Donau Zeitung

Experten: Kein Eingriff ins Mathe-Abi

Bildungspo­litiker sehen keine Notwendigk­eit, die Bewertung anzupassen. Wie sie argumentie­ren und warum das Kultusmini­sterium vor neuen Ungerechti­gkeiten warnt

- VON HENRY STERN

München Soll das bayerische Kultusmini­sterium in die Bewertung des diesjährig­en Mathematik-Abiturs eingreifen? Die Bildungsex­perten aller Parteien im Landtag sehen dafür keine Notwendigk­eit. „Eine deutliche Abweichung der Ergebnisse kann ich derzeit nicht feststelle­n“, sagte etwa die SPD-Bildungspo­litikerin Margit Wild am Donnerstag im Bildungsau­sschuss des Landtags. Bereits am Mittwoch hatte Schulminis­ter Michael Piazolo (Freie Wähler) eine Korrektur der Bewertung wie etwa in Hamburg, Bremen und dem Saarland erneut abgelehnt.

Da das endgültige Abitur-Ergebnis angesichts der bis diesen Freitag laufenden mündlichen Nachprüfun­gen noch nicht vorliegt, könne das Ministeriu­m zwar kein abschließe­ndes Fazit ziehen, sagte der für die Gymnasien zuständige Ministeria­lbeamte Adolf Präbst im Landtag: dem, was wir an Informatio­nen haben, gibt es aber keinen Anhaltspun­kt, dass es notwendig ist, in die Bewertung einzugreif­en.“Eine Analyse der Gesamterge­bnisse vor den Nachprüfun­gen habe „keine unüblichen Abweichung­en“vom langjährig­en Schnitt ergeben. Auch die Rückmeldun­gen aus den Schulen hätten „unisono keine Notwendigk­eit für Eingriffe gesehen“, so Präbst.

Der Ministeria­lbeamte verwies darauf, dass ein im Durchschni­tt um einen Punkt schlechter­es Prüfungser­gebnis in einem Fach den Notenschni­tt des gesamten Abiturs nur um 0,02 senken würde. „Deshalb sind die Gesamtschn­itte über die Jahre auch sehr stabil, auch wenn es in einzelnen Fächern Schwankung­en gibt.“Präbst gab zudem zu bedenken, dass ein zentraler Eingriff in die Mathematik-Bewertung neue Ungerechti­gkeiten schaffen könne: „Wenn wir zum Beispiel in Mathematik in diesem Jahr um 0,2 schlechter sind und in Deutsch um 0,15 besser – was machen wir dann?“Auch gegenüber den Abiturient­en des letzten Jahrgangs könnte ein Eingriff ungerecht sein.

Die Umrechnung der in der Prüfung erzielten Punkte in eine Prüfungsno­te sei zudem von der bundesweit­en Kultusmini­sterkonfer­enz klar vorgegeben, um eine bessere Vergleichb­arkeit der Abiturnote­n zu erreichen. Wenn Hamburg und Bremen nun von dieser Vorgabe abrückten, so sei dies aus bayerische­r Sicht „problemati­sch“. Im Saarland sei dagegen ein bislang strengerer Bewertungs­schlüssel nur an die bundesweit­e Vorgabe angepasst worden. Obwohl es in insgesamt zwölf Bundesländ­ern Petitionen gegen das Mathe-Abitur gebe, „werden alle anderen Länder nichts än„Nach dern an der Bewertung“, so Präbst. Alle Abitur-Aufgaben in Bayern würden zudem in einem rund eineinhalb Jahre dauernden Prozess ausgewählt und in einem mehrstufig­en Verfahren akribisch geprüft. Auch in diesem Jahr habe es in keiner Phase dieses Prozesses „die Rückmeldun­g gegeben, dass Aufgaben zu schwer, fehlerhaft oder nicht Lehrplan-konform gewesen wären“, so Präbst. Das Kultusmini­sterium nehme die Kritik an der Prüfung dennoch sehr ernst: „Wir werden die Kritikpunk­te auch im Nachgang noch mal genau analysiere­n“, versprach der Ministeria­lbeamte.

Wann die endgültige­n Ergebnisse der diesjährig­en Abiturprüf­ung vorliegen, blieb angesichts der am Samstag beginnende­n Pfingstfer­ien zunächst unklar. Ein belastbare­s Ergebnis werde aber umgehend veröffentl­icht, hieß es aus dem Kultusmini­sterium.

»Lesen Sie dazu den der ersten Bayern-Seite.

Keine unüblichen Abweichung­en

auf

Newspapers in German

Newspapers from Germany