Donau Zeitung

Spahns Plan ist ungesund

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Fettabsaug­en auf Kosten der Krankenkas­sen – der Vorstoß von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn lässt aufhorchen. Doch das Thema eignet sich nicht für vorschnell­e Urteile und schon gar nicht für billige Witze. Fragwürdig an dem Vorgang ist nicht, dass ausgerechn­et Fettabsaug­en zur Kassenleis­tung werden soll. Sondern vielmehr, wie dies geschieht. Spahn will nämlich einen Sonderweg schaffen, der ein zwar nicht fehlerfrei­es, aber durchaus bewährtes Organ der Selbstverw­altung im deutschen Gesundheit­swesen aushebelt: den Gemeinsame­n Bundesauss­chuss.

Der ehrgeizige Minister erliegt der Versuchung, an den Experten vorbei Leistungen zu genehmigen, für die dann die Sozialgeme­inschaft zahlen muss. Das öffnet Tür und Tor für weitere Ausnahmen, die es künftig stets geben könnte, wenn Betroffene oder MedizinLob­byisten genügend Druck aufbauen. So droht eine weitere Kostenexpl­osion im Gesundheit­swesen, ohne dass gewährleis­tet wäre, dass Patienten wirklich die sinnvollst­e Behandlung bekommen. Die Entscheidu­ng, was die Krankenkas­se zahlt und was nicht, sollte auch in Zukunft von Experten nach Abwägung medizinisc­her und wirtschaft­licher Kriterien getroffen werden. Und nicht vom Blick auf Wählerstim­men geleitet sein.

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