Früh übt sich, wer nicht arm werden will
Um nicht selbst von Altersarmut betroffen zu sein, sollte man frühzeitig vorsorgen. Doch wie sehr spielt das in der Ausbildung junger Menschen und im Leben von Berufseinsteigern eine Rolle?
Gegen Altersarmut sollte man frühzeitig vorsorgen. Doch spielt das bei Berufseinsteigern im Landkreis eine Rolle?
Immer wieder heißt es, man solle sich frühzeitig um die Altersvorsorge kümmern. Wie werden junge Menschen eigentlich über das Thema informiert?
Franz-Xaver Leopold, stellvertretender Schulleiter der Höchstädter Berufsschule, erklärt: „Die politische Seite wird im Unterricht schon diskutiert.“Im Fach Sozialkunde werden die Säulen des Sozialstaates behandelt. Wie sehr die Schüler dazu angeleitet werden, selbst Vorsorge zu treffen, hänge stark vom Lehrer ab. Leopold weist auch darauf hin, dass die Berufsschüler nicht unbedingt in der Situation seien, sich um ihre eigene Altersvorsorge zu kümmern. „Unsere Schüler in Ausbildung haben nicht so viel Geld“, sagt er. Als Beispiel nennt er die Gärtner, deren Verdienst nicht gerade üppig sei. „Ob die sich etwas absparen können, ist fraglich.“Ein Thema sei das bei den Schülern trotzdem. „Sie sind schon verunsichert wegen der Altersarmut“, schätzt Leopold. „Aber sie schieben das vor sich her.“
An der Lauinger Berufsschule zeigt sich das gleiche Bild: In der zehnten Klasse behandeln die Lehrer die soziale Sicherheit. Behandelt werden der Generationenvertrag und die demografische Entwicklung – je nachdem, wie viel Zeit bleibt, werde auch die Riester-Rente thematisiert, heißt es von der Schule.
Die Landwirte, die am Wertinger Landwirtschaftsamt ausgebildet werden, sind ein Spezialfall. Behördenleiter Magnus Mayer erklärt: „Im dritten Semester gibt es das Fach Steuer und Soziales.“Dabei werde viel über die landwirtschaftliche Alterskasse gesprochen. „Es muss aber jedem Landwirt bewusst sein, dass er damit nicht reich wird“, sagt Mayer über diese Kasse, die nur ein Standbein der Vorsorge sei. Für Landwirte könne es eine Möglichkeit sein, im Alter ihren Hof zu verpachten. Auf jeden Fall müssten sich die jungen Bauern über die Basis hinaus absichern.
Auch am Gymnasium wird der Hintergrund der Altersvorsorge besprochen. Vor allem im Sozialkundeunterricht sowie in Wirtschaft und Recht, erklärt der Schulleiter des Dillinger Bonaventura-Gymnasiums, Franz Haider. „Die moralische Komponente des Generationenvertrages wird sogar im Religionsunterricht aufgegriffen.“Im vergangenen Jahr war im Rahmen eines Projekttages für die Oberstufe ein Versicherungsfachmann zu Gast. Dabei sei es auch um die Altersvorsorge gegangen, erzählt Haider. Das sei für die Schüler so präsent, dass es immer wieder aufgegriffen werde, insgesamt aber eher theoretisch.
Praktisch informieren Institutionen, die mit der Altersvorsorge ihr Geld verdienen, etwa die Sparkasse. Doch dort müssen die Berufseinsteiger sich von sich aus aktiv informieren. „Viele junge Menschen haben das Thema nicht auf dem Schirm“, sagt Sparkassenvorstand Martin Jenewein. Die Rente sei eben noch sehr weit weg. Doch es gebe auch die, die früh sehr interessiert sind. „Das ist sehr abhängig vom Elternhaus.“Grundsätzlich sei das Thema Rente immer Teil solcher Beratungen. Es sei viel damit getan, am Anfang kleine Beträge zur Seite zu legen. Oft beginnt man mit 25 Euro im Monat und steigere den Betrag, wenn etwa nach der Ausbildung eine Anstellung folgt. „Der Zeitfaktor ist einfach sehr wichtig“, sagt Jenewein.
Das bestätigt Holger Drösemeier, der bei der VR-Bank Donau-Mindel für das Privatkundengeschäft zuständig ist. Die Berufseinsteiger seien eine eigene Zielgruppe, insbesondere Riester sei da ein großes Thema. Wie Jenewein sieht auch Drösemeier, dass die Eltern einen großen Einfluss darauf haben, ob sich junge Erwachsene um die Vorsorge kümmern. Er erklärt: „Ein paar finanzielle Entscheidungen kommen vor der Altersvorsorge.“Etwa die private Haftpflicht und die Berufsunfähigkeitsversicherung. Auch eine „gewisse Liquidität“habe einfach eine höhere Priorität – Geld, das für eine Wohnung oder den Führerschein verwendet werden kann. Trotzdem sei es gut, so früh wie möglich mit der Altersvorsorge zu beginnen, am Anfang mit geringen Beträgen.
Karl Aumiller, Sprecher des Bezirksverbandes Augsburg im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute, sagt: „Die spätere Rente ist zwar für einen 16- bis 25-Jährigen noch sehr weit hin, es lohnt sich aber trotzdem, etwas aufzubauen.“Beim Einstieg ins Berufsleben sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung eine höhere Priorität haben als die Altersvorsorge, weil die gesetzliche Versicherung hier nur selten und wenig zahle. Für junge Berufseinsteiger sei die Riester-Rente wegen eines Bonus für Sparer unter 25 Jahren besonders interessant. Und gerade Auszubildende sollten sich über mögliche Betriebsrenten erkundigen.
Schulen lehren theoretischen Hintergrund