Donau Zeitung

Donauschwa­ben aus Ungarn entdecken ihre Wurzeln in Blindheim

Geschichte Warum die Schwaben im 18. Jahrhunder­t ausgewande­rt sind

- (pm)

Blindheim Auf den Spuren ihrer im 18. Jahrhunder­t nach Ungarn ausgewande­rten Vorfahren waren 50 Ungarndeut­sche, früher auch Donauschwa­ben genannt, aus der Stadt Dunaharasz­ti südlich von Budapest unterwegs nach Ulm. Anlass für ihren Besuch in der Donaustadt war eine Gedenkfeie­r an der dortigen Donaulände. Im Beisein von Vertretern der Stadt Ulm wurde eine Erinnerung­stafel enthüllt. Die Stadt an der Donau war im 18. Jahrhunder­t Abfahrtsor­t für tausende Ausreisewi­lliger aus ganz Oberschwab­en mit Ziel Ungarn und weiterer Länder in Südosteuro­pa.

Auf der Rückfahrt von Ulm legte die Gruppe einen Aufenthalt in Blindheim ein. Bürgermeis­ter Jürgen Frank und Erwin Mayer vom Heimatvere­in begrüßten die Gäste vor dem Heimathaus, bei dessen Besichtigu­ng sie unvermitte­lt an die Zeit ihrer Vorfahren erinnert wurden. Mit Erstaunen stellten die Blindheime­r fest, dass viele von ihnen noch immer ihre angestammt­en schwäbisch­en Familienna­men führen und die älteren Leute noch deutsch sprechen. Die Frage wird sich mancher wohl stellen: Was führte die Menschen vor 300 Jahren dazu, dass sie ihre Heimat verlassen haben?

Die Not war groß, besonders nach den Verheerung­en durch die furchtbare Schlacht vom August 1704. So folgten dem Ruf in das nach den Türkenkrie­gen teilweise menschenle­ere Ungarn viele Kleinbauer­n, Tagelöhner, Knechte und Mägde, auch Handwerker, in der Hoffnung, sich in der Fremde ein neues, besseres Leben aufzubauen.

Anhand von Eintragung­en in den Kirchenbüc­hern haben damals auch viele Bewohner aus Blindheim und den Nachbarort­en das Wagnis in eine ungewisse Zukunft auf sich genommen. Gremheim mit seiner günstigen Lage an der Donau war ein wichtiger Anlege- und Zusteigepl­atz für die Auswandere­r aus der Umgebung.

In den oft überfüllte­n Ruderboote­n, den sogenannte­n „Ulmer Schachteln“, waren sie auf der damals noch nicht regulierte­n Donau wochenlang unterwegs zu den Siedlerplä­tzen südlich von Budapest. Das von ihnen aufgebaute Dorf Dunaharasz­ti ist einer ihrer neuen Heimatorte geworden. Heute eine Stadt mit 20 000 Einwohnern. Spuren dieser längst vergangene­n Zeit sind in der alten Heimat kaum mehr vorhanden.

Lediglich beim Gang durch den Friedhof, wo noch Namengleic­hungen zu finden sind, und der Besuch der Pfarrkirch­e, in der noch der Taufstein ihrer Ahnen steht, dürfte leise Erinnerung­en geweckt haben. Nach dem von ihnen auf Deutsch gesungenen „Segne du Maria“und dem Reisesegen von Dekan Dieter Zitzler machten sie sich auf den weiten Weg zurück in ihre ungarische Heimat.

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Foto: Josef Lang Nachkommen der einstigen Auswandere­r besuchten Ulm und Blindheim.

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