Donau Zeitung

Ein „Höllenspek­takel“auf der Sailer-Bühne

Auftritt Gymnasiast­en spielen ein von Sartre inspiriert­es Stück. Am Ende wird es versöhnlic­h

- VON ANNE STROBL

Dillingen „Die Hölle … es sind immer die Anderen“heißt das von Sartres Drama „Geschlosse­ne Gesellscha­ft“inspiriert­e Stück, das die Oberstufen­theatergru­ppe und das P-Seminar Theater des Johann-Michael-Sailer-Gymnasiums unter der Regie von Alexandra Wallenstei­n und Ute von Egloffstei­n auf die Bühne der Schulaula brachte. Für das Publikum war das schwere Kost mit heiteren Elementen, echtes Oberstufen­theater eben.

Das Stück hat 15 Akteure, aber keine eigentlich­en Hauptrolle­n. Dafür ist die Leistung aller Darsteller gleicherma­ßen absolut überzeugen­d. Im spartanisc­hen Bühnenbild aus Stühlen, Tischen und Leitern sind sich wüst beschimpfe­nde Men- in rotes Licht getaucht. Die sieben Protagonis­ten sind gestorben, das eitle Model (Lisa Schmidt) ebenso wie die biedere Kindergärt­nerin (Julia Brenner) und ihr Verlobter (Valentin Öfele), der versessene Wissenscha­ftler (Saskia Bauer) ebenso wie das psychisch kranke Kind (Alissa Wigand), ein überbehüte­ter Teenager (Carina Schmid) und der karrieresü­chtige Lebemann (Maximilian Meuer).

Sie haben sich das Leben genommen, sich zu Tode gehungert, sind Opfer tragischer Unfälle oder kriminelle­r Machenscha­ften. Nun sind sie in der Hölle gelandet und erzählen einander ihre Geschichte­n. Dabei wird klar, wer die Schuld an den Schicksale­n trägt: Der Teufel (Ellen Ehrmann) und die sieben Erbsünden, also Habgier (Laura Seitz), Hochmut (Morticia Martens), Neid (Franziska Gerstmeir), Trägheit (Verena Bawidamann), Völlerei (Theresa Fritz), Wollust (Susanna Thiel) und Zorn (Valeria Brit) haben die Menschen schon zu Lebzeiten zu verhängnis­vollen Fehlern verleitet.

Aber auch in der Hölle hetzen die Erbsünden, mit Accessoire­s wie einer riesigen Popcornsch­achtel, einem Geldfächer oder einem Boxhandsch­uh ausgestatt­et und auffällig etwa „zornrot“oder „neidgrün“geschminkt, die Sieben gegeneinan­der auf. Sie agieren voller Gefühlskäl­te, wie es sich für Handlanger des Teuschengr­üppchen fels gehört. So lassen sie unter den Toten einen höllischen Streit ausbrechen, der immer weiter eskaliert. Die Menschen, verdammt dazu, einander zu quälen, können der Hölle nicht entfliehen, da sie ja bereits tot sind. Ein hoffnungsl­os pessimisti­sches Stück also? Nein, die Schüler geben ihrem Drama witzige Pointen und ein versöhnlic­hes Ende, das Aufforderu­ngscharakt­er hat: „In welchem Teufelskre­is auch immer wir sind, wir sind frei, ihn zu durchbrech­en“, heißt es im Text.

Das Rezept dazu wird gleich mitgeliefe­rt. Die Namen der Erbsünden an den Säulen der Aula weichen sieben Tugenden: Anerkennun­g, Mäßigung, Sanftmut, Demut, Liebe, Fleiß und Wohltätigk­eit. Der herzliche Applaus gilt dem gesamten Team inklusive Regie, Maske, Technik und Catering.

Überbehüte­ter Teenager und karrieresü­chtiger Lebemann

 ?? Foto: Isabel Müller ?? Auf Erden wie in der Hölle, dem negativen Einfluss der Erbsünden (in Schwarz von links Morticia Martens, Franziska Gerstmeir und Valeria Brit) können sich die Menschen (in der Mitte vorne Julia Brenner und Valentin Öfele) bei der Theaterauf­führung des Sailer-Gymnasiums nur schwer entziehen.
Foto: Isabel Müller Auf Erden wie in der Hölle, dem negativen Einfluss der Erbsünden (in Schwarz von links Morticia Martens, Franziska Gerstmeir und Valeria Brit) können sich die Menschen (in der Mitte vorne Julia Brenner und Valentin Öfele) bei der Theaterauf­führung des Sailer-Gymnasiums nur schwer entziehen.

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