Kaleidoskop der schönen Empfindungen
Konzert Im Lauinger Rathaus sorgt eine Opern– und Operettengala für Furore
Lauingen Kurzfristig gelang es der Dillinger Sopranistin Miriam Galonska, einen Ersatz für die erkrankte Kollegin Annette Sailer zu organisieren, sodass das angekündigte Konzert stattfinden konnte. Der Tenor vom Staatstheater Augsburg, Oliver Scherer, brachte als Gesangspartner eine neue Klangfarbe ins Spiel, und der Meister am Blüthnerflügel Marcus McLaren stützte mit seiner Begleitkunst die Auftritte der Solisten. „Opern (und Operetten) fürs Herz“lautete das Motto der Serenade, bei der das Thema Liebe in all seinen Facetten den Programmablauf bestimmte. Die Beiträge wurden in den Originalsprachen auf Italienisch, Französisch, Deutsch und sogar Tschechisch gesungen; die Vokalisten gestalteten auf staunenswert sichere wie selbstverständliche Weise. Einzelgesang und Duette in schöner Abwechslung ließen die zweistündige Soirée wie im Fluge vergehen.
Miriam Galonska bewegte sich gefühlstief innerhalb der klanglich affektiven Grenzen. Sie zauberte einen bemerkenswerten Reichtum an atmosphärischen Valeurs und poetischen Stimmungen in den Saal. Die Sopranistin stürzte sich mit belcantischer Eloquenz und schauspielerischem Talent in die Mozart-Arie „Come scoglio“aus „Così fan tutte“ und in „Voi lo sapeta“aus „Cavalleria Rusticana“von Pietro Mascagni. Dabei waren ihr feinste lyrische Nuancen zu eigen, genauso wie ein klar artikuliertes Verständnis für das Dramatische. Die Barockarien von Händel „Lascia ch’io pianga“und „Piangerò“kennzeichneten stilistische Präzision, Phrasierungskunst und fließende Koloraturen. Ihre ausgebildete, wohltönende Stimme prädestinierte sie für eine beeindruckende Wiedergabe des „Liedes an den Mond“aus „Rusalka“von Antonín Dvorˇák im mährischen Originaltext. Für Miriam Galonska war es leicht, Bühnenwirksamkeit herzustellen. Die „leichte“Muse bediente sie kokett und traumhaft elegant als Giuditta in „Meine Lippen, sie küssen so heiß“. In den Duetten aus der „Lustigen Witwe“und der „Fledermaus“war die Sängerin die ideale Partnerin des Augsburger Tenors Oliver Scherer. Er servierte charmant die Operettenschlager und verlieh diesen seine künstlerische Note: großartig „Dein ist mein ganzes Herz“(Lehár), „Ja, das alles auf Ehr“(Johann Strauß) und „Wenn auch die Jahre enteilen“(Lincke). Oliver Scherer war von Anfang an auch in den dramatischen Opernszenen präsent und stattete diese mit Ausdruck, Leidenschaft und stimmlicher Furore aus („Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, „La Donna è mobile“, „La fleur que tu m’avais jetée). Dies kam ihm auch beim „La Traviata“-Duett mit Miriam Galonska sehr zustatten. Es war offenkundig, dass Marcus McLaren am Blüthner-Flügel quasi die „dritte Stimme“bildete. Als Begleiter hatte er maßgeblichen Anteil am Gelingen des musikalischen Abends. Mit präziser Tonsprache, behutsamem Spiel, rhythmischer Fantasie, Einfühlungsvermögen und technischer Gewandtheit war er orchestrales Fundament und antwortender Partner zugleich. Die Solobeiträge „Arabesque“von Claude Debussy und der As-Dur-Walzer von Frédéric Chopin schillerten in impressionistischen Farben und gefielen dem Publikum durch ein gelungenes „Jeu perlé“. Begeisterter Beifall der animierten Zuhörer, zwei Zugaben und Anerkennung durch den Vorsitzenden der Streicher- und Gesangsakademie, Julian Vogt.