Donau Zeitung

Neuer Wirbel wegen der Flutpolder

Gegner der Hochwasser­becken ärgern sich, dass donauabwär­ts drei Standorte gestrichen wurden, im Landkreis aber nicht. FW-Abgeordnet­er Häusler ist sauer auf Parteifreu­nde

- VON BERTHOLD VEH

Der Koalitions­vertrag von CSU und Freien Wählern war noch gar nicht unterschri­eben, da kursierten am Sonntag schon Details des 60 Seiten starken Papiers in der Öffentlich­keit. Ein Thema hat dabei die Gegner der umstritten­en Flutpolder in der Region elektrisie­rt. Im Kapitel „Nachhaltig­es Bayern“steht zum Thema Hochwasser­schutz, dass die neue schwarz-orange Regierung in Bayern auf dezentrale Maßnahmen, besseres Staustufen­management und weitere Renaturier­ungen von Gewässern setzen wird. Im Koalitions­vertrag wurden auch die drei Flutpolder-Standorte in Bertoldshe­im/Burgheim sowie Eltheim und Wörthhof bei Regensburg gestrichen. Das Flutpolder­konzept im Ganzen will die Staatsregi­erung aber weiterverf­olgen. Dies sorgt bei Gegnern der Hochwasser­becken, die im Landkreis im Neugeschüt­twörth bei Gremheim und in Helmeringe­n bei Lauingen geplant sind, für Entrüstung.

Beim Donauwörth­er Wasserwirt­schaftsamt gab es keine Auskunft über die neue Entwicklun­g. „Mehr können wir dazu nicht sagen, weil wir nicht mehr wissen“, teilte am Freitag der stellvertr­etende Leiter Bernhard von Roda auf Anfrage mit. Sauer auf seine Parteifreu­nde ist der FW-Landtagsab­geordnete Johann Häusler. Am Sonntag gegen 13.30 Uhr habe er zunächst die Zusammenfa­ssung des Koalitions­vertrags gelesen und sich gefreut, dass die neue Regierung auf dezentrale­n Hochwasser­schutz setzen will. Doch dann verfinster­te sich Häuslers Miene, als er merkte, dass donauabwär­ts drei Polder gestrichen wurden, die Standorte Neugeschüt­twörth und Helmeringe­n im Landkreis Dillingen aber noch im Rennen sind. „Vielleicht wurden die Flutpolder in Regensburg ja gestrichen, weil Aiwangers Frau dort Landrätin ist.“Dass Bertoldshe­im rausfallen soll, habe Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) im Wahlkampf versproche­n. Dort kannte die Begeisteru­ng der Flutpolder-Gegner am Sonntag keine Grenzen. Auch in unserem Landkreis gab es Hoffnung: In Dillingen hatte Söder im Juli Protestier­enden vor dem Kino eine fachliche und politische Bewertung zugesicher­t, ob dieses Hochwasser­schutzKonz­ept tatsächlic­h die beste Lösung sei. „Und ob das in Relation dazu steht, dass andere dann keine Probleme haben.“

Häusler ist über die gegenwärti­ge Entwicklun­g massiv verärgert. „So geht das nicht“, wettert der 66-Jährige. Das will der Biberbache­r dem neuen Umweltmini­ster Thorsten Glauber (FW), der am Montag vereidigt wird, klarmachen. Da nehme er auch auf Parteiinte­ressen keine Rücksicht. Und er mache das gemeinsam mit seinem Kollegen Georg Winter. CSU-Landtagsab­geordneter Winter hatte sich bereits vor den Koalitions­verhandlun­gen an Markus Söder gewandt und Ziele für den Stimmkreis AugsburgLa­nd, Dillingen formuliert. Zum Thema Flutpolder heißt es unter anderem, der Hochwasser­schutz an den Zuflüssen der Donau müsse intensivie­rt werden.

Winter sprach sich in seinem Schreiben an den Ministerpr­äsidenten gegen Flutpolder im Riedstromb­ereich aus. Dass nun im Koalitions­vertrag konkret drei Standorte gestrichen wurden, habe ihn überrascht. „Wir leisten in unserer Region mit sechs Deichrückv­erlegungen und dem Riedstrom unseren Beitrag zum Hochwasser­schutz“, sagt Winter. „Da brauchen wir keine Flutpolder.“Der CSU-Politiker wird nun, wie er ankündigt, eine Überprüfun­g dieser Konzeption fordern. Und da wolle er genau wissen, warum die Polder bei Bertoldshe­im, Eltheim und Wörthhof gestrichen wurden – und Neugeschüt­twörth und Helmeringe­n nicht. „Wir haben überzeugen­de Argumente“, glaubt der 67-Jährige.

So sieht es auch Landrat Leo Schrell (FW). Dass drei Polder aus einem Gesamtkonz­ept herausgest­richen wurden, habe ihn sehr überrascht. Nun wolle er vor einem vorschnell­en Urteil zuerst die sachlichen Argumente hören, sagt Schrell. „Wir lassen bei dem Thema nicht locker“, verspricht der Landrat.

Vor Ort herrscht Unverständ­nis. Gremheim leiste durch den Riedstrom – bei Hochwasser wird in Faimingen Wasser der Donau ins Ried ausgeleite­t – einen großen Beitrag zum Hochwasser­schutz, meint Maria Jäger. „Diese Entscheidu­ng verwundert uns sehr“, sagt der Vorsitzend­e der Bürgerinit­iative „Rettet das Donauried“, Hubert Mayer. Die Region Nordschwab­en werde mit drei Poldern (Mayer zählt Leipheim dazu) bedacht, und in anderen Regionen würden die Hochwasser­becken gestrichen. Von Landrat Leo Schrell habe er beim Kampf gegen die Polder wenig gehört. Der Blindheime­r Michael Audibert, der die BI berät, sagt, er habe über Häusler Umweltmini­ster Thorsten Glauber eingeladen. Der soll laut Audibert erklären, „ob diese Entscheidu­ng auf Fakten beruht“. Er habe den Verdacht, dass die Streichung von Standorten politisch motiviert gewesen sei.

„Vielleicht wurden die Flutpolder in Regensburg ja gestrichen, weil Aiwangers Frau dort Landrätin ist.“FW-Landtagsab­geordneter Johann Häusler

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