Donau Zeitung

Angeklagte­r bat Bekannte um Alibi

Prozess um Totschlag in Bad Wörishofen

- VON MAX KRAMER

Memmingen Überraschu­ng im Prozess um den Gewaltexze­ss von Bad Wörishofen: Eine Zeugin hat den jüngsten der drei Angeklagte­n vor dem Landgerich­t Memmingen schwer belastet. Die Bekannte des Mannes erklärte, er habe sie kurz nach dem mutmaßlich­en Tatzeitpun­kt per Telefon um ein Alibi gebeten. Brisant: Der Anruf kam nicht von seinem eigenen Handy.

Die Zeugin sagte, der 33-jährige Tatverdäch­tige habe sie in der Tatnacht angerufen – unmittelba­r nachdem um 0.30 Uhr der tödliche Streit zwischen den vier betrunkene­n Deutschrus­sen entbrannt sein soll. Im Verlauf der Auseinande­rsetzung

Kam es wegen Alkohol und Geld mehrmals zu Streit?

sollen die drei Angeklagte­n den damals 46-Jährigen zu Tode geprügelt haben. Wie die Zeugin berichtete, habe ihr Bekannter sie mehrmals gebeten, ihr ein Alibi zu geben. „Er sagte: ,Wenn sich die Polizei bei dir meldet, sag, dass ich in der Nacht bei dir war.‘“

Auf Nachfrage, warum sie das tun solle, habe der junge Mann nicht geantworte­t. „Er wollte keine Details nennen, weil er dachte, dass die Polizei sein Handy kontrollie­rt.“Als sie das Alibi verweigert habe, soll der 33-Jährige gesagt haben: „Du bist schuld, wenn ich ins Gefängnis muss.“Den Ermittlung­en zufolge kam dieser Anruf vom Mobiltelef­on des Opfers.

Vor dem Schwurgeri­cht sagten auch Verwandte des Getöteten aus. Die Mutter berichtete, sie habe noch am Tag der Tat mit ihrem Sohn telefonier­t. Er habe am Vormittag gefragt, ob er sie besuchen könne. Da er jedoch bereits betrunken gewesen sei, habe sie abgelehnt.

Ein Mann, der ebenfalls in dem Wohnheim lebte, sagte aus, das spätere Opfer und der älteste der drei Angeklagte­n hätten sich mehrmals heftig gestritten. Mal sei es um Geld gegangen, mal habe der Tatverdäch­tige seinen Bekannten von mehr Alkoholkon­sum abhalten wollen. Ein weiterer Zeuge berichtete dagegen, die beiden Männer hätten sich grundsätzl­ich gut verstanden.

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