Ja, da schau her, der Erwin!
Bei allem Ärger der jüngsten Vergangenheit – die CSU kann auch eine Spaßpartei sein. Zwar sind die glorreichen Zeiten schon lange vorbei, in denen der scheidende Parteichef Horst Seehofer nach einer seiner Witzeleien das Wort „Schbass“zwischen zusammengepressten Zähnen hervorzischen ließ. Aber jetzt, da klar ist, dass er den Dienst an der Spitze quittiert, wird wieder befreiter gelacht bei den Christsozialen.
Über Erwin Huber zum Beispiel. Seehofers Vorgänger als Parteichef hat dem Landtag nach 40 Jahren den Rücken gekehrt und sich – irgendwo muss diese unbändige Energie eines 72-Jährigen ja hin – für ein Studium an der Münchner Jesuitenhochschule für Philosophie eingeschrieben.
Ja, da schau her, der Erwin! Da sagen die einen: Der war doch immer schon ein Philosoph. Schon dereinst in der Niederlage zeigte Huber geradezu sokratische Größe, als er sagte: „Frustration ist nichts anderes als der Abstand zwischen Erwartung und Realität.“Sappralot, so was schaffen andere nach 13 Semestern noch nicht! Weniger wohlmeinende Parteifreunde freilich lästern: Der Erwin hätte besser früher schon Philosophie und nicht bloß Volkswirtschaft studieren sollen, dann wäre es vielleicht gar nicht zu den Niederlagen gekommen ...
Okay, das war jetzt Spaß. In jedem Grundkurs der Philosophie kann man lernen, dass die Philosophen als Herrscher keine Granaten, sondern bestenfalls ein schönes Ideal sind. Der römische Kaiser Marc Aurel kann ein Lied davon singen. Was nutzt die schönste Philosophie, wenn man in der Politik von Halma-Spielern und Leichtmatrosen umgeben ist?
Da hat der Spaß gleich ein Loch. So wie am Samstag bei der CSU, als gewitzelt wurde, dass Seehofer den Moment seines Rücktritts möglicherweise bis zur allerletzten Sekunde hinauszögert – also nicht schon vor dem Parteitag am 19. Januar, sondern vielleicht erst zum Auftakt des Parteitags oder möglicherweise sogar erst am Ende seiner Parteitagsrede. Einige in der CSU würden das jedenfalls gar nicht lustig finden.