Italowestern passte Paris nicht
Wer mit Franzosen Italowestern spielt, muss sich nicht wundern, wenn sie die Filmaufnahmen jäh abbrechen. So steht der ehrgeizige John Elkann, Stratege des italoamerikanischen Autoriesen Fiat Chrysler, mit leeren Händen da. Er ist mit seinem Versuch gescheitert, Renault zu einer Fusion zu überreden. Dabei hat der italienische Industrielle einen Anfängerfehler im Umgang mit französischen Verhandlungspartnern begangen, indem er ihnen die Pistole auf die Brust setzen ließ.
Elkann wollte die Mächtigen in Paris überrumpeln. Wie ein Held aus den Italowestern seines Landsmannes Sergio Leone verbarg er erst gar nicht seine eigennützigen Motive, hinter VW und Toyota die Nummer drei in der Automobilwelt zu schaffen. Der Fiat-ChryslerMann wollte damit in einer melodramatischen Hauruck-Aktion, zu der die Musik Ennio Morricones passen
würde, vom eigenen Versagen ablenken. Denn der Konzern hat enormen Nachholbedarf in Sachen „Elektromobilität“und setzt mit Chrysler auf zu schwere und spritfressende Pick-ups. Die Defizite sollten durch die Ehe mit Renault samt dem japanischen und progressiven Partner Nissan kaschiert werden. Elkann wollte verhindern, dass Fiat das Lied vom Tod gespielt wird. Doch er trat zu wenig geschmeidig gegenüber Paris auf – und dies im Wissen, dass der französische Staat an Renault beteiligt ist und natürlich stets auf die Vorherrschaft der Grande Nation achtet.
Wenn Paris eine Titelrolle spielt, muss nach außen der Eindruck gewahrt werden, dass es nur einen Helden geben kann. Überdies hat die Blutsbrüderschaft von Renault und Nissan einen Bund mit Fiat Chrysler erschwert. Nun werden sich beide Autoverbünde harttun, sich in Zeiten der Elektrorevolution neu zu erfinden. Renault und Nissan haben hier deutlich bessere Chancen als Fiat und Chrysler.