Der Racheengel
Als Witwe räumt Jennifer Garner gründlich auf
In Filmen wie „96 Hours“mit Liam Neeson, „From Paris with Love“mit John Travolta und „The Gunman“mit Sean Penn hat der französische Regisseur Pierre Morel seine Darsteller als geradlinige Gerechtigkeitsvollstrecker in Szene gesetzt. Das Gleiche tut er nun in „Peppermint“mit einer weiblichen Hauptfigur. Als die Bankangestellte Riley North (Jennifer Garner) mit ansehen muss, wie Mann und Kind von vorbeifahrenden Drogengangstern mit Maschinenpistolen niedergemäht werden und der bestochene Richter die Täter freispricht, taucht sie unter – und drei Jahre später wieder auf. In der Zwischenzeit hat sich die trauernde Witwe solide Nahkampf-fertigkeiten angeeignet und ein veritables Waffenarsenal zugelegt. In dem ärmlichen Slum, wo ihr Wohnmobil steht, hat sie im Alleingang die Kriminalitätsquote radikal gesenkt und wird von den Bewohnern als Schutzengel verehrt.
Aber Rileys eigentliches Anliegen ist ein Rachefeldzug. Nacheinander knüpft sie sich die Täter, deren kriminelle Hintermänner sowie die korrupten Justizvertreter vor und nimmt dabei wenig Rücksicht auf Kollateralschäden. Das ruft Polizei und FBI auf den Plan, die sich mit der Täterprofilierung hier ein wenig schwertun. Als weibliche Charlesbronson-reinkarnation und kompetente Liquidatorin wütet Jennifer Garner auf der Leinwand und geht dabei genau so zielgesteuert und rücksichtslos vor wie ihre männlichen Genrekollegen. Garner macht ihre Sache gut, aber ihre Performance bleibt der einzige Lichtblick im recht eintönigen Actiongetöse. Dass hier einmal eine Frau gründlich aufräumen darf, ist ein nur vermeintlich progressives Element in diesem recht reaktionären Rachethriller, der munter der Waffenpornografie frönt, Selbstjustiz propagiert und mit tendenziell rassistischen Feindbildklischees arbeitet.
» (1 Std. 36 Min.), Action, USA 2018
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