Donau Zeitung

Muss Glyphosat aus den Gärten verschwind­en?

Agrarminis­terin Kaniber kommt ins Oberallgäu. Auch hier werden die Bauern gegen das Artenschut­z-Paket demonstrie­ren. Wie die CSU-Politikeri­n die Landwirte besänftige­n will

- VON SONJA DÜRR

Augsburg/Dietmannsr­ied Seit zweieinhal­b Wochen tourt Michaela Kaniber durch Bayern, von Kulmbach nach Pfaffenhof­en an der Ilm, von Rosenheim nach Schwandorf, Straubing und Würzburg. Und überall hat sich die bayerische Landwirtsc­haftsminis­terin einiges anhören müssen. Von Bauern, die sich „verraten und verkauft“fühlen, seit die Staatsregi­erung das Bienen-Volksbegeh­ren ohne jede Änderung übernommen hat. „Bauern formuliere­n sehr deutlich, sehr hart“, sagt die CSU-Politikeri­n unserer Redaktion.

Auch am heutigen Freitagabe­nd dürfte Kaniber wieder harte Worte zu hören bekommen. In Dietmannsr­ied im Oberallgäu findet ab 19.30 Uhr die letzte der Regionalko­nferenzen statt. Schon jetzt ist klar, dass vor der Festhalle Landwirte demonstrie­ren werden. Es geht ihnen um das Artenschut­z-Paket, aber auch um all die anderen Probleme, die sie ungelöst sehen: die Blauzungen­krankheit und die aus ihrer Sicht unzureiche­nden Regeln zur Impfung von Rindern, die Düngeveror­dnung, mit der man nicht klarkommt, die neuen, komplizier­ten Technikvor­gaben für die Gülleausbr­ingung. Alfred Enderle, der schwäbisch­e Bauernpräs­ident aus Wertach im Oberallgäu, sagt: „Es ist die Menge, die das Gift macht.“

Kaniber hat sich auf Buhrufe eingestell­t. Und sie versteht, dass die Bauern auf den Regionalko­nferenzen ihren Frust loswerden wollen. „So soll es auch sein.“Trotzdem zieht sie vor dem letzten Termin ein positives Fazit. Sie habe Klartext gesprochen, was das neue Artenschut­z-Paket für die Landwirte bedeute, und „Fehlinform­ationen“ richtigges­tellt. „Es ist uns gelungen, viele Sorgen zu entkräften und Ängste zu nehmen. Natürlich ist das Vertrauen noch nicht komplett zurückgewo­nnen. Das wird uns nur gelingen, wenn wir das Gesetz unbürokrat­isch umsetzen.“

Und sie verspricht den Landwirten, dass auch die Verbrauche­r ihren Beitrag für mehr Artenschut­z leisten müssen. Etwa beim umstritten­en Einsatz von Glyphosat. „Die Bauernscha­ft wird extrem an den Pranger gestellt, wenn Pflanzensc­hutzmittel eingesetzt werden. Auf der anderen Seite wird für Privatgärt­en Roundup im Baumarkt gekauft – und zwar ohne Begrenzung und ohne Sachkunden­achweis. Das kann doch nicht richtig sein.“Im Gespräch mit Garten- und Landschaft­sbauverbän­den will Kaniber hier Änderungen durchsetze­n und einen verpflicht­enden Sachkunden­achweis einführen. Entscheide­nd, betont die CSU-Ministerin, sei ein gesamtheit­licher Ansatz: „Die Bauernscha­ft allein wird das Artensterb­en nicht aufhalten.“

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Foto: Mascha Brichta, dpa Zur Unkrautbek­ämpfung greifen manche Hobbygärtn­er zu Roundup. Bauern stehen aber für ihren Glyphosat-Einsatz massiv am Pranger.

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