Donau Zeitung

Bayern – ein Land für Kängurus

In Franken büxen fünf der Beuteltier­e aus und in den Wäldern nahe Augsburg versteckt sich seit Wochen ein anderes. Die Tiere scheinen sich hierzuland­e wohlzufühl­en

- VON JONATHAN MAYER

Augsburg Ist Bayern das Paradies für Wildtiere? Immerhin ist knapp ein Drittel der Landesfläc­he, nämlich 2,6 Millionen Hektar, bewaldet. Zwischen Unterholz und Nadelbaum fühlen sich Wildschwei­n, Reh, Eule und Co. besonders wohl. Doch in den vergangene­n Wochen, so könnte man angesichts der vielen Meldungen meinen, machen sich auch andere Tiere im Wald breit: Kängurus zum Beispiel.

Von denen scheinen in Bayern immer mehr ihr Gehege gegen die freie Wildbahn einzutausc­hen. So geschehen in der Nacht zum Sonntag. Aus einem privaten Gehege in Dentlein in Mittelfran­ken büxten gleich fünf Kängurus aus. Eine Autofahrer­in hatte die Tiere an einer Straße entdeckt und die Polizei alarmiert. Vier von ihnen konnten eingefange­n werden – ein anderes wurde vorerst vermisst. Ein ähnlicher Fall ereignete sich vor wenigen Wochen auch in unserer Region, als ein Bennett-Känguru in den Wäldern nahe Augsburg fotografie­rt wurde. „Knicksy“, wie das Tier wegen eines Knicks im Schwanz heißt, genießt seitdem die Freiheit.

Den Kängurus scheint es in der freien bayerische­n Wildbahn jedenfalls gut zu gehen. Fressfeind­e gibt es abseits vom Wolf nicht, erklärt Barbara Jantschke, Direktorin des Augsburger Zoos, auf Nachfrage. Und die klimatisch­en Bedingunge­n seien zumindest im Fall von Bennett-Känguru „Knicksy“ähnlich wie in seinem Herkunftsl­and Tasmanien. Das Tier soll im Übrigen wieder eingefange­n und zurück auf seinen Hof gebracht werden. Doch die Suche kommt schleppend voran. Seit der Sichtung Anfang Mai wurde es nicht mehr gesehen. Die Polizei verlässt sich bei der Suche vor allem auf die Bürger. Gernot Hasmüller, Chef der Polizei Schwabmünc­hen, sagt: „Wir können nicht nach dem Tier suchen. Aber wenn es gesehen wird, werden wir aktiv.“Womöglich stehe „Knicksy“aber ein grausiges Ende bevor: „Ich befürchte, früher oder später wird es zusammenge­fahren.“Dieses Schicksal ereilte am Mittwoch auch das Tier aus Dentlein. Es wurde in den Abendstund­en überfahren. Georg Wiedemann, Jagdpächte­r in der Region, wo „Knicksy“gesehen wurde, hat jedoch Hoffnung, dass es noch lebt: „Niemand weiß, wo sich das Känguru aufhält. Vielleicht ist es schon gar nicht mehr hier.“Er halte die Augen weiterhin offen.

Dass Bayern nicht das einzige Bundesland ist, in dem sich Kängurus auch außerhalb von Gehegen wohlfühlen, zeigt ein anderes Beispiel: In der Nacht auf Samstag befreite sich auch in Essen in Nordrhein-Westfalen ein Beuteltier. Ein Passant versuchte noch, es bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalt­en. Doch es strampelte sich frei und hüpfte – dreimal dürfen Sie raten – in den nächsten Wald.

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Archivfoto: Armin Weigel, dpa Kängurus in Bayern? Klingt ungewöhnli­ch, ist aber nicht unmöglich. Immer wieder tauschen sie ihre Gehege gegen die freie Wildbahn.

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