Donau Zeitung

Merz will in kein CDU-Gremium

Der Wirtschaft­s-Experte startet einen neuen Anlauf, um Steuern zu senken. Zu eng will er sich aber nicht an seine Partei binden

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Kreuth Steuerentl­astungen, neue Strategien für den Umgang mit China und den USA sowie eine Digitalund Investitio­nsoffensiv­e: Der unterlegen­e Kandidat für den CDUVorsitz, Friedrich Merz, fordert eine neue Wirtschaft­spolitik. „Die Globalisie­rung hat ohne Zweifel auch ihre Schattense­iten. Aber im Ergebnis überwiegen die Vorteile bei weitem“, sagte er auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee. Deutschlan­d müsse die Potenziale zur Entwicklun­g der Volkswirts­chaft mit der Globalisie­rung und der Digitalisi­erung besser nutzen.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass Merz als Mitglied in einem CDU-Expertenkr­eis zur sozialen Marktwirts­chaft und auch am neuen Grundsatzp­rogramm der Partei mitarbeite­n soll.

Am Freitag allerdings sorgten Äußerungen von Merz in einem Interview des Senders n-tv für Wirbel. Merz sagte: „Ich bin bereit zu helfen, aber ich werde in keine Kommission, kein Gremium der Partei gehen, sondern ich werde der Partei bei den Themen helfen und ich werde insbesonde­re für die Vorsitzend­e zur Verfügung stehen, wenn sie meinen Rat haben will.“Er habe der CDU angeboten mitzuarbei­ten, zu verschiede­nen Themen zur Wirtschaft­sund Finanzpoli­tik, auch zur Außen- und Sicherheit­spolitik. „Mir braucht niemand eine Aufgabe zuzuweisen. Das mache ich nicht.“Er bleibe in seinen berufliche­n und ehrenamtli­chen Aufgaben mit dem notwendige­n Maß an Unabhängig­keit auch von parteipoli­tischen Strukturen.

Eine CDU-Sprecherin sagte, Kramp-Karrenbaue­r und Merz seien sich über die Art und den Charakter der Zusammenar­beit „vollkommen einig“. Sie hätten in den vergangene­n Tagen mehrfach darüber gesprochen, wie Merz in der näheren Zukunft in der CDU mitarbeite­n und zu welchen Themen er sein Wissen und seine politische Einschätzu­ng in die Partei einbringen kann. „Sie haben vereinbart, dass er insbesonde­re zu den Themen der Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik und der Außen- und Sicherheit­spolitik mit seinem Rat zur Verfügung steht. Der Beraterkre­is der Parteivors­itzenden, dem er angehören soll, ist kein offizielle­s Gremium der Partei. Insofern gibt es auch keinen Dissens“.

Inhaltlich ging Merz bei seiner Rede auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel unter anderem auf die Zukunft Europas ein. „Neben dem Erhalt unserer politische­n Freiheiten geht es jetzt darum, dass wir Europäer auch Schritt halten mit der modernen Entwicklun­g auf der Welt im digitalen Zeitalter“, betonte Merz. Dazu müsse etwa die digitale Infrastruk­tur in Europa und insbesonde­re in Deutschlan­d verbessert werden. Die aktuelle Situation in Deutschlan­d sei „einfach völlig inakzeptab­el“.

Bei der Steuer- und Abgabenbel­astung der Bürger sieht Merz die Schmerzgre­nze erreicht. „Die zukünftige­n Lasten der jungen Generation dürfen nicht noch weiter steigen“, sagte er. Die notwendige Reform der Grundsteue­r sei ein Test, ob weniger Bürokratie wirklich gewollt sei. Der jetzt vorliegend­e Entwurf einer ertragswer­torientier­ten Grundsteue­r würde einen sehr großen Bürokratie­aufwand nach sich ziehen und die Mieter in Ballungsrä­umen zusätzlich belasten.

„Wenn der Steuerstaa­t seine Glaubwürdi­gkeit nicht vollends verspielen will, dann streicht er trotzdem und endgültig den Solidaritä­tszuschlag zur Einkommen- und Körperscha­ftsteuer zum Ende des Jahres 2019, zu dem auch der Solidarpak­t II mit den ostdeutsch­en Bundesländ­ern ausläuft“, sagte Merz. Auch ohne den Solidaritä­tszuschlag blieben mit rund 700 Milliarden Euro immer noch genügend Steuereinn­ahmen bestehen.

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Foto: imago/Overstreet Friedrich Merz legt seine Reformvors­chläge dar.

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