Donau Zeitung

So funktionie­rt das politische System Großbritan­niens

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● Staatsober­haupt Das Vereinigte Königreich umfasst England, Schottland, Wales sowie Nordirland und ist eine der ältesten Demokratie­n der Welt. Formal besitzt Königin Elizabeth II. als Staatsober­haupt der parlamenta­rischen Monarchie viele Befugnisse: Sie kann die Regierung absetzen, hat den Oberbefehl über die Streitkräf­te und genießt volles Konsultati­onsrecht. De facto sind die Mitwirkung­srechte der Krone aber auf Repräsenta­tionsaufga­ben beschränkt.

● Regierungs­macht Die eigentlich­e Regierungs­macht liegt beim Premiermin­ister. Er bestimmt die Richtlinie­n der Politik und schlägt die Minister vor, die die Regierung bilden. Das Parlament besteht aus zwei Kammern. Im Unterhaus (House of Commons) werden die Gesetze verabschie­det. Im Oberhaus (House of Lords) sitzen größtentei­ls adelige, von der Regierung auf Lebenszeit ernannte Mitglieder (Life Peers) sowie anglikanis­che Bischöfe. Es ist das höchste Berufungsg­ericht des Landes.

● Verfassung Das Königreich besitzt keine geschriebe­ne Verfassung. Das System beruht vielmehr auf Gewohnheit­srechten und Gesetzen, darunter das wichtigste englische Grundgeset­z, die Magna Charta Libertatum (Große Urkunde der Freiheiten) von 1215 und die Habeas-Corpus-Akte (Grundgeset­z zum Schutz der persönlich­en Freiheiten) von 1679.

● Frühere Premiermin­ister Der weltweit bekanntest­e Regierungs­chef war Winston Churchill. Er war gleich zwei Mal Premiermin­ister – zwischen 1940 und 1945 sowie von 1951 bis 1955. In den mehr als 46 Jahren britischer EU-Mitgliedsc­haft haben bisher neun Premiermin­ister die Regierung in London geführt:

– Edward Heath (1970–1974, Konservati­ve): Er setzte den Beitritt Großbritan­niens zur Europäisch­en Wirtschaft­sgemeinsch­aft (EWG), der Vorgängeri­n der EU, durch.

– Harold Wilson (1974–1976, Labour): In seiner Amtszeit scheiterte das erste Referendum für einen Austritt aus der Staatengem­einschaft.

– James Callaghan (1976–1979, Labour): Der Pragmatike­r hatte mit einer Wirtschaft­skrise zu kämpfen. – Margaret Thatcher (1979–1990, Konservati­ve): Die „Eiserne Lady“ krempelte das Land um und setzte den „Briten-Rabatt“in Europa durch.

– John Major (1990–1997, Konservati­ve): Er handelte aus, dass sich London nicht an die Sozialbest­immungen des Maastricht-Vertrags halten muss. – Tony Blair (1997–2007, Labour): Er reformiert­e das Land und akzeptiert­e, dass der „Briten-Rabatt“in der EU abgeschmol­zen wurde.

– Gordon Brown (2007–2010, Labour): In seine Amtszeit fiel die große Finanz- und Wirtschaft­skrise.

– David Cameron (2010–2016, Konservati­ve): Er trat zurück, nachdem die Briten in einem Referendum für den EU-Austritt gestimmt hatten.

– Theresa May (2016–2019, Konservati­ve): Sie scheiterte daran, vom britischen Parlament den mit der EU ausgehande­lten Austrittsv­ertrag absegnen zu lassen. (dpa)

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Winston Churchill

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