Nestlé, Knorr & Co. unter Druck
Supermärkte wollen es billiger
Düsseldorf Egal ob Nestlé, Unilever oder Red Bull: Die bekannten Markenhersteller stehen unter Druck. Denn die großen Handelsketten wie Edeka oder Rewe ziehen im Umgang mit ihren Lieferanten immer öfter die Daumenschrauben an. Sie verbannen selbst beliebte Markenprodukte wochenlang aus den Regalen, um ihren Preisforderungen Nachdruck zu verleihen. Obendrein machen sie den Herstellern mit ihren Eigenmarken Konkurrenz und fördern Start-ups, die den Platzhirschen den Regalplatz streitig machen. Für die Kunden hat dies zwei Seiten: Zuweilen geht der Preiskampf auf Kosten der Kunden, die im Supermarkt vergeblich nach ihren Lieblingsprodukten suchen. Auf lange Sicht könnten sie aber von günstigeren Preisen profitieren.
„Es gab schon immer ein Kräftemessen zwischen den Handelsketten und den Herstellern, doch in den letzten Jahren hat die Auseinandersetzung noch einmal extrem an Härte gewonnen“, beobachtet die Handelsexpertin Denise Klug von der Analystengruppe der Lebensmittel Zeitung. Denn die Handelsketten haben ihre internationalen Einkaufskooperationen ausgebaut und ihre Schlagkraft gegenüber der Konsumgüter-Industrie deutlich erhöht. „Sie können viel mehr Druck auf die Hersteller ausüben. So gab es das vorher noch nicht“, betont die Branchenkennerin.
Kaufland beendete zum Jahreswechsel nach einem heftigen Streit um die Lieferkonditionen die Zu-
Chance für Start-ups wie Little Lunch
sammenarbeit mit dem Konsumgüterriesen Unilever. Kartoffelklöße von Pfanni, Knorr-Suppen oder Zahnpasta von Signal wird man deshalb bei Kaufland bald vergeblich suchen. Derzeit würden nur noch die Lagerbestände abverkauft, erklärte eine Sprecherin. Auch andere Händler zeigen sich ruppig im Umgang mit ihren Lieferanten. Aktuell hat Rewe der Lebensmittel Zeitung zufolge unter anderem Artikel des Toilettenpapierherstellers Essity (Zewa) und des Käseproduzenten Bel aus den Regalen verbannt.
Zudem machen die Händler den Herstellern mit immer aufwendiger gestalteten Eigenmarken das Leben schwer. Edeka und Rewe, aber auch Drogerien wie dm und Rossmann bauen ihre Eigenmarken zielstrebig aus. Es geht nicht nur um Billigprodukte. Die Handelsketten expandieren auch in höherwertige Bereiche. Mit ihren Eigenmarken wie „Edeka Bio“oder „Rewe regional“besetzen sie außerdem attraktive Nischenmärkte und lassen die Markenhersteller dabei oft alt aussehen.
Denn in der Branche wird vielen Markenartiklern Innovationsschwäche vorgeworfen. Um die Kunden dennoch mit Neuigkeiten versorgen zu können, machen die Handelsriesen in den Regalen Platz für Lebensmittel-Start-ups wie Ankerkraut, Little Lunch aus Augsburg oder Just Spices. Branchenkennerin Klug meint: „Solche Start-ups wird es in Zukunft immer mehr geben.“