Ist er der nächste Nationalspieler?
Der elfjährige Dominik aus Hausen spielt in zwei Teams und hat großes Talent. Von was der Kämpfer träumt und wofür er trainiert
Einmal für die Nationalmannschaft spielen. Festes Kadermitglied sein. Körbe für Deutschland werfen. Dominik hat sein Ziel fest vor Augen: Professionell Sport treiben. Das ist sein Traum. Dafür trainiert der Elfjährige mit vollem Einsatz und ganz viel Herzblut. Muskelkater hin oder her. „Den habe ich ja nur in den Schultern und manchmal in den Oberarmen“, erzählt der Elfjährige. Und die blauen Flecken stören ihn auch nicht weiter. Denn der quirlige Bub spielt nicht Fußball, Handball oder Tennis. Sondern Basketball. Im Rollstuhl. Und da kracht es schon mal, wenn er in den Zweikampf mit seinem Gegenspieler geht. „Ab und zu fliege ich mit dem Rolli um. Aber das macht nichts. Immer schön drauf“, sagt er und grinst über beide Backen. Mama Daniela Starrock muss lachen. Beim ersten Sturz ihres Sohnes sei sie sehr erschrocken. Mittlerweile habe sie sich daran gewöhnt, dass ihr Dominik nur Vollgas kennt. „Er kennt da nichts. Er gibt eher noch mehr Gas, wenn ein Gegenspieler kommt“, erzählt die Mama.
Dominik kennt es nicht anders. Er muss sich schon sein Leben lang etwas mehr als andere durchsetzen. Der Bub kam vor elf Jahren mit einem offenen Rücken, einer Schädigung des Rückenmarks, auf die Welt. Seither kann er nur schwer oder kaum alleine gehen. In Hausen lebt er mit seiner Mama in einem rollstuhlgerechten Haus, alles ist auf ihn zugeschnitten. Aber deshalb mit seinem Schicksal hadern? Dominik sicher nicht. In Windeseile rutscht und hangelt sich der Elfjährige von Sofa zu Rollstuhl, wieder zurück, an den Tisch und in sein Zimmer. Und weil der junge Mann so viel Energie hat, ist Rollstuhlbasketball genau der richtige Sport für ihn. „Da kann ich mich richtig auspowern, das macht mir einfach Spaß“, erzählt er. Mama Daniela nickt und fügt hinzu: „Trotzdem ist er nach den Spielen immer noch der, der nicht platt ist.“
Lange hätte die Familie überlegt, was es für Dominik geben könnte, was ihn trotz seines Handicaps auslastet und Spaß macht. Er selbst hatte die Idee zu Rollstuhlbasketball. habe eine Kindersendung im Fernsehen angeschaut und da hat einer verschiedene Sportarten für körperbehinderte Menschen ausprobiert. Basketball war auch dabei“, erzählt er. Sofort wollte er es ausprobieren, Daniela Starrock hat ein Probetraining bei den Pandas in Donauwörth ausgemacht. „Eigentlich dachte Mama, dass ich es einmal probiere und dann keine Lust mehr habe“, sagt Dominik. Aber schon nach der ersten Stunde war klar: Das Basketballfieber hat ihn gepackt – und die Familie gleich mit. Das war vor rund einem Jahr. Mama Daniela und ihr Lebensgefährte Michael Hitzler unterstützen ihren kleinen Sportler, wo sie können, fahren hunderte Kilometer in der Woche. Denn schnell war klar: Dominik hat nicht nur Spaß, sondern auch Talent. Das habe ihm sogar mal eine Nationalspielerin gesagt. Deshalb und weil es in Donauwörth keine Mannschaft für Jugendliche gibt, hat er eine Doppellizenz und spielt zusätzlich in Dachau bei den Sitting Bulls. Donnerstag und Freitag ist Training, Samstag Spiel. „Wir sind viel unterwegs, aber wir machen das gern. Und wir sind seinen treusten Fans“, sagt Da- niela Starrock und lächelt. Zu Weihnachten hat ihr Sohn ihr deshalb eine selbst gebastelte Autogrammkarte von sich geschenkt – zur Übung. Wenn er mal Nationalspieler ist, wird er viel mehr Bilder von sich unterschreiben müssen … Aber bis dahin wird fleißig trainiert. Und dass ihr Dominik fleißig ist, merkt Mama Daniela an seinen T-Shirts. Die werden an den Oberarmen langsam eng. Kein Wunder: Beim Rollstuhlbasketball hängt der Korb auf exakt der gleichen Höhe wie bei Spielen mit Teams ohne Körperbehinderung. All ihre Kraft nehmen die Sportler aus ihren Oberkörpern und Armen. „Basketball im Rollstuhl ist viel schwieriger und anstrengender“, sagt Dominik. Nicht nur, weil er seine Beine nicht benutzen kann, sondern weil er auch einen speziellen Sportrollstuhl braucht. Der ist beweglicher, hat keine Bremsen, ist leichter und hat eine Verbindung zwischen den Rädern, die beim Zusammenstoß zum Abprall dienen soll. So ein Rollstuhl kostet aber rund 4000 Euro, aktu„Ich ell leiht sich die Familie einen. „Ich habe auch ein neues Auto gebraucht, weil wir ja zwei Rollis unterbringen müssen. Als alleinerziehende Mama ist das nicht immer leicht“, erzählt Daniela Starrock. Auf die Unterstützung der Krankenkasse brauche sie sich auch nicht verlassen. Aber zu sehen, wie ihr Dominik spielt und Spaß hat, ist es allemal wert. Vor allem die Mischung von Menschen mit und ohne Handicap gefällt ihr bei dieser Sportart besonders gut. Beim Rollstuhlbasketball sind nicht nur Spieler wie Dominik im Team. Sondern auch Sportler, die nach Abpfiff nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen sind. Für sie sind die zwei Räder nur ein Spielgerät, für Dominik Alltag. „Es ist wirklich schön zu sehen, wie Integration funktioniert. Wenn sie nach einem Spiel noch Faxen machen wollen, setzen sie sich wieder alle in den Rollstuhl“, erzählt die Mama.
