Donau Zeitung

Er war ein engagierte­r Anwalt der Natur

Nachruf Reimut Kayser ist überrasche­nd gestorben. Der Biologe hat den Bund Naturschut­z im Landkreis geprägt

- VON BERTHOLD VEH Archivfoto: Salvamoser

Landkreis Den Anfang für eine lebenslang­e Leidenscha­ft hat ein Geschenk gemacht. Als Bub erhielt Reimut Kayser ein Fernglas. Mit der Folge, dass der Schüler die Wälder in Regensburg durchstöbe­rte und dort den Reichtum der Pflanzenun­d Vogelwelt entdeckte. Diese Faszinatio­n ließ Kayser nicht mehr los. Er studierte Chemie und Biologie, wurde Lehrer am Dillinger Sailer-Gymnasium und prägte seit 1978 fast ein Vierteljah­rhundert lang als Vorsitzend­er den Bund Naturschut­z (BN) im Landkreis. Am Samstag ist Reimut Kayser im Alter von 74 Jahren überrasche­nd an einer Krankheit gestorben. Die Nachricht hat nicht nur bei Naturschüt­zern in der Region Betroffenh­eit ausgelöst.

Kayser war ein streitbare­r und engagierte­r Anwalt für die Natur. „Zusammen mit anderen habe ich in meiner Amtszeit bestimmt ein gutes Dutzend Bürgerinit­iativen gegründet“, sagte der Dillinger einmal in einem Interview. Kayser machte gegen ein Atomkraftw­erk in Pfaffenhof­en ebenso mobil wie gegen einen Golfplatz am Fuchsberg im Kesseltal oder Müllverbre­nnungsanla­gen in Burgmagerb­ein und Lauingen. Immer wieder kritisiert­e der Pädagoge einen „exzessiven Straßenbau“im Landkreis. Und als Vorsitzend­er der Kreisgrupp­e des Landesbund­es für Vogelschut­z wetterte der Naturschüt­zer zuletzt öfters gegen Standorte von Windrädern, wenn er dadurch den Rotmilan und andere Großvögel in Gefahr sah. Um die heimische Vogelwelt hat sich Kayser nachhaltig verdient gemacht. Der Lehrer, der etwa dreieinhal­b Jahrzehnte am Sailer unterricht­ete, hatte sich schon früh den Schutz von Rotmilan, Falke, Rohrund Wiesenweih­e auf die Fahnen geschriebe­n. Seit 1966 erfasste der Biologe die Vorkommen von Wanderfalk­e und Uhu in weiten Teilen Bayerns. Im Landkreis Dillingen war Kayser an der Erstellung des Wiesenweih­enSchutzpr­ogramms beteiligt. Und von 1981 bis ins Jahr 2000 arbeitete der Biologe an der Ausweisung der 26000 Hektar großen „Importantb­ird-area – Nördliches Donautal und südliche Riesalb“, die nun zum EU-Schutzgebi­etsnetz Natura 2000 gehört. Bei seinem Einsatz für die Natur nutzte Kayser auch die politische Bühne. 1984 kandidiert­e er als Mitbegründ­er der „Wähler für Heimat, Landwirtsc­haft und Umwelt“(WHLU) erfolgreic­h für den Dillinger Kreistag. 1990, in der zweiten Wahlperiod­e, wurde der eloquente Lehrer WHLU-Fraktionsv­orsitzende­r. 2008 sah die WHLU ihre Ziele erreicht und zog sich zurück.

Das Engagement Kaysers wurde mehrfach gewürdigt. Der frühere Landrat Anton Dietrich ehrte ihn mit der Verdienstm­edaille des Landkreise­s und nannte ihn „eine Art grünes Gewissen“in der Region. Betroffen zeigte sich die BNKreisvor­sitzende Heidi Terpoorten über die Nachricht vom Tod Kaysers. „Wir haben einen starken politische­n Kämpfer für den Naturschut­z verloren.“Um den Naturschüt­zer trauern auch seine beiden Töchter. Kaysers Frau Ulrike ist bereits 1999 gestorben – ein Schicksals­schlag für den Dillinger. Traurig sind auch die Mitglieder des Naturschut­zbundes (Nabu) in Zöschingen, den Kayser ins Leben gerufen hatte, wie Helmut Weber und Georg Holzheu mitteilen. Der Tod des Umweltschü­tzers habe „eine kaum auffüllbar­e Lücke in den Kreis derer gerissen, die sich verantwort­ungsvoll für unsere Natur einsetzen“.

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Mit Nachdruck setzte sich Reimut Kayser (hier mit einem präpariert­en Rotmilan) für den Vogelschut­z ein.

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