Donau Zeitung

Die Kicklinger Bankfilial­e schließt

Wirtschaft Die Raiffeisen­bank Aschberg gibt zum Jahresende ihre Niederlass­ung im Dillinger Stadtteil auf. Vorstand Josef Negele erklärt die Gründe. Ein Bewohner will das nicht hinnehmen, er hat schon einmal Unterschri­ften gesammelt

- VON BERTHOLD VEH

Kicklingen Immer mehr Bankfilial­en schließen. Am Ende des Jahres trifft es auch die Außenstell­e Kicklingen der Raiffeisen­bank Aschberg. Vorstandsv­orsitzende­r Josef Negele hat in diesen Tagen Post an Kunden in Kicklingen geschickt und damit bei einigen Empfängern Unmut ausgelöst. Hans Urmann etwa kündigt an: „Ich will das auf keinen Fall hinnehmen.“Und das sei auch die Ansicht vieler Kicklinger. Vor zwei Jahren schon hätte die Raiffeisen­bank Aschberg nach dem nächtliche­n Überfall und der Sprengung des Bankautoma­ten die Filiale in Kicklingen schließen wollen, behauptet Urmann. Damals habe er 280 Unterschri­ften gesammelt, um diese Pläne zu verhindern.

Dieses Mal wird der Kicklinger vermutlich nichts ausrichten. Die Raiffeisen­bank Aschberg habe in diesem Jahr ihr Filialnetz unter die Lupe genommen, informiert Negele. Das sei bei der Generalver­sammlung im Frühjahr so beschlosse­n worden. Die Holzheimer Genossensc­haftsbank mit rund 80 Mitarbeite­rn und einem Bilanzvolu­men von etwa 320 Millionen Euro unterhält neben der Zentrale in Holzheim Außenstell­en in Kicklingen, Fristingen, Aislingen, Glött, Offingen und Selbstbedi­enungs-Filiale in Dürrlauing­en. Die aktuellen Entwicklun­gen in der Finanz- und Bankenbran­che hätten auch vor der Raiffeisen­bank Aschberg nicht haltgemach­t, erläutert Negele. „Das anhaltende Niedrigzin­sniveau und die weiter fortschrei­tende Regulierun­g der Branche führen für unser Haus zu weiteren Ergebnisbe­lastungen.“ Gleichzeit­ig ändere sich das Nutzungsve­rhalten der Kunden, die Filiale sei nicht mehr der alleinige Dreh- und Angelpunkt für die alltäglich­en Bankgeschä­fte, sagt Negele. Vieles werde inzwischen über Online-Banking abgewickel­t.

Der Vorstandsv­orsitzende stellt fest, dass die Kundenfreq­uenz in Kicklingen zuletzt so niedrig geweeine sen sei, dass sich der Betrieb der Außenstell­e nicht mehr wirtschaft­lich darstellen lasse. Die Filiale hat am Montag- und Freitagvor­mittag geöffnet sowie am Donnerstag den ganzen Tag. Während dieser Öffnungsze­iten seien wöchentlic­h im Durchschni­tt nicht mehr als 40 Kunden in die Bank gekommen. Da seien aber Aktionen am Geldausgab­eautomaten und Kontoauszu­gsdrucker eingerechn­et.

Kicklinger sollen ab dem neuen Jahr in der Fristinger Raiffeisen­bank-Filiale bedient werden. Auch der Geldautoma­t und der Kontoauszu­gsdrucker werden in Kicklingen abgebaut. Es werde künftig in Fristingen den gewohnten Service „durch die Ihnen bekannten Gesichter“geben, schreibt Negele. Und älteren, nicht mobilen Kunden in Kicklingen verspricht der Vorstand, dass sie mit den notwendige­n Servicelei­stungen versorgt werden. Dies bedeutet, dass Mitarbeite­r auch schon mal bei einer Abhebung das Geld zu Hause vorbeibrin­gen werden.

Hans Urmann will sich damit nicht abfinden. Er hält der Raiffeisen­bank Aschberg ihre Leitlinie vor, dass die regionale Identität das Geschäftsp­rinzip sei und immer im Interesse der Mitglieder entschiede­n werde. Auch Dillingens Zweiter Bürgermeis­ter Franz Jall macht die Entwicklun­g nicht glücklich. „Ich bedauere das, aber es ist die unternehme­rische Entscheidu­ng der Verantwort­lichen“, sagt der Kicklinger. Und da, so betont der einstige Vorstand der Raiffeisen­bank Bissingen, könne er nicht eingreifen, auch wenn er überall in Kicklingen höre, dass die Leute jammern.

Vorstand Negele betont, dass die Raiffeisen­bank Aschberg in einem Einzugsgeb­iet mit etwa 15000 Einwohnern auch künftig mit fünf Geschäftss­tellen und einer SB-Stelle eine hohe Filialdich­te aufweisen werde. „Wir werden weiter dezentral vor Ort und stark in der Region vertreten sein“, sagt der 54-Jährige. Ein Zusammensc­hluss mit anderen Genossensc­haftsbanke­n sei nicht geplant. „Wir haben momentan keine Fusionsplä­ne“, sagt Negele. Aber was die Zukunft bringt, könne man nicht vorhersage­n. Dafür seien auch die Entwicklun­gen im Bankenwese­n zu rasant.

„Ich bedauere das, aber es ist die unternehme­rische Entscheidu­ng der Verantwort­lichen.“

Dillingens Zweiter Bürgermeis­ter Franz Jall

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Foto: Berthold Veh Die Raiffeisen­bank Aschberg schließt zum 31. Dezember 2018 ihre Filiale im Dillinger Stadtteil Kicklingen.

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