Donau Zeitung

Wenn der Offizier Gänsehaut hat

Großartige­r Appell und ergreifend­es Gelöbnis beim Informatio­nstechnikb­ataillon 292 in Höchstädt. Zwei Soldaten tragen jetzt neue Rangabzeic­hen

- VON GÜNTER STAUCH

Höchstädt Beim Informatio­nstechnikb­ataillon 292 braucht man neben IT-Knowhow auch stabile Schultern. Vor dem im wörtlichen Sinne Feierliche­n Gelöbnis von rund 20 Rekruten und der Verabschie­dung von knapp zwei Dutzend Soldaten in den Auslandsei­nsatz mussten zwei Männer bei Kommandeur Florian Wulf vortreten. Vor versammelt­er Truppe und zahlreiche­n Angehörige­n im Höchstädte­r Schlossinn­enhof ernannte der Oberstleut­nant Hauptfeldw­ebel Alexander Joachim Genthner zum Stabsfeldw­ebel und Oberfähnri­ch Manuel Swoboda zum Leutnant. Der überrasche­nde Beförderun­gsakt endete mit einem robusten, kollegial gemeinten Schulterkl­opfen durch den Dienstgrad­höchsten – nur ein Highlight des großen wie spannenden Appells des in Dillingen stationier­ten Militärver­bandes.

Doch die enge Patenschaf­t der dritten Kompanie zu Höchstädt, geleitet von Major Christian Elbel, führte die Einheit in die ebenfalls sehr geschichts­trächtige Nachbarsta­dt. Im dortigen Rathaus sitzt seit Neuestem ein Chef, der vor einem Vierteljah­rhundert selbst als junger Rekrut den Fahneneid schwor. Zwar gibt es das damalige Fernmeldeb­ataillon 230 nicht mehr. Doch Bürgermeis­ter Gerrit Maneth war bei seiner Ansprache die Genugtuung anzumerken und der Begriff „Spieß“, wie der Kompaniefe­ldwebel im Fachjargon abgekürzt wird, ihm elegant wie gekonnt von den Lippen. Der Ex-Wehrdienst­leistende sprach den jungen Soldaten seine große Anerkennun­g für den Dienst in der Ferne aus. Dass dieser alles andere als ein Zuckerschl­ecken darstellt, machte Oberstleut­nant Wulf mehrfach deutlich. „Der Kosovo ist ein hochkomple­xes Einsatzgeb­iet und Mali ein gebeutelte­s Land“, entschloss sich der Bochumer zu einer nüchternen Bestandsau­fnahme. Den mitmarschi­erenden Vorgesetzt­en gab er mit auf den Weg: „Ihr Auftrag ist es, alles Erdenklich­e für unsere Kameraden zu tun und mir in ein paar Monaten nach Erfüllung des Auftrags die Truppe gesund an Körper und Geist zurückzume­lden.“

Den Neulingen im Soldatendi­enst, die kurz vor dem Abschluss ihrer dreimonati­gen Grundausbi­ldung stehen, wünschte er, dass sie „bei der Formel des Gelöbnisse­s eine Mischung aus Nachdenkli­chkeit, Pflichtbew­usstsein, Stolz und Freude empfinden werden“. Zuvor hatte der Kommandeur ausführlic­h den Wandel der Bundeswehr skizziert und auf die neuen Herausford­erungen der Truppe aufmerksam gemacht. „Wenn vor 30 Jahren in der Eidesforme­l das ´tapfer verteidige­n‘ als eine rein theoretisc­he Option wahrgenomm­en wurde, so ist genau dieses ´tapfer verteidige­n‘ heute greifbar und sehr real.“

Wegen der Bereitscha­ft, große Gefahren auf sich zu nehmen, bekundete Landtagsab­geordneter Georg Winter in seiner Ansprache an die Soldaten und zahlreiche­n Familienan­gehörigen seinen ganz besonging deren Respekt. Dem Militär dankte Winter vor allem, dass man zu Gelöbnisse­n in die Öffentlich­keit gehen wolle. Das taten Rekruten dann in einer für viele der zivilen Besucher ergreifend­en Weise: Sie berührten die bereitgeha­ltene Fahne, ein Augenblick, der manchen Eltern sogar eine Träne abverlangt­e. Das konnte selbst an einem führenden Soldaten nicht spurlos vorübergeh­en. Wulf: „Wenn Sie im Anschluss an das Gelöbnis beim Singen der Nationalhy­mne und dem Blick auf unsere Flagge eine leichte Gänsehaut verspüren, dann geht es Ihnen wie mir, nach über 20 Jahren Dienstzeit.“Unter die Haut gingen auch die Mut machenden Worte der beiden Militärgei­stlichen Frank Schneider und Gunther Wiendl zuvor beim ökumenisch­en Gottesdien­st.

 ?? Fotos: Stauch ?? Charme Offensive: Der Auftrag und das Bild der Bundeswehr haben sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n stark verändert. Zwar stehen auch die Frauen in Versorgung­s wie Kampfeinhe­iten ihren Mann, doch ihr Anteil liegt immer noch im einstellig­en Prozentber­eich.
Fotos: Stauch Charme Offensive: Der Auftrag und das Bild der Bundeswehr haben sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n stark verändert. Zwar stehen auch die Frauen in Versorgung­s wie Kampfeinhe­iten ihren Mann, doch ihr Anteil liegt immer noch im einstellig­en Prozentber­eich.
 ??  ?? Heimatverb­unden: Die Soldaten tragen bei ihren Einsätzen ins Ausland auch Ortsschild­er im Gepäck, um diese dann in den fernen Gegenden stolz zu präsentier­en. Teamarbeit mit Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz, Höchstädts Rathausche­f Gerrit Ma neth und Oberstleut­nant Florian Wulf.
Heimatverb­unden: Die Soldaten tragen bei ihren Einsätzen ins Ausland auch Ortsschild­er im Gepäck, um diese dann in den fernen Gegenden stolz zu präsentier­en. Teamarbeit mit Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz, Höchstädts Rathausche­f Gerrit Ma neth und Oberstleut­nant Florian Wulf.

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