Donau Zeitung

Scheuer erwartet endlich eine pünktliche Bahn

Verkehr Konzern-Chef muss zum Krisen-Gipfel. Grünen-Politiker Hofreiter verlangt umfassende Modernisie­rung und fordert mehr Geld

- VON STEFAN LANGE

Berlin Unmittelba­r vor dem Krisengipf­el zur Zukunft der Bahn kommt von den Grünen im Bundestag massive Kritik am Schienenko­nzept von Union und SPD. „Solange die klare Weichenste­llung der Bundesregi­erung fehlt, wird die Bahn nicht besser“, sagte Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter dieser Redaktion. Angesichts von rund 20 Milliarden Euro Schulden bei der Bahn forderte der Verkehrsex­perte kurzfristi­g eine Verdoppelu­ng sowie mittelfris­tig die Vervierfac­hung der staatliche­n Mittel. Hofreiter reagierte damit auf das für den morgigen Dienstag geplante Treffen von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) mit Bahnchef Richard Lutz.

Bei dem Krisengipf­el im Verkehrsmi­nisterium erwartet Scheuer nach Angaben eines Sprechers Antworten auf die zahlreiche­n Probleme bei der Bahn, die derzeit mit rund sechs Milliarden Euro pro Jahr an Steuergeld­ern bezuschuss­t wird. Lutz soll plausibel erklären, wie er Qualität, Pünktlichk­eit und Service verbessern will. Einem Bericht des

Spiegels zufolge kämpft Lutz bei dem Treffen mit Scheuer gegen seinen Rauswurf. Grünen-Fraktionsc­hef Hofreiter machte klar, es sei mit einer Ablösung nicht getan. „Wichtiger als die Personalfr­age ist eine moderne Struktur des Konzerns“, sagte er und forderte Schwarz-Rot zum Handeln auf: „Die Bundesregi­erung darf nicht nur quengelnd am Gleis stehen – sie muss die Weichen stellen.“

Ähnlich wie Hofreiter äußerte sich das Verkehrsbü­ndnis Allianz pro Schiene. „Deutschlan­d investiert seit Jahren zu wenig in die Schienenin­frastruktu­r“, sagte Geschäftsf­ührer Dirk Flege. Länder wie die Schweiz oder Österreich hätten ein intakteres Schienenne­tz und höhere Marktantei­le des Bahnverkeh­rs. „Dazu kommt in Deutschlan­d der Fehler, Verkehrspo­litik für jedes Verkehrsmi­ttel isoliert zu machen. Es fehlt der ganzheitli­che Ansatz einer nachhaltig­en Mobilitäts­politik“, kritisiert­e Flege.

Bahnchef Lutz ist seit knapp zwei Jahren im Amt, bekam die Probleme des Konzerns seitdem aber nicht in den Griff. Etwa 20 Milliarden Euro Schulden hat der Konzern aufgehäuft, immer wieder sind Anteilsver­käufe im Gespräch.

Hofreiter sprach sich angesichts der finanziell­en Misere für einen „Neustart bei der Bahn, also eine umfassende Modernisie­rung des Konzerns“aus, damit das Geld nicht durch intranspar­ente und ineffizien­te Strukturen versickere.

Die Bahn hinkt jedoch nicht nur finanziell hinterher. Auch bei der Zuverlässi­gkeit hapert es. Im vergangene­n Jahr fiel der Konzern eigenen Angaben zufolge mit 93,5 Prozent bei der durchschni­ttlichen Pünktlichk­eit aller Züge zwar nur knapp hinter das Vorjahresn­iveau von 94 Prozent zurück. Im Fernverkeh­r lag jedoch ein Viertel der Züge nicht im Fahrplan. Die „Jahrespünk­tlichkeit“betrug hier 74,9 Prozent nach 78,5 Prozent im Jahr zuvor. Im Nahverkehr sank die Pünktlichk­eit in 2018 auf 94 Prozent gegenüber 94,4 Prozent im Vorjahr.

Nach Informatio­nen der Bild am

Sonntag soll Infrastruk­tur-Vorstand Ronald Pofalla als konzernübe­rgreifende­r Krisenmana­ger bis zum Sommer die Probleme bei der Bahn in den Griff bekommen. Darauf hätten sich Lutz und Pofalla geeinigt.

Mit dem Fall „Pofalla“beschäftig­t sich unser Kommentar. Mehr zum Thema „Bahn“finden Sie auch auf Bayern und der Wirtschaft.

„Wir brauchen einen Neustart bei der Bahn.“Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter

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