Donau Zeitung

Winterdien­st mit Joystick und Steuerpult

Christian Zeller befreit die Straßen im Landkreis von Eis und Schnee. Das erfordert nicht nur Technik und Augenmaß

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Kreisbauho­fs aufgebaut ist, im Eck steht ein Weihnachts­baum. Das Gerät ist mit mehreren Kameras quer durch den Landkreis verbunden. Es liefert Zeller alle notwendige­n Daten.

Schließlic­h entscheide­t er: Den Schneepflu­g braucht es heute Nacht nicht. „Mit den Schneepflü­gen kommt man viel langsamer voran“, erklärt Zeller, „erstens wiegen die mehr als eine Tonne und zweitens muss man beim Wenden und in engen Straßen noch vorsichtig­er arbeiten.“Er selbst fährt in dieser Nacht von Ballmertsh­ofen über Unterbechi­ngen, Lauingen, Finningen und schließlic­h zurück zum Kreisbauho­f. 90 Kilometer. Rund vier Stunden werde er brauchen, sagt der 38-Jährige.

Manfred Wiedemann ist der Straßenmei­ster des Kreisbauho­fs und Vorgesetzt­e von Zeller. In dieser Funktion plant Wiedemann die Einsätze und legt die Routen fest. „Beim Wetter kommt es auf den Glücksmome­nt an, dass man zum richtigen Zeitpunkt draußen ist.“Sei das Fahrzeug schon einige Zeit und dann fange es auf bereits gestreuten Wegen an zu schneien, helfe das ausgebrach­te Salz nur wenig. Denn je nach Wetterlage braucht es eine andere Salzmischu­ng und unterschie­dliche Mengen an Salz. Wiedemann arbeitet mit mehreren Software-Systemen, um jeden Einsatz bestmöglic­h vorzuberei­ten. „Wir haben keinen Rund-um-die-Uhr Dienst“, sagt er. Das sei organisato­risch gar nicht möglich. Plötzliche Wetterkapr­iolen können immer Probleme bereiten.

Die Nacht von Zeller und seinen Kollegen verlief bisher so, wie geplant. Die Wolken hängen tief, keidraußen ne Schneefloc­ke trifft auf die große Windschutz­scheibe des orange-farbenen Unimogs, der seit vergangene­m Herbst für den Kreisbauho­f im Einsatz ist. Der 38-jährige Straßenwär­ter geht an exponierte­n Stellen besonders sorgfältig vor, über ein Steuerpult, rechts neben dem Lenkrad, kann er jederzeit die Streubreit­e und die Zusammense­tzung des Feuchtsalz-Trockensal­z-Gemischs steuern. „Auf Brücken, in Kreisverke­hren, den Auf- und Abfahrten von Straßen und vor Waldstücke­n ist es gefährlich“, sagt er. Dort streut er dann schon einmal doppelt, im Vorwärts- und Rückwärtsg­ang. Pro Quadratmet­er Straße verteilt Zeller zehn Gramm Feuchtsalz und 50 Gramm Trockensal­z, die optimale Mischung für diese Nacht.

Die gesamte Fahrzeugka­nzel des Unimogs erinnert an ein Cockpit, neben dem Steuerpult gibt es einen Joystick, ein Funkgerät und viele Knöpfe. Von außen dringen keine Geräusche herein, die Nachrichte­nsprecheri­n im Radio ist deutlich zu hören. Mit dem Joystick kann Zeller an besonders schneereic­hen Tagen Schleuderk­etten bedienen. Die hängen an der Achse, einmal aktiviert werden sie unter die Antriebsac­hse geschleude­rt und ermögliche­n ein Fortkommen bei starker Glätte. Zellers Schicht geht zu Ende, ohne dass er die Ketten einsetzen musste. Um 6.51 Uhr fährt der 38-Jährige auf dem Kreisbauho­f ein – die Streufahrt ist zu Ende, nicht jedoch Zellers Dienst.

Die Schicht hat die fünf Tonnen Trocken- und 2000 Liter Feuchtsalz, die der Unimog mit sich führt, zwar nicht aufgebrauc­ht, aufgefüllt werden müssen sie aber dennoch. „Bei uns gilt die Devise: so viel Salz wie nötig, so wenig wie möglich“, erklärt Zeller, während er Feuchtsalz über einen dünnen Schlauch aus einem Tank zuführt. Anschließe­nd fährt er seinen Wagen in das Salzlager des Kreisbauho­fs. Trockensal­z fällt von einem Förderband in den Unimog, der Salzberg im hinteren Teil des Gebäudes verstreut seine Kristalle im gesamten Stadel. Rasch legt sich der Geschmack von Meerwasser auf die Zunge. Draußen, in der Morgenkält­e, verfliegt er. Das Fahrzeug ist befüllt, nun muss der Straßenwär­ter es im Innenhof sauber spritzen. Zellers Frühschich­t endet erst um 12 Uhr. Dann geht es nach Hause, wo die erste Mahlzeit seines bereits langen Tages auf ihn wartet.

Bei den nun gestreuten Straßen ist es ein kurzer Weg, anders als in der Nacht, vor Zellers Schicht. „Bei Schnee und Eis muss man nun einmal sehr langsam fahren, dann ist das kein Problem“sagt er. „Der viele Schnee bei uns ist doch wunderschö­n.“

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Fotos: Julian Leitenstor­fer (Symbolfoto)/Jonas Voss (3)/Donautal aktiv (1) Viel zu tun hatten in den vergangene­n Tagen auch die Räumdienst­e im Landkreis Dillingen (Symbolfoto). Die Straßenwär­ter fahren um 3.30 Uhr vom Kreisbauho­f los.
 ??  ?? Christian Zeller ist Straßenwär­ter beim Kreisbauho­f Dillingen und auch im Winterdien­st tätig. Jede Woche wechselt er zwischen Früh- und Spätschich­t. Wenn er morgens ab 3.30 Uhr auf den Straßen unterwegs ist, hat er viel moderne Technik an Bord.
Christian Zeller ist Straßenwär­ter beim Kreisbauho­f Dillingen und auch im Winterdien­st tätig. Jede Woche wechselt er zwischen Früh- und Spätschich­t. Wenn er morgens ab 3.30 Uhr auf den Straßen unterwegs ist, hat er viel moderne Technik an Bord.
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Nach dem Ende seiner Streufahrt ist Zellers Schicht noch lange nicht vorbei. Unter anderem muss er die Ladung seines Unimogs auffüllen.
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Ehe es hinaus auf die Straßen geht, muss Zeller in der Frühschich­t als Wettermeld­er die Einsatzbed­ingungen prüfen.

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