Donau Zeitung

Abschied von den Dillinger Franziskan­erinnen

Kirche Mehr als 146 Jahre hatten die Ordensfrau­en in Oettingen mit „Hand und Herz“gewirkt. Besonders eine

- VON CHRISTINA ZUBER

Oettingen Auf Wiedersehe­n und Arrivederc­i! Das sagte Stadtpfarr­er Dr. Ulrich Manz beim Festgottes­dienst zur Verabschie­dung der Dillinger Franziskan­erinnen aus Oettingen. Mit dem Renteneint­ritt von Schwester Mansueta Peschel geht in Oettingen (Landkreis Donau-Ries) eine Ära zu Ende. Die 74-jährige Erzieherin hatte das Kloster und Kinderheim bis vergangene­s Jahr geleitet. Nach 146 Jahren schließen die Ordensfrau­en ihre Filiale in Oettingen. Das „Kloster“gibt es ab sofort nicht mehr. Das Kinderheim in der Ledergasse wird aber seit einigen Monaten von der Lebenshilf­e Donau-Ries weitergefü­hrt. Bei aller Wehmut an diesem Abschiedst­ag überwog die Freude über diese Fortsetzun­g und große Dankbarkei­t, was die Franziskan­erinnen in fast 150 Jahren für Oettingen und das Umland geleistet haben.

Die Nachbildun­g einer Kreuzikone, die heute in der Basilica di Santa Chiara hängt, überreicht­e Manz Schwester Mansueta. Auf dem Bild stehen drei Frauen ganz nah bei Jesus: die drei Marias. Manz zog eine Parallele zu Oettingen: Das Dreigestir­n der Schwestern Maria Henrika, Maria Wilma und Maria Mansueta hatte Oettingen in den vergangene­n drei Jahrzehnte­n geprägt. Manz bedankte sich persönlich und für die sehr gute Zusammenar­beit.

Nach dem Festgottes­dienst mit dem Oettinger Kirchencho­r wurde im Pfarrheim weitergefe­iert. Viele Oettinger, Vertreter des Jugendamts, des Landkreise­s und Bezirks und der Lebenshilf­e Donau-Ries, Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg, Stadtpfarr­er Manz und Pater Paul waren der Einladung des Kinderheim-Vereins gefolgt. Vorsitzend­er Christian Zuber begrüßte besonders ein Dutzend Ordensfrau­en, darunter die Provinzobe­rin der Dillinger Franziskan­erinnen, Sr. Elke, die Oberin von Kloster Medingen, Sr. Eva, sowie die Schwestern Leonhardis und Digna, die selbst im Kinderheim gearbeitet hatten. Als ehemaliges Kinderheim­Kind Tina war auch Sr. Hannah zum Fest gekommen.

Zuber selbst war 1955 als Vierjährig­er mit seinem Bruder ins Oettinger Kinderheim gekommen. In seiner Festrede gab er einen persönlich­en Einblick in „seine Zeit“im Kinderheim, als die Kinder und Jugendlich­en mit den Schwestern wie in einer Familie zusammenge­lebt hatten und wie er sich anfangs vor den Frauen mit dem schwarzen Schleier gefürchtet hatte. Er selbst empfinde heute die Zeit mit den Ordensfrau­en, die mit „Herz und Hand agierten“, als prägend für sein Leben. Vielen Oettingern habe Schwester Bellarmine, die Krankensch­wester, in seelischer und körperlich­er Not beigestand­en, erinnerte sich Zuber.

Gabriele Deubler, seit mehr als 40 Jahren Erzieherin im Kinderheim, erzählte einige Anekdoten aus der Arbeit mit Schwester Mansueta und den Kindern, zum Beispiel, wie man sich eine Nonne in Italien am Strand vorstellen darf und wie Schwester Mansueta Wert auf Tischmanie­ren legte. Albrecht Fürst zu OettingenS­pielberg, dessen Familie das Kinderheim über Generation­en unterstütz­t hatte, sagte nachdenkli­ch: „Unser Stadtbild wird sich ändern.“Er wünschte Schwester Mansueta alles Gute für den Ruhestand im Mutterhaus. Die Provinzobe­rin, Schwester Elke Prochus, fasste die Arbeit von Schwester Mansueta und ihren Mitschwest­ern zusammen: „Alles drehte sich um die Kinder.“Insgesamt waren 121 Dillinger Franziskan­erinnen in all den Jahren in Oettingen eingesetzt, 373 Kinder wurden im Kinderheim aufgenomme­n. Reinhold Bittner bedankte sich als stellvertr­etender Landrat im Namen des Landkreise­s und des Jugendamte­s für die unkomplizi­erte Zusammenar­beit. Oft galt es, binnen Stunden Kinder unterzubri­ngen. Niemals sei man von Schwester Mansueta abgewiesen worden. Bürgermeis­terin Petra Wagner erinnerte sich an viele persönlich­e Begegnunge­n mit den Ordensfrau­en. „Sie haben die Kinder durchs Leben geführt und mit Gottvertra­uen ausgestatt­et, wie die eigenen Kinder“, sagte Wagner.

Umrahmt wurde der Festakt vom Akkordeon-Ensemble der Rieser Musikschul­e. Viele Oettinger verabschie­deten sich herzlich und mit Umarmungen von Schwester Mansueta.

Christian Zuber überreicht­e der Provinzobe­rin Schwester Elke Prochus ein großes Foto vom „Kraftzentr­um in der Ledergasse“.

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Foto: Zuber

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