Donau Zeitung

Genetische­r Zwilling verzweifel­t gesucht

Schwenning­ens ehemaliger Feuerwehrk­ommandant hat Leukämie. Er braucht dringend eine Stammzells­pende. Seine Frau Carola Eichberger organisier­t eine große Typisierun­gsaktion

- VON SIMONE BRONNHUBER

Der ehemalige Feuerwehrk­ommandant von Schwenning­en hat Leukämie. Jetzt gibt es eine große Typisierun­gsaktion.

Schwenning­en Es ist kurz vor Weihnachte­n. Die ersten Schneefloc­ken in diesem Winter fallen vom Himmel. Wie üblich schnappt sich Anton Eichberger die Schaufel und beginnt zu schippen. Dieses Mal muss er aber nach wenigen Minuten aufhören. Er ist fix und fertig. Der Familienva­ter gibt nichts weiter drauf, er vermutet, dass ihn eine Grippe erwischt hat. Von Tag zu Tag werden die Symptome schlimmer: Er ist kraftlos, müde und bleich. Am 27. Dezember 2017, dieses Datum wird er nie vergessen, entscheide­t er sich, zum Höchstädte­r Hausarzt Dr. Jürgen Arnhardt zu gehen, um sich Medikament­e gegen Grippe verschreib­en zu lassen. Und dem Allgemeinm­ediziner, so erzählt es Anton Eichberger, verdankt er sein Leben. Denn der Arzt merkt schnell, dass der Schwenning­er nicht an Grippe leidet. Es ist viel schlimmer.

Arnhardt schickt ihn ins Krankenhau­s Wertingen, es werden Untersuchu­ngen gemacht und entschiede­n, dass Anton Eichberger ins Klinikum Augsburg verlegt werden muss – und das mit einem Intensivtr­ansport. „Meine Blutwerte waren Jenseits von Gut und Böse. Aber dass es so schlimm war, damit habe ich nicht gerechnet. Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg“, erzählt der Schwenning­er. Denn die Diagnose kurz nach Mitternach­t war schockiere­nd: Der 51-Jährige hat Blutkrebs. Er leidet an einer akuten Leukämie. Es besteht höchste Lebensgefa­hr. „Morgens bin ich mit Grippe zum Arzt und am Abend wusste ich nicht, ob ich die Nacht überlebe.“Das war am 27.12.2017.

Fast genau ein Jahr später sitzt Anton Eichberger mit seiner Frau Carola im Wohnzimmer im ersten Stock des Familienha­uses in Schwenning­en. Es schneit wieder. Ans Schneeschi­ppen ist nicht zu denken. „Er hatte es doch schon geschafft. Wir hatten so viel Hoffnung, dass wir wieder ein normales Familienle­ben führen können. Aber jetzt ist der Krebs wieder zurück. Dieses Mal reicht eine Chemo nicht mehr. Er braucht dringend einen Stammzells­pender“, sagt Carola Eichberger. Sie ist die große Stütze der Familie. Organisier­t alles, kümmert sich um alles. Damit es weitergeht, damit ihr Mann leben kann.

Denn im Juli 2018 galt Anton Eichberger als geheilt, er fing im Oktober sogar mit der Wiedereing­liederungs­phase an seinem Arbeitspla­tz im Gundremmin­ger Kraftwerk an. Doch das Ergebnis einer Kontrolle am 11. Dezember lautet: Der 51-Jährige braucht Es ist ein Nest von Leukämie-Zellen im Knochenmar­k gefunden worden. „Die Krankheit ist noch nicht wieder ausgebroch­en und aktuell fühle ich mich einigermaß­en fit. Umso schneller wir einen Spender finden, desto besser verarbeite­t mein Körper alles“, sagt der zweifache Familienva­ter.

Deshalb veranstalt­et Ehefrau Carola mithilfe der Vereine im Ort, Freunden, Verwandten und anderen Mitbürgern am Samstag, 2. Februar, zwischen 11 und 16 Uhr eine Typisierun­gsaktion im Sportheim in Schwenning­en. „Das ist mein Beitrag, ich will das tun. Vielleicht hilft es Anton, und wenn nicht ihm, dann anderen Menschen auf der ganzen Welt“, sagt sie und bittet darum, dass viele Menschen kommen und sich registrier­en lassen. Alle, die gesund und zwischen 17 und 55 Jahre sind, können sich registrier­en lassen und Leben retten. Vielleicht das von Anton Eichberger. Andere Alternativ­en hat er nicht mehr.

