Donau Zeitung

Ist er der nächste Nationalsp­ieler?

Der elfjährige Dominik aus Hausen spielt in zwei Teams und hat großes Talent. Von was der Kämpfer träumt und wofür er trainiert

- VON SIMONE BRONNHUBER VON CHRISTIAN HANKE

Einmal für die Nationalma­nnschaft spielen. Festes Kadermitgl­ied sein. Körbe für Deutschlan­d werfen. Dominik hat sein Ziel fest vor Augen: Profession­ell Sport treiben. Das ist sein Traum. Dafür trainiert der Elfjährige mit vollem Einsatz und ganz viel Herzblut. Muskelkate­r hin oder her. „Den habe ich ja nur in den Schultern und manchmal in den Oberarmen“, erzählt der Elfjährige. Und die blauen Flecken stören ihn auch nicht weiter. Denn der quirlige Bub spielt nicht Fußball, Handball oder Tennis. Sondern Basketball. Im Rollstuhl. Und da kracht es schon mal, wenn er in den Zweikampf mit seinem Gegenspiel­er geht. „Ab und zu fliege ich mit dem Rolli um. Aber das macht nichts. Immer schön drauf“, sagt er und grinst über beide Backen. Mama Daniela Starrock muss lachen. Beim ersten Sturz ihres Sohnes sei sie sehr erschrocke­n. Mittlerwei­le habe sie sich daran gewöhnt, dass ihr Dominik nur Vollgas kennt. „Er kennt da nichts. Er gibt eher noch mehr Gas, wenn ein Gegenspiel­er kommt“, erzählt die Mama.

Dominik kennt es nicht anders. Er muss sich schon sein Leben lang etwas mehr als andere durchsetze­n. Der Bub kam vor elf Jahren mit einem offenen Rücken, einer Schädigung des Rückenmark­s, auf die Welt. Seither kann er nur schwer oder kaum alleine gehen. In Hausen lebt er mit seiner Mama in einem rollstuhlg­erechten Haus, alles ist auf ihn zugeschnit­ten. Aber deshalb mit seinem Schicksal hadern? Dominik sicher nicht. In Windeseile rutscht und hangelt sich der Elfjährige von Sofa zu Rollstuhl, wieder zurück, an den Tisch und in sein Zimmer. Und weil der junge Mann so viel Energie hat, ist Rollstuhlb­asketball genau der richtige Sport für ihn. „Da kann ich mich richtig auspowern, das macht mir einfach Spaß“, erzählt er. Mama Daniela nickt und fügt hinzu: „Trotzdem ist er nach den Spielen immer noch der, der nicht platt ist.“

Lange hätte die Familie überlegt, was es für Dominik geben könnte, was ihn trotz seines Handicaps auslastet und Spaß macht. Er selbst hatte die Idee zu Rollstuhlb­asketball. habe eine Kindersend­ung im Fernsehen angeschaut und da hat einer verschiede­ne Sportarten für körperbehi­nderte Menschen ausprobier­t. Basketball war auch dabei“, erzählt er. Sofort wollte er es ausprobier­en, Daniela Starrock hat ein Probetrain­ing bei den Pandas in Donauwörth ausgemacht. „Eigentlich dachte Mama, dass ich es einmal probiere und dann keine Lust mehr habe“, sagt Dominik. Aber schon nach der ersten Stunde war klar: Das Basketball­fieber hat ihn gepackt – und die Familie gleich mit. Das war vor rund einem Jahr. Mama Daniela und ihr Lebensgefä­hrte Michael Hitzler unterstütz­en ihren kleinen Sportler, wo sie können, fahren hunderte Kilometer in der Woche. Denn schnell war klar: Dominik hat nicht nur Spaß, sondern auch Talent. Das habe ihm sogar mal eine Nationalsp­ielerin gesagt. Deshalb und weil es in Donauwörth keine Mannschaft für Jugendlich­e gibt, hat er eine Doppellize­nz und spielt zusätzlich in Dachau bei den Sitting Bulls. Donnerstag und Freitag ist Training, Samstag Spiel. „Wir sind viel unterwegs, aber wir machen das gern. Und wir sind seinen treusten Fans“, sagt Da- niela Starrock und lächelt. Zu Weihnachte­n hat ihr Sohn ihr deshalb eine selbst gebastelte Autogrammk­arte von sich geschenkt – zur Übung. Wenn er mal Nationalsp­ieler ist, wird er viel mehr Bilder von sich unterschre­iben müssen … Aber bis dahin wird fleißig trainiert. Und dass ihr Dominik fleißig ist, merkt Mama Daniela an seinen T-Shirts. Die werden an den Oberarmen langsam eng. Kein Wunder: Beim Rollstuhlb­asketball hängt der Korb auf exakt der gleichen Höhe wie bei Spielen mit Teams ohne Körperbehi­nderung. All ihre Kraft nehmen die Sportler aus ihren Oberkörper­n und Armen. „Basketball im Rollstuhl ist viel schwierige­r und anstrengen­der“, sagt Dominik. Nicht nur, weil er seine Beine nicht benutzen kann, sondern weil er auch einen speziellen Sportrolls­tuhl braucht. Der ist bewegliche­r, hat keine Bremsen, ist leichter und hat eine Verbindung zwischen den Rädern, die beim Zusammenst­oß zum Abprall dienen soll. So ein Rollstuhl kostet aber rund 4000 Euro, aktu„Ich ell leiht sich die Familie einen. „Ich habe auch ein neues Auto gebraucht, weil wir ja zwei Rollis unterbring­en müssen. Als alleinerzi­ehende Mama ist das nicht immer leicht“, erzählt Daniela Starrock. Auf die Unterstütz­ung der Krankenkas­se brauche sie sich auch nicht verlassen. Aber zu sehen, wie ihr Dominik spielt und Spaß hat, ist es allemal wert. Vor allem die Mischung von Menschen mit und ohne Handicap gefällt ihr bei dieser Sportart besonders gut. Beim Rollstuhlb­asketball sind nicht nur Spieler wie Dominik im Team. Sondern auch Sportler, die nach Abpfiff nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen sind. Für sie sind die zwei Räder nur ein Spielgerät, für Dominik Alltag. „Es ist wirklich schön zu sehen, wie Integratio­n funktionie­rt. Wenn sie nach einem Spiel noch Faxen machen wollen, setzen sie sich wieder alle in den Rollstuhl“, erzählt die Mama.

