Volkswagen verdient gut
Kritiker warnen immer wieder vor den Problemen in Wolfsburg. Doch die Zahlen sehen bestens aus, die Gewinne sprudeln
Wolfsburg Volkswagen verdient trotz Dieselkrise, drohender Fahrverbote oder neuer Abgastests Milliarden Euro. Gleichzeitig bestätigte der größte Autokonzern der Welt seine Umsatz- und Ertragsziele für das Gesamtjahr – während viele Zulieferer und Hersteller jüngst mit Gewinnwarnungen ihre Anleger schockiert hatten. Trotz gestiegener Gewinne in den ersten neun Monaten kann der Konzern den AbgasSkandal aber weiter nicht abschütteln.
Der Nettogewinn der Wolfsburger stieg im Zeitraum Januar bis September um 24 Prozent auf knapp 9,4 Milliarden Euro. Weniger rosig fiel das dritte Quartal aus: VW haderte mit der Einführung der neuen WLTP-Abgastest-Standards, kam bei der Neu-Zertifizierung von Modellen nicht hinterher und spürte auch eine 800-Millionen-EuroGeldbuße für Audi im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal. So brachen erst die Auslieferungen im September ein, dann rutschte das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 18,6 Prozent auf 3,51 Milliarden Euro ab. Unter dem Strich aber stieg der Gewinn trotz der Geldbuße auf mehr als das Doppelte, nämlich 2,76 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte VW mit 2,6 Milliarden Euro deutlich mehr Kosten für die Diesel-Affäre verbucht.
Die Jahresprognosen bestätigte das Unternehmen: Nach wie vor strebt VW ein Umsatzplus von bis zu fünf Prozent an, die um Sondereinflüsse bereinigte Rendite soll zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. „Wir befinden uns in einer wegweisenden Transformation und müssen weiter aufs Tempo drücken“, betonte Konzernchef Herbert Diess. Vor VW und der gesamten Branche lägen große Herausforderungen. Und eine Reihe von Baustellen: So belastete der Handelskonflikt zwischen China und den USA im dritten Quartal die Geschäfte, gleichzeitig fiel bei der Marke mit dem VWEmblem die Umstellung auf WLTP spürbar ins Gewicht. Porsche hingegen steigerte Umsatz und Ergebnis um jeweils gut ein Drittel.
NordLB-Analyst Frank Schwope warnte, er halte weitere Risiken von 10 bis 20 Milliarden Euro wegen der juristischen Folgen von „Dieselgate“für denkbar. Im KapitalanlegerMusterverfahren in Braunschweig fordern VW-Investoren Schadenersatz in Milliardenhöhe für erlittene Kursverluste nach Bekanntwerden des Dieselbetrugs.
Dazu kommt ein weiteres Musterverfahren klagender Investoren: Erneut befasste sich das Oberlandesgericht Celle in Hannover mit einem Antrag gegen die Senatszusammensetzung – und lehnte ihn ab. Roland Losch, Christian Brahmann und Thomas Strünkelnberg, dpa