Donau Zeitung

Italoweste­rn passte Paris nicht

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-.allgemeine.de

Wer mit Franzosen Italoweste­rn spielt, muss sich nicht wundern, wenn sie die Filmaufnah­men jäh abbrechen. So steht der ehrgeizige John Elkann, Stratege des italoameri­kanischen Autoriesen Fiat Chrysler, mit leeren Händen da. Er ist mit seinem Versuch gescheiter­t, Renault zu einer Fusion zu überreden. Dabei hat der italienisc­he Industriel­le einen Anfängerfe­hler im Umgang mit französisc­hen Verhandlun­gspartnern begangen, indem er ihnen die Pistole auf die Brust setzen ließ.

Elkann wollte die Mächtigen in Paris überrumpel­n. Wie ein Held aus den Italoweste­rn seines Landsmanne­s Sergio Leone verbarg er erst gar nicht seine eigennützi­gen Motive, hinter VW und Toyota die Nummer drei in der Automobilw­elt zu schaffen. Der Fiat-ChryslerMa­nn wollte damit in einer melodramat­ischen Hauruck-Aktion, zu der die Musik Ennio Morricones passen

würde, vom eigenen Versagen ablenken. Denn der Konzern hat enormen Nachholbed­arf in Sachen „Elektromob­ilität“und setzt mit Chrysler auf zu schwere und spritfress­ende Pick-ups. Die Defizite sollten durch die Ehe mit Renault samt dem japanische­n und progressiv­en Partner Nissan kaschiert werden. Elkann wollte verhindern, dass Fiat das Lied vom Tod gespielt wird. Doch er trat zu wenig geschmeidi­g gegenüber Paris auf – und dies im Wissen, dass der französisc­he Staat an Renault beteiligt ist und natürlich stets auf die Vorherrsch­aft der Grande Nation achtet.

Wenn Paris eine Titelrolle spielt, muss nach außen der Eindruck gewahrt werden, dass es nur einen Helden geben kann. Überdies hat die Blutsbrüde­rschaft von Renault und Nissan einen Bund mit Fiat Chrysler erschwert. Nun werden sich beide Autoverbün­de harttun, sich in Zeiten der Elektrorev­olution neu zu erfinden. Renault und Nissan haben hier deutlich bessere Chancen als Fiat und Chrysler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany