Schlaglöcher gegen zu schnelle Autos
In Hanau sollen „Temposchwellen“Raser aufhalten. Ist das auch in Bayern denkbar?
München/Hanau Um Autofahrer vom Rasen abzubringen, verlassen sich Kommunen in der Regel auf die herkömmlichen Methoden: Da wird geblitzt, es werden Verkehrsinseln installiert oder man droht mit höheren Geldstrafen. Die Stadt Hanau in Hessen hatte jetzt eine etwas andere Idee: Sie will bald mit künstlichen Schlaglöchern gegen zu schnell fahrende Autofahrer vorgehen.
In der Fahrbahn wird hierzu eine Stahlplatte installiert. Fährt ein Auto zu schnell und wird vom jeweiligen Radarmessgerät erfasst, senkt sich die Platte rasch ab und erzeugt so ein knapp vier Zentimeter tiefes Schlagloch. Der erhoffte Lerneffekt besteht darin, dass der Fahrer beim Passieren ein unsanftes Poltern spürt.
Das sogenannte „Actibump-System“einer schwedischen Firma kostet rund 50000 Euro, sei bereits bestellt und soll nach den Plänen der Stadt im Spätsommer eingebaut werden, wie ein Sprecher sagte. Die Technik habe sich in Schweden und Tschechien bewährt. Nun solle sie auf der Hanauer Langstraße in einer Tempo-20-Zone installiert werden. Dort sorgen vor allem sogenannte Auto-Poser regelmäßig für Ärger – weil sie rasant und mit viel Imponiergehabe unterwegs sind.
Fragt sich: Müssen Autofahrer auch bundesweit bald mit stählernen Schlaglöchern im Asphalt rechnen? Zumindest im Falle Hanaus muss laut Stadt noch abschließend geklärt werden, ob die Geräte überhaupt eingebaut werden dürfen. Das hessische Verkehrsministerium sehe Klärungsbedarf, ob das System ohne Zulassung der Bundesanstalt für Straßenwesen in Eigenregie in Betrieb genommen werden dürfe.
Aus bayerischen Städten und Gemeinden ist laut Verkehrsministerium kein derartiges Vorhaben wie in Hanau bekannt. Ebenso wenig auf Autobahnen, Bundes- und Staatsstraßen, für die das Ministerium verantwortlich sei. In Bayern setze man weiterhin auf den jährlichen Blitzermarathon, um gegen Raser vorzugehen, hieß es am Donnerstag.