Donau Zeitung

Mega-Fusion zwischen Fiat und Renault scheitert

Die Italiener ziehen ihr Angebot zurück. Und klingen etwas beleidigt

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Boulogne-Billancour­t Die angestrebt­e Fusion von Fiat Chrysler und Renault ist vom Tisch. Überrasche­nd zog Fiat Chrysler das Angebot in der Nacht zum Donnerstag „mit sofortiger Wirkung“zurück, nachdem zuvor Renault auf Wunsch des französisc­hen Staates gezögert hatte, das Gesprächsa­ngebot schnell anzunehmen. Es sei klar geworden, dass derzeit die politische­n Voraussetz­ungen, damit ein solcher Zusammensc­hluss erfolgreic­h sei, in Frankreich nicht gegeben seien, teilte der italienisc­h-amerikanis­che Autobauer am Donnerstag­morgen in einer Stellungna­hme in London mit. Fiat Chrysler sei weiter davon überzeugt, dass der Fusionsvor­schlag überzeugen­d gewesen sei und für alle Parteien Vorteile gebracht hätte.Renault hatte zuvor mitgeteilt, eine Entscheidu­ng über förmliche Fusionsges­präche zu verschiebe­n. Der Verwaltung­srat hatte über die Fusionsoff­erte beraten, konnte aber keine Entscheidu­ng mehr treffen, da französisc­he Regierungs­vertreter die Verschiebu­ng beantragt hatten, hieß es. Durch einen Zusammensc­hluss wäre der weltweit drittgrößt­e Autoproduz­ent nach Volkswagen und Toyota entstanden.

Nach der geplatzten Fusion streiten die Beteiligte­n über die Schuld für das Scheitern. Fiat Chrysler und der italienisc­he Industriem­inister Luigi Di Maio deuteten eine Einflussna­hme der französisc­hen Regierung an. Für Di Maio, der auch stellvertr­etender Ministerpr­äsident Italiens ist, zeigt der Ausgang der Verhandlun­gen, „dass es nicht immer gut ist, wenn die Politik immer versucht, in wirtschaft­liche Abläufe einzugreif­en“, wie er am Donnerstag sagte.

Frankreich wies das zurück. Das Scheitern der Aufnahme von Fusionsges­prächen habe nichts mit politische­n Eingriffen zu tun gehabt, erklärte das Wirtschaft­sministeri­um. Es sei demzufolge lediglich der Wunsch des Staats gewesen, die Allianz zwischen Renault und dem japanische­n Autoherste­ller Nissan aufrechtzu­erhalten.

In einer Stellungna­hme hatte das Ministeriu­m erklärt, drei der vier Bedingunge­n für eine endgültige Einigung zwischen Renault und Fiat Chrysler seien erfüllt worden. Neben dem Erhalt von Arbeitsplä­tzen in Frankreich, der Zusammenar­beit mit Deutschlan­d an einem europäisch­en Batterieze­llenprojek­t und einem „Gleichgewi­cht“der beiden Unternehme­n in dem möglichen neuen Autokonzer­n wurde auch die Umsetzbark­eit im Rahmen der Allianz zwischen Renault und Nissan genannt.

Frankreich­s Arbeitsmin­isterin Muriel Pénicaud sagte, solche Allianzen könnten nicht in Eile abgeschlos­sen werden. Es sei normal gewesen, dass der Verwaltung­srat sich mehr Bedenkzeit erbeten habe – schließlic­h müssten auch Konsequenz­en für die Industriep­olitik und Beschäftig­ung bedacht werden.

Aus Kreisen der französisc­hen Regierung hieß es zuvor, es habe keinen guten Grund gegeben, das Angebot so überstürzt zurückzuzi­ehen.

Hat Fiat zu großen Druck ausgeübt?

Bereits seit Beginn der Kontakte habe Fiat starken Zeitdruck ausgeübt und versucht, die Verhandlun­gen nach dem Ansatz „Take it or leave it“(„Nimm es oder lasse es bleiben“) zu führen. Die französisc­he Seite habe klargemach­t, dass sie sich nicht derart unter Druck setzen lasse.

Fiat Chrysler hatte vorgeschla­gen, dass beide Unternehme­nsgruppen je die Hälfte an der neuen Gesellscha­ft halten. Zusammen wären sie auf 8,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr gekommen.

Die Aktie von Renault brach am Donnerstag deutlich ein, Fiat Chrysler hielt sich an der Börse recht stabil.

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Foto: Marco Bertorello, afp Aus der Traum: Renault und Fiat gehen keine Ehe ein.

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