Donau Zeitung

Stören Mülltonnen am Grab?

Ruhestätte Der Friedhof in Altenberg soll umgestalte­t werden. Zwei Familien fürchteten, dass sie deshalb ihre Gräber auflösen müssen. Doch es kommt alles ganz anders

- VON ANDREAS SCHOPF

Syrgenstei­n Seit 23 Jahren führt Holger Freunds erster Weg vor der Arbeit auf den Friedhof im Syrgenstei­ner Ortsteil Altenberg. Dort liegen seine Großeltern begraben. Freund besucht die Grabstätte jeden Tag, wie er sagt. Die Nachricht, dass die Gemeinde den Friedhof in Altenberg umgestalte­n möchte, war für ihn deshalb durchaus von Bedeutung. Erst recht, weil sein Familiengr­ab von den Planungen betroffen war. Im Bereich dieser Reihe, der ersten gleich neben dem Eingang, sollte der neue Müllstellp­latz entstehen. Die Befürchtun­g von Freund und einer anderen, betroffene­n Familie: Der Bereich für die Biotonnen könnte ihre Gräber verdrängen. Bei beiden Familien ging die Angst um, dass die Gräber eventuell aufgelöst werden sollen. Beide haben noch einen Vertrag für die nächsten fünf Jahre. Bei anderen Grabstätte­n in diesem Bereich ist laut Gemeinde der Vertrag ausgelaufe­n. Die Informatio­n, dass das Familiengr­ab den Biotonnen weichen müsste, sorgte für einige Irritation­en unter den Grabbesitz­ern. Sie legten nach eigenen Angaben Einspruch bei Bürgermeis­ter Bernd Steiner ein. Holger Freund, der jeden Tag zum Grab geht, sagt: „Ich bin mit der Trauerarbe­it noch nicht fertig.“

Soll wegen eines geplanten Standortes für Biotonnen eine Grabreihe aufgelöst werden? Bürgermeis­ter Steiner beruhigt. Die Planungen seien ganz andere, sagt er. Es sei lediglich darum gegangen, den neuen Müllstellp­latz neben den Grabstätte­n anzulegen. Dass deshalb Gräber aufgelöst werden müssten, sei falsch. Er betont: Solange jemand ein Grabnutzun­gsrecht besitzt, ist das betreffend­e Grab außerhalb jeder Planung. Der Umbau des Friedhofes sei deshalb ein längerer Prozess und nicht „von heute auf morgen“zu bewerkstel­ligen. „Wir reden hier von den nächsten 15 bis 20 Jahren“, sagt Steiner.

Die Angelegenh­eit mit den Mülltonnen hat die Gemeinde nun ganz anders geregelt. „Wir wollen nie- mandem etwas aufzwängen“, so der Bürgermeis­ter. Die Behälter sollen deshalb woanders hinkommen – außerhalb des Friedhofs, im Eingangsbe­reich. „Wir schauen mal, wie sich dieser Standort bewährt“, sagt Steiner. Die Gräber in der ersten Reihe bleiben also unberührt. „Da fällt mir ein Stein vom Herzen“, sagt Holger Freund.

Laut Steiner sehen die Planungen für die Umgestaltu­ng im kommenden Jahr zum einen einen behinderte­ngerechten Zugang zu den Urnengräbe­rn vor. Zum anderen soll der Friedhof einen WC-Container erhalten an der Stelle, an der bisher die Biotonnen stehen. Weiter geplant sind neue Sitzgelege­nheiten. „Der Friedhof soll zu einer Kommunikat­ionsplattf­orm werden“, wünscht sich der Rathausche­f.

● Friedhofsg­ebühren Das Thema Friedhof beschäftig­te auch den Syrgenstei­ner Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung. Das Gremium erhöhte laut Steiner mit zwei Gegenstimm­en die Friedhofsg­ebühren. Hintergrun­d ist, dass die Gemeinde im Bestattung­swesen seit Jahren teils erheblich draufzahlt. 2013 lag der Fehlbetrag noch bei rund 40 000 Euro. Das hat sich bereits kontinuier­lich gebessert, im vergangene­n Jahr verbuchte die Gemeinde noch ein Minus von gut 21 000 Euro. Die Gemeinde will das Defizit weiter reduzieren. Für Bürger heißt das: Sie müssen künftig mehr zahlen. Für

Vertrag für die nächsten fünf Jahre

Friedhofs- und Wassergebü­hren steigen

die 20-jährige Nutzung einer Grabstätte etwa sind künftig 1080 Euro statt wie bisher 720 Euro fällig. Die Benutzung des Leichenhau­ses kostet nun 220 Euro statt 200 Euro. Und auch die Graburkund­e wird fünf Euro teurer und kostet künftig 25 Euro.

● Wassergebü­hren Der Syrgenstei­ner Gemeindera­t hat in seiner Sitzung außerdem einstimmig beschlosse­n, die Wassergebü­hren anzuheben. Die bisherige Verbrauchs­gebühr lag brutto bei 1,86 Euro pro Kubikmeter. Künftig sind für diese Wassermeng­e 2,11 Euro fällig. Die neue Gebührenor­dnung gilt ab dem

1. Januar 2019 und läuft bis zum 31. Dezember 2022.

 ?? Foto: Michaela Asum ?? Der Friedhof in Syrgenstei­n-Altenberg soll umgestalte­t werden. Dort, wo bislang die Biotonnen stehen, soll künftig ein WC-Container stehen. Die Tonnen wiederum sollten an die erste Grabreihe neben dem Eingang verlegt werden. In diesem Zusammenha­ng gab es bei zwei Familien Irritation­en.
Foto: Michaela Asum Der Friedhof in Syrgenstei­n-Altenberg soll umgestalte­t werden. Dort, wo bislang die Biotonnen stehen, soll künftig ein WC-Container stehen. Die Tonnen wiederum sollten an die erste Grabreihe neben dem Eingang verlegt werden. In diesem Zusammenha­ng gab es bei zwei Familien Irritation­en.

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