit seiner Familie an den Strand retten. „Das Restaurant wurde komplett zerlegt“, sagt Koper. Wegen einer Tsunami-Warnung musste die Familie anschließend auf einen steilen Berg flüchten. Zusammen mit rund 250 anderen Menschen verbrachten die Kopers auch die Nacht auf der Anhöhe. Die Warnung wurde erst nach einigen Stunden aufgehoben.
Die größten Schäden richtete das Erdbeben an der Nordküste der Insel an. Auch die Hauptstadt Mataram wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Süden und der Westen, wo sich die meisten Urlauber aufhalten, ist weniger betroffen. Die Erschütterungen hatten eine Stärke von 6,9 und waren auch auf den nahe gelegenen Gili-Inseln und auf Bali deutlich zu spüren.
Die 19-jährige Franziska Hehl aus Landsberg hat das Unglück ebenfalls miterlebt. „Ich war in einem Laden, als das Regal plötzlich anfing zu wackeln. Ich dachte erst, da ist jemand dagegen gestoßen“, schrieb sie am Sonntagabend ihrer Mutter über den Nachrichtendienst WhatsApp. Die 19-Jährige macht mit ihrem Freund auf Bali Urlaub. „Ich bin dann raus auf die Straße und man merkte deutlich, wie die Erde bebt. Viele Menschen sind aus den Restaurants hinaus ins Freie gelaufen“, schrieb Hehl. Die 19-Jährige hatte Glück. Sie konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Die Insel Lombok war erst vor einer Woche von einem Erdbeben der Stärke 6,4 erschüttert worden. Dabei kamen zehn Menschen ums Leben. Bei dem Beben am Sonntag wurde Medienberichten zufolge das Flughafengebäude auf Bali beschädigt. Der Flugbetrieb ist nach Angaben der Behörden aber nicht beeinträchtigt. Von den Gili-Inseln, auf denen das Erdbeben ebenfalls Schäden hinterließ, wurden mehrere hundert Urlauber mit Booten in Sicherheit gebracht. Von Lombok aus wollten die meisten die Insel mit dem Flugzeug in Richtung Heimat verlassen. Der Reiseveranstalter Tui teilte mit, es würden sich derzeit 51 deutsche Tui-Urlauber auf Lombok oder den Gili-Inseln befinden. Die Gäste würden evakuiert, der Reiseveranstalter stehe in engem Kontakt mit den Behörden. Urlauber, die bis 31. August eine Reise nach Lombok oder auf die Gili-Inseln geplant haben, können ihre Reise bei Tui gebührenfrei umbuchen und stornieren. Die deutsche Botschaft in Jakarta steht mit Betroffenen in Kontakt. Bisher gebe es keine Hinweise, dass deutsche Touristen unter den Todesopfern sind.
Laut Behörden müssen auf Lombok voraussichtlich 20000 Menschen aus dem Erdbebengebiet in Sicherheit gebracht werden. Hunderte Verletzte wurden vor beschädigten Krankenhäusern im Freien behandelt. Im Katastrophengebiet fehlt es an Ärzten und an Hilfsgütern.