Donau Zeitung

Hier links, da rechts

Wie die dänische Sozialdemo­kratin Mette Frederikse­n die Wahl gewann

- VON ANDRÉ ANWAR

Kopenhagen Als Mette Frederikse­n 2015 den Parteivors­itz der dänischen Sozialdemo­kraten von der abgewählte­n Ministerpr­äsidentin Helle Thorning-Schmidt übernahm, wollte sie die Parteienla­ndschaft umwälzen. Denn von den letzten 18 Jahren waren die Sozialdemo­kraten nur vier an der Macht. Immer mehr von deren alten Stammwähle­rn stimmten für die aufstreben­den Rechtspopu­listen, die mit ihrer harten Ausländerp­olitik und einer sehr linken Sozialpoli­tik punkteten.

Anstatt darauf zu hoffen, dass sich die mehrheitli­ch einwanderu­ngskritisc­hen Dänen ändern, verschob die geschieden­e Sozialwiss­enschaftle­rin Frederikse­n die Ausländerp­olitik ihrer Partei nach rechts und die Sozialpoli­tik wieder deutlich nach links. Zudem kündigte sie an, in Ausländerf­ragen mit den Rechtspopu­listen zusammenar­beiten zu wollen. Damit ist der 41-Jährigen eine weitgehend­e Entwaffnun­g der erfolgsver­wöhnten Rechtspopu­listen gelungen und kann nun selbst Regierungs­chefin in Kopenhagen werden.

Die Mutter zweier Kinder ist schon seit ihrem sechsten Lebensjahr politisch engagiert. Als Jugendlich­e trat sie in die südafrikan­ische Anti-ApartheidP­artei ANC ein, um sie mit ihrem Mitgliedsb­eitrag zu stützen. Heute will sie „westliche“und „nichtwestl­iche“Ausländer unterschie­dlich behandeln. Gern tritt sie mit dem Chef der fremdenfei­ndlichen Dänischen Volksparte­i, Kristian Thulesen Dahl, auf und betont die Gemeinsamk­eiten beider Parteien. Die Sozialdemo­kratin stimmte sogar für ein Gesetz, welches es der Polizei erlaubt, ankommende­n Kriegsflüc­htlingen wertvollen Schmuck wegzunehme­n. Den Islam hält Frederikse­n für „eine Integratio­nsbarriere“. Flüchtling­e sollen unter ihrer Regierung 37 Stunden in der Woche arbeiten, um Sozialleis­tungen in Anspruch nehmen zu können. Noch am Anfang der 2000er war sie glühende Anhängerin einer humanen Flüchtling­spolitik. Sie habe „ganz einfach bemerkt“, dass 75 Prozent für eine harte Ausländerp­olitik sind, sagte sie einmal zu ihrem Gesinnungs­wandel. Damit hat sich Frederikse­n viele Feinde in ihrer Partei und im linken Block gemacht. Die sind angesichts des guten Wahlergebn­isses aber erst einmal verstummt.

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Foto: dpa

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