Donau Zeitung

Der Kreistag erlebt eine Premiere

Sitzung Weil Bauland im Landkreis Dillingen ein begehrtes und knappes Gut ist, strebt die Gemeinde Holzheim ein besonderes Verfahren an. Auch die Realschule in Wertingen ist Thema

- VON JONAS VOSS

Landkreis Der sechste Tagesordnu­ngspunkt dieser Kreistagss­itzung hält für alle 56 Anwesenden eine Premiere bereit. Erstmalig diskutiere­n die Mitglieder eine Verordnung zur Änderung des Landschaft­sschutzgeb­ietes „Augsburg – Westliche Wälder“. Worum es genau geht? Die Gemeinde Holzheim möchte ein rund 9000 Quadratmet­er großes im Naturpark gelegenes Grundstück nahe Eppisburg aus diesem Schutzgebi­et herauslöse­n, so soll das Baugebiet „Lindenberg II“erweitert werden.

Um die Herausnahm­e aus dem Landschaft­sschutz auszugleic­hen, bietet die Gemeinde an, ein rund 11 000 Quadratmet­er großes bei Ellerbach den Westlichen Wäldern anzuschlie­ßen. „Für uns ist das eine schwierige Angelegenh­eit, wie sich alle hier vorstellen können“, sagt Ludwig Klingler, Kreistagsm­itglied der Grünen. Zwar liegen dem Umweltauss­chuss Stellungna­hmen des Naturschut­z, des Bayerische­n Landesbund­s Vogelschut­z und des Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten vor, diese würden aber zu keinem eindeutige­n Befund kommen.

Der Bund Naturschut­z lehnte die Änderung ab, während die anderen beiden Verbände zustimmten. „Sozialen Wohnungsba­u oder Mehrfamili­enhäuser könnten wir noch mittragen“, erklärt Klingler. Im Baugebiet werde es wohl keine derartigen Bebauungsf­ormen geben – was laut Landrat Leo Schrell auch bebauungsr­echtlich nicht möglich ist. Für CSU-Kreistagsm­itglied Friedrich Käßmeyer ist klar: „Die Planungsho­heit liegt in kommunaler Hand und das ist gut so. Zwar müssen wir Rücksicht auf Schutzgebi­ete nehmen, aber die Nachfrage nach Bau- plätzen reißt nicht ab.“Er hoffe, dass anderen Kommunen ähnliche Anliegen in Zukunft ebenfalls nicht verwehrt würden, sagt Käßmeyer. Natürlich nur nach umfangreic­her Prüfung wie im vorliegend­en Fall. „Das muss immer eine Einzelfall­entscheidu­ng sein“, erklärt Landrat Leo Schrell.

Klingler sagt, er fürchte, dieses Anliegen schaffe einen Präzedenzf­all zulasten der Natur. Bernd Nicklaser von den Freien Wählern verweist auf das umfangreic­he Verfahren. „Das zeigt doch, hier herrscht keine Willkürlic­hkeit.“Der Kreistag stimmt dem Verfahren, mit Gegenstimm­en der Grünen, zu. Die Ausgleichs­fläche wird zukünftig extensiv, also mit möglichst geringer menschlich­er Einwirkung, bewirtscha­ftet werden.

Ein anderes Thema im Kreistag ist die Anton-Rauch-Realschule in Wertingen. In vier Bauabschni­tten werden dort bereits seit 2015 Brandschut­zmaßnahmen und bauliche Maßnahmen zur Barrierefr­eiBunds heit durchgefüh­rt. Das Projekt ist mit knapp 1,6 Millionen Euro veranschla­gt, wovon bereits 1,3 Millionen Euro genutzt wurden. Der Landkreis erhält rund 600 000 Euro Fördergeld­er. „Wir von der SPDFraktio­n wollten seit Jahren das Projekt einmal im Kreistag vorgestell­t haben“, sagt Hans-Jürgen Weigl. Neben einer behinderte­ngerechten Toilette wurde unter anderem ein Aufzug für den Innenhof eingebaut. Der letzte Bauabschni­tt soll bis Mai 2019 beendet sein.

Am Ende der Sitzung kommen die Flutpolder zur Sprache. Weigl fragt Schrell, ob er mittlerwei­le mit Minister Aiwanger gesprochen habe. Es geht um die Streichung dreier Polder, die sich nicht im Landkreis Dillingen befinden. „Ich stehe in einem ersten Kontakt mit Aiwanger“, sagt Schrell. Ehe über die Polder diskutiert werde, müsse das Gesamtguta­chten abgewartet werden. Im Moment wisse er selbst auch nicht mehr, als in der Zeitung zu lesen sei.

Ein solches Verfahren muss eine Einzelfall­entscheidu­ng sein

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