Donau Zeitung

Kritisiert und geschätzt: Bischof Konrad Zdarsa

Der Geistliche wird an diesem Freitag 75 Jahre alt und nimmt bald Abschied von Augsburg. Bei aller Verärgerun­g über ihn hinterläss­t er auch durchaus positive Eindrücke. Wie ihn engagierte Katholiken und Kirchenleu­te erlebt haben

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Er ist im wahrsten Sinne des Wortes eine kantige Persönlich­keit. An Bischof Konrad Zdarsa schätzen die einen im Bistum Augsburg seine zugewandte Art, die sie im Gespräch mit ihm erlebten. Andere Katholiken stoßen sich an der schroffen Unzugängli­chkeit, die er ihnen gegenüber zeigte. Zdarsa begeht an diesem Freitag seinen 75. Geburtstag – und muss damit laut Kirchenrec­ht dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Er hat das bereits getan. Und er hat auch schon alles vorbereite­t, um in die Sachsenmet­ropole Dresden heimzukehr­en.

Im Bistum hinterläss­t er trotz geteilter Meinungen durchaus auch positive Eindrücke. So lernte ihn Diözesan-Caritasdir­ektor Andreas Magg als einen „Mann von Glaubwürdi­gkeit, Echtheit und Treue“schätzen. Man mag anderer Ansicht sein, räumt Magg ein, „wer aber selbst glaubwürdi­g, echt in seinem Tun und Reden wie auch treu gegenüber dem Auftrag Jesu Christi ist, der weiß ihn als Weggefährt­en, mit dem man Probleme sehr gut anpacken kann“, sagt er. Zdarsa habe viel für benachteil­igte Menschen getan. „Ihm ist Lob nicht wichtig. Bei ihm gilt: Die Praxis macht’s.“Er schaue nicht darauf, wer welche Rolle in Gesellscha­ft oder Kirche spiele, sondern darauf, ob der Mensch etwas tauge und verlässlic­h sei in seinem Tun: „Steht er zu dem, was er sagt, oder tut er etwas anderes, wenn er bedrängt wird?“

Ulrike Stowasser, seit 2013 Diözesanvo­rsitzende des Katholisch­en Deutschen Frauenbund­s, hat den Bischof in sechs Jahren einige Male getroffen. Eine zufällige Begegnung ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben: „Es war 2015, als ich nach einer Vorstandss­itzung in Augsburg noch etwas in der Stadt besorgen wollte. Gedankenve­rsunken hetzte ich entlang und achtete nicht auf den Verkehr, bis mir ein größeres schwarzes Auto aufgefalle­n ist. Auf dem Rücksitz saß ein Mann, lächelte mich an und winkte mir zu. Es war nur ein kurzer Augenblick der Begegnung, ein kurzer Moment, in dem ich mich ,gesehen‘ fühlte. In der Masse der Menschen, die zu dieser Stunde geschäftig unterwegs waren, hat er mich erkannt und zugewunken. Dies hat mir sehr gutgetan und gab mir Kraft.“

Als einen „Bischof mitten unter Pilgern“erlebte ihn Robert Hitzelberg­er, der Diözesanvo­rsitzende des Kolpingwer­ks. „Es war bei der Familienwa­llfahrt 2018 nach Assisi. Beim Gottesdien­st im Dom überrascht­e er mit der Einleitung zur Predigt die 570 Pilger – nicht ohne ein Quäntchen Humor – mit dem Ruf ,Gehet hin in Frieden!‘, der eigentlich am Ende der Messe steht. Seine Botschaft: Wir können zufrieden durch das Leben gehen, weil wir Geschenk Gottes sind.“Die Pilger, so Hitzelberg­er, erlebten damals einen Bischof nahe bei den Menschen – scherzend und lachend, im Gespräch mit Kindern und Eltern. „Dieses Bild vom von Herzen lachenden Bischof im Kopf macht es leichter, sich mit manch einer seiner Aussagen auseinande­rzusetzen. Vielleicht ist ja gerade eine der Aufgaben eines Bischofs, zu verkünden, ob es dem Hörer passt oder nicht.“

Die Vorsitzend­e des Diözesanra­ts der Katholiken, Hildegard Schütz, erlebte Konrad Zdarsa „als einen Bischof, der im Laufe der Jahre immer offener wurde, offener in Bezug auf unterschie­dliche Ansichten und auch offener gegenüber den Menschen“. Im Rahmen der regelmäßig­en Gespräche mit dem Diözesanra­t und auch in persönlich­en Gesprächen habe sie ihn „als einen sehr intelligen­ten, beredten und freundlich­en, humorvolle­n und sehr feinsinnig­en Mann, als brillanten Theologen und geistlich tiefen Menschen“kennengele­rnt, wie sie sagt.

Als Bischof, „der sich für jeden Einzelnen interessie­rt“, werde Zdarsa dem Sprecher der Diakone im Bistum, Christian Wild, in Erinnerung bleiben. In der Domsakrist­ei begrüße er jeden mit Handschlag, auch die Mesner und Ministrant­en „und er weiß auch viele Namen“. Ebenso persönlich wende er sich den jungen Firmlingen und denen zu, die sich auf die Taufe vorbereite­n. Konrad Zdarsa wolle nicht besonders behandelt werden und trotz seiner konsequent getragenen Klerikerkl­eidung keine Exzellenz sein – auf den Titel hatte sein Vorgänger Walter Mixa bestanden. Er könne auch gut zuhören und sei ein sehr guter Gastgeber, so Wild.

Konrad Zdarsa, am 7. Juni 1944 in Hainichen/Sachsen als Sohn eines Handwerker­s geboren, hatte zuerst den Beruf des Drehers gelernt, ehe er mit 30 Priester werden konnte. Der Erwerb des Abiturs wurde ihm in der DDR als bekennende­r Katholik staatlich verweigert, erst in einer kirchliche­n Einrichtun­g kam er weiter. 1974 zum Priester geweiht, entsandte ihn sein Heimatbist­um Dresden fünf Jahre zum Doktorat nach Rom, dann wurde er Pfarrer, Dompropst, Caritas-Vorsitzend­er, Personalre­ferent, Generalvik­ar und im Juni 2007 Bischof von Görlitz.

OFestgotte­sdienst An diesem Freitag, 7. Juni, 9.30 Uhr, zelebriert Bischof Konrad Zdarsa zu seinem Geburtstag eine festliche Messe im Augsburger Dom.

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Foto: David Ebener, dpa Konrad Zdarsa wird am Freitag 75 Jahre alt.

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