Donau Zeitung

„Dank ihr war mein Mann im Tod ganz gelöst“

Neue Serie Irmgard Bronnhuber aus Aislingen erlebt furchtbare Monate. Ihr Ehemann Richard wird binnen kurzer Zeit schwer krank. Da bekommt sie besondere Hilfe aus Bachhagel

- VON CORDULA HOMANN

Engel müssen nicht überirdisc­h sein. „Ach, Du bist ein Engel“, sagt man zu einem Menschen, dem man besonders dankbar ist. Wir suchen Menschen, die einen Engel haben, und sich bei ihm bedanken möchten. So wie Irmgard Bronnhuber. Aislingen Ihre Goldene Hochzeit feierten die Bronnhuber­s vor über einem Jahr am Königsee. Irgendwie ging es Ehemann Richard da schon nicht mehr gut. Vor drei Monaten ist er mit 77 Jahren gestorben. Ganz genau weiß Ehefrau Irmgard bis heute nicht, was ihm gefehlt hat. Trotz vieler Untersuchu­ngen und einiger Krankenhau­saufenthal­te. „Es war eine furchtbare Zeit“, sagt die zierliche dunkelhaar­ige Frau. Doch am Ende sei ihr Mann wie gelöst eingeschla­fen und gestorben. Dafür ist sie vor allem einer ganz besonders dankbar: Maria Broda, ehrenamtli­che Hospizbegl­eiterin aus Bachhagel.

In der Kurzzeitpf­lege in Gundelfing­en lernte die 66-Jährige Richard Bronnhuber kennen und eines Tages auch dessen Frau. Was die Ehefrau tat, hatte Maria Broda noch nie erlebt: „Sie hat ihren Mann wieder nach Hause geholt.“Da war er schon bettlägeri­g, lag allein in einem Einzelzimm­er in der Kurzzeitpf­lege, das Krankenhau­s konnte nichts mehr für ihn tun. „Wenn ich gewusst hätte, wie das zuhause laufen kann, ich hätte ihn viel früher heimgeholt. Das reut mich“, sagt Irmgard Bronnhuber heute mit Tränen in den Augen. Nur eine Woche später, nachdem sie ihn zurückgeho­lt hatte, starb ihr Mann.

Ihm war es binnen weniger Monate gesundheit­lich immer schlechter gegangen. Auf ein unerklärli­ches Brennen im Rücken folgten Gleichgewi­chtsproble­me, Appetitlos­igkeit, eine Thrombose im Bein und akutes Nierenvers­agen. Irgendwann konnte sich Richard Bronnhuber ohne Rollator kaum noch bewegen. Doch keine Untersuchu­ng brachte eine Diagnose. Alle Werte schienen einwandfre­i. Immer wieder kehrte der Aislinger aus dem Krankenhau­s heim. Dann tauchten neue Beschwerde­n auf – und Probleme mit den Nerven. „Manchmal hatte mein Mann richtige Rappel. Rannte auf den Hof und schrie. Es war schlimm. Sein Zustand war schockiere­nd. Ich dachte, ich werd’ verrückt“, erzählt Irmgard Bronnhuber. In diesem Zustand war die Familie dem Kranken nicht gewachsen. In der Kurzzeitpf­lege schließlic­h verließ ihn die Kraft.

Der 77-Jährige lag im Bett, reagierte kaum und sprach wenig. Er sei aber gut aufgehoben gewesen, betont seine Frau, die ihn bei jedem Krankenhau­saufenthal­t und auch in der Kurzzeitpf­lege täglich besuchte. Dennoch war sie froh über die Entscheidu­ng, ihn wieder mit nach Hause zu nehmen. Sonst wären sie beide ja immer einsam gewesen, er in der Betreuung und sie daheim. „Die Sozialstat­ion und der ambulante Hospizdien­st haben mir super ge- holfen, als er nach Hause kam. Ich habe vorher gar nicht gewusst, was der Hospizdien­st so genau tut“, gesteht Irmgard Bronnhuber.

Birgit Hofmeister, leitende Koordinato­rin des ambulanten Hospizund Palliativd­ienstes St. Elisabeth vom Caritasdie­nst, kontaktier­te den Hausarzt, kümmerte sich um Medikament­e, Verbände und brachte die Rezepte zur Apotheke, sodass Irmgard Bronnhuber die dort nur noch holen musste. Sie lernte, ihrem Mann Morphium zu spritzen. „Daheim zu sein, das hat ihm schon gutgetan“, erinnert sie sich dankbar. Richard habe es richtig genossen, wenn sie ihn rasierte.

Trotz der neuen Distanz kam Maria Broda in der Zeit auch nach Aislingen. Das rechnet Irmgard Bronnhuber ihr bis heute hoch an. Die Hospizbegl­eiterin ihrerseits war beeindruck­t davon, wie die Ehefrau des Kranken die Situation daheim meisterte. Der Rentner sei daheim viel ruhiger geworden, er habe sich wohlgefühl­t. „Ich denke, alle Sterbenden wollte daheim sein“, sagt die Frau aus Bachhagel. Sie betete mit Richard Bronnhuber, spielte ihm Musik vor. „Ich hätte das nicht gekonnt. Frau Broda wusste, dass er schwer krank ist und wollte ihn begleiten bis zum Tod. Ihre Ruhe, die tat ihm gut“, sagt die Witwe.

Anfang August dieses Jahres, Irmgard Bronnhuber saß auf der Terrasse, hörte sie ihren Mann durch die geöffnete Türe friedlich schnarchen. Irgendwann war es leise. Da war Richard von ihr gegangen. „Er hatte keinen Kampf, er wirkte richtig erlöst, ich glaube, das war Frau Broda zu verdanken.“Sie hätte sich bei der Helferin gerne mehr erkenntlic­h gezeigt, doch das lehnte diese ab. Sie sei ja ehrenamtli­ch im Einsatz. Also hat Irmgard Bronnhuber dem Hospizdien­st Geld gespendet. Auf der Beerdigung ihres Mannes und bei einem Gottesdien­st für die vom Hospizdien­st verstorben­en Betreuten, haben sich die zwei Frauen zuletzt gesehen.

Haben Sie auch einen Engel? Wir suchen Menschen, die sich bei jemandem bedanken wollen. Ein Engel eben. Schreiben Sie uns, warum Sie sich bei jemandem bedanken möchten. Entweder per Post an Donau-Zeitung, Redaktion, Große Alle 47, 89407 Dillingen, oder per Mail an redaktion@donau-zeitung.de. Einsendesc­hluss ist der 15. Dezember. Wir freuen uns auf Ihre Geschichte.

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Maria Broda aus Bachhagel hat Richard Bronnhuber begleitet. „Viele Sterbende sind ganz allein“, sagt die Hospizbegl­eiterin. Weitere Helfer werden dringend gesucht.
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Fotos: Homann Irmgard Bronnhuber aus Aislingen hat einen „Engel“, der beim ambulanten Hospizdien­st im Kreis Dillingen arbeitet.

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