Stören Mülltonnen am Grab?
Ruhestätte Der Friedhof in Altenberg soll umgestaltet werden. Zwei Familien fürchteten, dass sie deshalb ihre Gräber auflösen müssen. Doch es kommt alles ganz anders
Syrgenstein Seit 23 Jahren führt Holger Freunds erster Weg vor der Arbeit auf den Friedhof im Syrgensteiner Ortsteil Altenberg. Dort liegen seine Großeltern begraben. Freund besucht die Grabstätte jeden Tag, wie er sagt. Die Nachricht, dass die Gemeinde den Friedhof in Altenberg umgestalten möchte, war für ihn deshalb durchaus von Bedeutung. Erst recht, weil sein Familiengrab von den Planungen betroffen war. Im Bereich dieser Reihe, der ersten gleich neben dem Eingang, sollte der neue Müllstellplatz entstehen. Die Befürchtung von Freund und einer anderen, betroffenen Familie: Der Bereich für die Biotonnen könnte ihre Gräber verdrängen. Bei beiden Familien ging die Angst um, dass die Gräber eventuell aufgelöst werden sollen. Beide haben noch einen Vertrag für die nächsten fünf Jahre. Bei anderen Grabstätten in diesem Bereich ist laut Gemeinde der Vertrag ausgelaufen. Die Information, dass das Familiengrab den Biotonnen weichen müsste, sorgte für einige Irritationen unter den Grabbesitzern. Sie legten nach eigenen Angaben Einspruch bei Bürgermeister Bernd Steiner ein. Holger Freund, der jeden Tag zum Grab geht, sagt: „Ich bin mit der Trauerarbeit noch nicht fertig.“
Soll wegen eines geplanten Standortes für Biotonnen eine Grabreihe aufgelöst werden? Bürgermeister Steiner beruhigt. Die Planungen seien ganz andere, sagt er. Es sei lediglich darum gegangen, den neuen Müllstellplatz neben den Grabstätten anzulegen. Dass deshalb Gräber aufgelöst werden müssten, sei falsch. Er betont: Solange jemand ein Grabnutzungsrecht besitzt, ist das betreffende Grab außerhalb jeder Planung. Der Umbau des Friedhofes sei deshalb ein längerer Prozess und nicht „von heute auf morgen“zu bewerkstelligen. „Wir reden hier von den nächsten 15 bis 20 Jahren“, sagt Steiner.
Die Angelegenheit mit den Mülltonnen hat die Gemeinde nun ganz anders geregelt. „Wir wollen nie- mandem etwas aufzwängen“, so der Bürgermeister. Die Behälter sollen deshalb woanders hinkommen – außerhalb des Friedhofs, im Eingangsbereich. „Wir schauen mal, wie sich dieser Standort bewährt“, sagt Steiner. Die Gräber in der ersten Reihe bleiben also unberührt. „Da fällt mir ein Stein vom Herzen“, sagt Holger Freund.
Laut Steiner sehen die Planungen für die Umgestaltung im kommenden Jahr zum einen einen behindertengerechten Zugang zu den Urnengräbern vor. Zum anderen soll der Friedhof einen WC-Container erhalten an der Stelle, an der bisher die Biotonnen stehen. Weiter geplant sind neue Sitzgelegenheiten. „Der Friedhof soll zu einer Kommunikationsplattform werden“, wünscht sich der Rathauschef.
● Friedhofsgebühren Das Thema Friedhof beschäftigte auch den Syrgensteiner Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Das Gremium erhöhte laut Steiner mit zwei Gegenstimmen die Friedhofsgebühren. Hintergrund ist, dass die Gemeinde im Bestattungswesen seit Jahren teils erheblich draufzahlt. 2013 lag der Fehlbetrag noch bei rund 40 000 Euro. Das hat sich bereits kontinuierlich gebessert, im vergangenen Jahr verbuchte die Gemeinde noch ein Minus von gut 21 000 Euro. Die Gemeinde will das Defizit weiter reduzieren. Für Bürger heißt das: Sie müssen künftig mehr zahlen. Für
Vertrag für die nächsten fünf Jahre
Friedhofs- und Wassergebühren steigen
die 20-jährige Nutzung einer Grabstätte etwa sind künftig 1080 Euro statt wie bisher 720 Euro fällig. Die Benutzung des Leichenhauses kostet nun 220 Euro statt 200 Euro. Und auch die Graburkunde wird fünf Euro teurer und kostet künftig 25 Euro.
● Wassergebühren Der Syrgensteiner Gemeinderat hat in seiner Sitzung außerdem einstimmig beschlossen, die Wassergebühren anzuheben. Die bisherige Verbrauchsgebühr lag brutto bei 1,86 Euro pro Kubikmeter. Künftig sind für diese Wassermenge 2,11 Euro fällig. Die neue Gebührenordnung gilt ab dem
1. Januar 2019 und läuft bis zum 31. Dezember 2022.