In seinem Team in Dachau ist der Fünftklässler aber nicht nur für Faxen wichtig. Weil er noch so jung und wendig ist, ist er ein wertvoller Spieler. Jedes Teammitglied wird nach Behinderungsgrad klassifiziert, insgesamt darf eine bestimmte Punktzahl auf dem Spielfeld nicht überschritten werden. Dominik hat eine sehr niedrige Punktzahl – so kann der Trainer Spieler mit einer höheren Klassifizierung, beispielsweise Fußgänger, ins Spiel lassen. Dominik ist aber auch gut. Sehr gut. In seiner Position links außen wirft er Körbe – als Elfjähriger gegen oft erwachsene Männer. „Am Anfang hat keiner gedacht, dass ich Körbe werfe. Aber es klappt gut“, erzählt er stolz. Den Ball, mit dem er seinen ersten Korb geworfen hat, hat er mit nach Hause genommen. Den gibt er nicht mehr her. Vielleicht bringt er ihm Glück auf seinem Weg bis zur Nationalmannschaft. Die Vorzeichen stehen auf jeden Fall gut.
Ist doch mit Birgit Meitner bereits eine Hausenerin sehr erfolgreich als Basketballspielerin aktiv. Sie gewann die deutsche DamenMeisterschaft im Rollstuhl-Basketball. 1994 und 1996 war sie unter ihrem Mädchenname Birgit Dunstheimer Landkreis-Sportlerin des Jahres. Im Mai 2018 holte sie sich mit dem bayerischen Team den nationalen Meistertitel. Ob der elfjährige Dominik in ihre Spuren rollt? Er ist sich da ganz sicher und tut alles dafür. Autogramme schreiben kann er auf jeden Fall schon. Trotz durchwachsener Vorsaison überwiegt bei den Aislinger Aschberg-Schützen der Optimismus für das neue Jahr. Ein Generationswechsel ist eingeleitet. „Da ist noch Luft nach oben“, kommentiert Vorsitzender Thomas Häusler die Vorrunde 2018/19. Das gibt das ziemlich genau die Situation der vier Gewehrschützen-Mannschaften wieder. Nach durchwachsener Schwabenliga-Saison startet die ersten Mannschaft vom sechsten Platz zur Aufholjagd – mit verjüngter Aufstellung und großem Elan. Optimistisch klingt Thomas Häusler: Er und seine „Zweite“überwinterten auf einem guten dritten Platz der Gauliga I. Und in den nächsten Wettkämpfen besteht Hoffnung, noch weiter zu klettern. Kapitänin Lisa Frey und ihre dritte Mannschaft haben sich in der Gauliga II zwar von Wettkampf zu Wettkampf gesteigert, aber die gesamte Leistung kann nicht mehr als ausreichend bezeichnet werden. Deshalb ist auch hier das Minimalziel das Streben nach dem Klassenerhalt. Resümee von Christian Deininger, Mannschaftskapitän der vierten Mannschaft: „Die A-Klasse ist für uns wohl zu hoch. Nur ein glücklicher Sieg gegen Fristingen ist einfach zu wenig. Hoffentlich nicht absteigen heißt die Devise und ist gleichzeitig das Motto für die Rückrunde.“Einen Neuanfang wagten auch die Pistolenschützen in der untersten Klasse (A). Lohn ist der erste Platz, was zu weiteren Schritten motiviert. Generell überwiegt in allen Mannschaften der Optimismus für die Rückrunde, angetrieben durch die Mischung aus Erfahrung der Älteren und dem Elan der Jungen.
Blauen Flecken gehören dazu