Freiwillige Rückkehr: oft propagiert, wenig angenommen
Expertinnen informieren in Dillingen, wie es geht
Dillingen Das Entwicklungsministerium unterhält in verschiedenen Staaten dieser Welt Zentren, um Rückkehrern aus Deutschland den Neustart in der Heimat zu erleichtern? Alles über die „freiwillige Rückkehr“erfuhren die rund 30 Zuhörer, darunter MDL Georg Winter (CSU), beim jüngsten Rundgespräch „Asyl/migration“im katholischen Kirchenzentrum St. Ulrich.
Nina Hoferichter von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in München informierte unter anderem über die Zentren im Senegal und in Nigeria. Dort werden Rückkehrer unter anderem in den Bereichen Landwirtschaft und Textil geschult. Dabei kommt das Ausbildungskonzept „Bau eines Solarkoffers“zum Einsatz, bei dem der Dillinger Berufspädagoge Manfred Wolf mitwirkt – so auch in einem Berufsbildungszentrum in Thiés, Senegal, im Dezember 2018.
Wer kann diese Zentren nutzen? Alle Flüchtlinge aus den genannten Staaten, die sich für eine freiwillige Rückkehr entscheiden, egal, ob ihr Asylantrag angenommen wurde oder nicht. Der erste Schritt ist meist der Kontakt zur Zentralen Rückkehrberatung (ZRB) in Augs- burg. Natalie Wochowski erläuterte, dass ihre „Klienten“dort eine „Rückkehrberatung in Würde“erhielten. Die Beratung sei vertraulich, über ihre Inhalte erführen weder die Auslandsbehörden noch andere Ämter. Auch stünden genügend Dolmetscher zur Verfügung. Die Beratung umfasse nicht nur finanzielle, organisatorische und rechtliche Fragen, sondern auch ganz persönliche: für viele Flüchtlinge sei der organisierte Rückflug in ihr Heimatland der erste Flug ihres Lebens und daher mit großer Aufregung verbunden, erzählte Wochowski. Dennoch gelte: zur Rückkehr gezwungen werde niemand. Wer sich für eine freiwillige Rückkehr entscheide, könne mit 1200 Euro Starthilfe und 200 Euro Reisebeihilfe rechnen. Hinzu kämen Ausbildungshilfen nach der Rückkehr vor Ort und die Aussetzung einer eventuell geplanten Abschiebung. 2017 hätten 807 Menschen diese Beratung in Anspruch genommen, 363 seien letztlich ausgereist.
Im Anschluss diskutierten die Zuhörer des Rundgesprächs die Möglichkeiten der freiwilligen Ausreise. Darunter waren auch kritischen Fragen wie beispielsweise zur Korruption im Senegal. In der Heimat wieder neu Fuß zu fassen, sei oft nicht einfach, führte Georg Schrenk, Vorsitzender und Koordinator der Unterstützergruppe „Asyl/migration Dillingen“, aus. Abgeschobene Flüchtlinge kehrten als „Verfemte“in ihre Heimatländer zurück: als Gescheiterte und Versager, denen es nicht gelungen sei, in Europa zu bleiben, nachdem sie unter Aufwendung aller Ersparnisse ihrer Familien dort hingeschickt worden seien.
Dennoch wurde deutlich: ZRB und GIZ geben Flüchtlingen in ihrer Heimat wieder Startchancen. Solange jedoch Terror, Krieg, soziale Not und sich negativ verändernde klimatische Bedingungen den Menschen für ein besseres Leben kaum eine andere Alternative als die Flucht lassen, werden sie sich weiter auf den Weg dorthin machen, wo sie ein besseres Leben erhoffen.
Am Ende galt der Dank den beiden Referentinnen, verbunden mit dem Hinweis an die Besucher, für Mitwirkende in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit zu werben, da die vorhandenen Ehrenamtlichen bei Weitem nicht mehr in der Lage sind, alle Herausforderungen zu meistern.