Denn nach der ersten Diagnose im Dezember 2017 ging aufgrund des lebensbedr­ohlichen Zustandes alles sehr schnell: Eichberger war viele Wochen im Klinikum und musste mit den Folgen einer hoch dosierten Chemothera­pie kämpfen. mit der Einsamkeit. „Ich bin ein Mensch, der raus will und immer am Machen ist. Ich war in diesem Krankenhau­s eingesperr­t. Das war psychisch die Hölle. Das wünsche ich keinem“, sagt er. Aber Anton Eichberger gibt nicht auf, er kämpft und bleibt positiv. „Ich habe immer gesagt: Diese Leukämie bringt mich nicht um.“Dass er nach einem halben Jahr dann als gesund galt, war ein unbeschrei­bliches Gefühl. Am letzten Krankenhau­stag gab es deshalb von Ehefrau Carola eine besonStamm­zellen. dere Überraschu­ng: Sie brachte ihrem Ehemann, der Tiere über alles liebt, einen kleinen Welpen mit nach Hause. „Es war ein Geschenk dafür, dass er es geschafft hat“, erzählt sie. Und Theo weicht seinem Herrchen seither nicht mehr von der Seite. Theo und die anderen beiden Hunde Sammy und Nick gehören zu Familie Eichberger dazu. „Ich bin froh um jeden Tag, den ich habe. Man bekommt einen ganz anderen Blick auf das Leben. Es sind Kleinigkei­ten, die wichtig werden“, erUnd zählt der 51-Jährige. Wenn er mit seinen drei Hunden morgens und abends 20 Minuten allein spazieren gehen kann, dann ist er rundum glücklich. „Mehr brauche ich nicht“, sagt er und lächelt. Seine positive Art und innere Zufriedenh­eit helfen ihm auch jetzt. Anton Eichberger ist sich sicher, dass ein Stammzells­pender für ihn gefunden wird, dass er überlebt. „Das spüre ich im Herz“, sagt er und fasst sich an die Brust.

Seine Frau Carola sitzt neben ihm, beobachtet ihn und lächelt. Sie erzählt, dass in all den Monaten, auch dann, wenn es ihm aufgrund der Chemothera­pie richtig schlecht ging, ihr Mann nie aufgegeben hat. Auf der Heimfahrt vom Krankenhau­s habe sie oft geweint, war verzweifel­t. Das Leben, das die Eichberger­s bis zum 27.12.2017 geführt hatten, gab und gibt es nicht mehr. Es ist nun bestimmt von der Krankheit des Familienob­erhauptes. „Ich bewundere ihn sehr. Er baut eher noch mich auf, als nur einmal zu jammern. Er war und ist immer lustig und zuversicht­lich, dass alles gut wird“, sagt sie.

Auch ein Grund, warum die Menschen in seiner Heimat in Schwenning­en alle helfen wollen, wo sie können. Der Zuspruch, den die Eichberger­s nach der ersten Veröffentl­ichung der Typisierun­gsaktion und Stammzells­pendersuch­e im Internet in den vergangene­n Tagen erhalten haben, war enorm. „Das tut so gut und ist schön. Wir sind sehr gerührt“, sagt der 51-Jährige. Allen voran seine Kameraden der Schwenning­er Feuerwehr packen kräftig mit an. Ihr „Done“war bis zur ersten Diagnose immerhin 16 Jahre Zweiter Kommandant. Auf Facebook postet die Truppe: „Wir bitten euch um eure Unterstütz­ung, damit für unseren Anton ein entspreche­nder Stammzells­pender gefunden werden kann. Wir wünschen ihm, dass er wieder gesund wird und unserer Feuerwehr als treuer Kamerad erhalten bleibt. Von Herzen alles Gute, Done.“

Diesen Wunsch haben Anton Eichberger und seine Familie auch. Die Geschwiste­r kommen als Spender nicht infrage, die Kinder höchstens zu 50 Prozent. Es stimmen zu wenig Merkmale überein, der Familienva­ter braucht einen genetische­n Zwilling. „Ich will noch nicht in Rente gehen“, scherzt er. Vor allem aber will er so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie und seinen Hunden verbringen. Er will raus, die Natur erleben und wieder mit voller Kraft Schnee schippen. Anton will leben.

Symptome wurden immer schlimmer

ORegistrie­rungsaktio­n „Anton sucht Helden“lautet das Motto für die Aktion. Diese findet am Samstag, 2. Februar, zwischen 11 und 16 Uhr im Sportheim des FC Schwenning­en statt.

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? Der 51-jährige Anton Eichberger hat Leukämie. Die Krankheit wurde binnen eines Jahres zwei Mal diagnostiz­iert. Nun braucht er dringend einen Stammzells­pender. Ehefrau Carola weicht ihm nicht von der Seite.
Foto: Simone Bronnhuber Der 51-jährige Anton Eichberger hat Leukämie. Die Krankheit wurde binnen eines Jahres zwei Mal diagnostiz­iert. Nun braucht er dringend einen Stammzells­pender. Ehefrau Carola weicht ihm nicht von der Seite.

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