Vom Öko-Pionier zum Babybrei-Patriarchen
Porträt Claus Hipp hat seine Firma groß gemacht – und wurde dabei selbst zur Werbefigur. Heute wird er 80 Jahre alt
Pfaffenhofen Jeden Morgen, bevor Claus Hipp zur Arbeit geht, macht er an einer Kapelle halt. Vor mehr als fünf Jahrzehnten hat Hipp die kleine Wallfahrtskirche Herrnrast bei Pfaffenhofen an der Ilm vor dem Verfall gerettet, seitdem kommt er regelmäßig dorthin und betet. Gott, hat der Unternehmer einmal gesagt, habe ihn nie enttäuscht „und ich habe ihn immer akzeptiert“.
Auch an seinem Geburtstag wird Hipp, der am heutigen Montag 80 Jahre alt wird, wieder in der Kapelle sein und mit anderen Gläubigen dort die Messe halten. Mittags wird er die 1300 Mitarbeiter aus dem Werk in Pfaffenhofen zum Essen einladen. Hipp führt sein Unternehmen noch immer selbst. Im Tagesgeschäft übernimmt jedoch sein Sohn Stefan viele Aufgaben. Im vergangenen Jahr durfte der 50-Jährige in einer Fernsehwerbung erstmals den Satz sagen, der Claus Hipp in ganz Deutschland berühmt gemacht hat: „Dafür stehe ich mit meinem Namen.“
Generationen kennen Hipp aus dem Fernsehen und sind mit seinem Babybrei aufgewachsen. Der Unternehmer hat es wie kein anderer geschafft, seinen Namen zu einem Gütesiegel zu machen.
Was viele nicht wissen: Hipp ist ein Bio-Pionier. Mit 16 Jahren stellte er den familieneigenen Bauernhof auf ökologischen Landbau um. Als der Verwalter das nicht mitmachen wollte, entließ ihn der junge Claus Hipp kurzerhand. Eigentlich wollte der Unternehmer damals allerdings Maler werden, war bereits Meisterschüler in München. Zur Sicherheit studierte er Jura. Sein Geld verdiente der leidenschaftliche Reiter zu dieser Zeit hin und wieder als Stuntman.
Als Hipp 29 Jahre alt war, starb sein Vater. Auf einmal sollte er das Familienunternehmen führen. „Wie mein Vater tot dagelegen ist“, hat er einmal gesagt, „da war mir sofort klar, dass ich weitermachen muss.“Hipp stellte die Produktion nach und nach auf Bio um und machte die Firma zum größten Hersteller von Säuglingsnahrung in Deutschland.
Für seine vielen Talente hat er noch immer Zeit, auch wenn ihn eine Borreliose-Erkrankung zuletzt zwang, es etwas ruhiger anzugehen. Unter seinem vollen Namen Nikolaus Hipp malt der Unternehmer leidenschaftlich, macht Ausstellungen. An der Kunstakademie im georgischen Tiflis ist er Professor, hat außerdem Lehraufträge in Eichstätt und Ansbach. Daneben ist er georgischer Honorarkonsul für BadenWürttemberg, Bayern und Thüringen. Und dann sind da auch noch fünf erwachsene Kinder und zwölf Enkel. (mit dpa)