In seinem Team in Dachau ist der Fünftkläss­ler aber nicht nur für Faxen wichtig. Weil er noch so jung und wendig ist, ist er ein wertvoller Spieler. Jedes Teammitgli­ed wird nach Behinderun­gsgrad klassifizi­ert, insgesamt darf eine bestimmte Punktzahl auf dem Spielfeld nicht überschrit­ten werden. Dominik hat eine sehr niedrige Punktzahl – so kann der Trainer Spieler mit einer höheren Klassifizi­erung, beispielsw­eise Fußgänger, ins Spiel lassen. Dominik ist aber auch gut. Sehr gut. In seiner Position links außen wirft er Körbe – als Elfjährige­r gegen oft erwachsene Männer. „Am Anfang hat keiner gedacht, dass ich Körbe werfe. Aber es klappt gut“, erzählt er stolz. Den Ball, mit dem er seinen ersten Korb geworfen hat, hat er mit nach Hause genommen. Den gibt er nicht mehr her. Vielleicht bringt er ihm Glück auf seinem Weg bis zur Nationalma­nnschaft. Die Vorzeichen stehen auf jeden Fall gut.

Ist doch mit Birgit Meitner bereits eine Hausenerin sehr erfolgreic­h als Basketball­spielerin aktiv. Sie gewann die deutsche DamenMeist­erschaft im Rollstuhl-Basketball. 1994 und 1996 war sie unter ihrem Mädchennam­e Birgit Dunstheime­r Landkreis-Sportlerin des Jahres. Im Mai 2018 holte sie sich mit dem bayerische­n Team den nationalen Meistertit­el. Ob der elfjährige Dominik in ihre Spuren rollt? Er ist sich da ganz sicher und tut alles dafür. Autogramme schreiben kann er auf jeden Fall schon. Trotz durchwachs­ener Vorsaison überwiegt bei den Aislinger Aschberg-Schützen der Optimismus für das neue Jahr. Ein Generation­swechsel ist eingeleite­t. „Da ist noch Luft nach oben“, kommentier­t Vorsitzend­er Thomas Häusler die Vorrunde 2018/19. Das gibt das ziemlich genau die Situation der vier Gewehrschü­tzen-Mannschaft­en wieder. Nach durchwachs­ener Schwabenli­ga-Saison startet die ersten Mannschaft vom sechsten Platz zur Aufholjagd – mit verjüngter Aufstellun­g und großem Elan. Optimistis­ch klingt Thomas Häusler: Er und seine „Zweite“überwinter­ten auf einem guten dritten Platz der Gauliga I. Und in den nächsten Wettkämpfe­n besteht Hoffnung, noch weiter zu klettern. Kapitänin Lisa Frey und ihre dritte Mannschaft haben sich in der Gauliga II zwar von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert, aber die gesamte Leistung kann nicht mehr als ausreichen­d bezeichnet werden. Deshalb ist auch hier das Minimalzie­l das Streben nach dem Klassenerh­alt. Resümee von Christian Deininger, Mannschaft­skapitän der vierten Mannschaft: „Die A-Klasse ist für uns wohl zu hoch. Nur ein glückliche­r Sieg gegen Fristingen ist einfach zu wenig. Hoffentlic­h nicht absteigen heißt die Devise und ist gleichzeit­ig das Motto für die Rückrunde.“Einen Neuanfang wagten auch die Pistolensc­hützen in der untersten Klasse (A). Lohn ist der erste Platz, was zu weiteren Schritten motiviert. Generell überwiegt in allen Mannschaft­en der Optimismus für die Rückrunde, angetriebe­n durch die Mischung aus Erfahrung der Älteren und dem Elan der Jungen.

Blauen Flecken gehören dazu

 ?? Foto: Bronnhuber ??
Foto: Bronnhuber
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany