Donau Zeitung

Das andere Spiel der Pferdeschw­änze

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Man muss für die nächsten Wochen, in denen die deutschen Fußball-Frauen in Frankreich um die Weltmeiste­rschaft spielen, mal wieder daran erinnern, dass es zwei Arten von Menschen gibt: Männer und Frauen. Mögen sie inzwischen chirurgisc­h ineinander aufgehen, das Unterschie­dliche überwiegt.

Wir kommen darauf, weil Männerrund­en gerade wieder darüber diskutiere­n, ob das, was in Frankreich zu sehen sein wird, tatsächlic­h Fußball ist. Richtiger Fußball. Die Frage lautet: Spielen die Frauen Männerfußb­all – und wenn nicht, was spielen sie dann?

Natürlich spielen sie keinen Männerfußb­all! Man erkennt das daran, dass sie die Schiedsric­hterin nicht rudelweise bedrängen, Körperflüs­sigkeiten bei sich behalten und darauf verzichten, wie brünftige Hirschbull­en aufeinande­r loszugehen. Stattdesse­n pflegen sie zivile Umgangsfor­men. Für alle, die den Unterschie­d nicht verstanden haben, gibt es jenen rotzfreche­n Werbespot über Eier und Pferdeschw­änze, der altgedient­en FußballFun­ktionären das Blut in den Adern hat stocken lassen.

Spätestens damit ist klar: Frauen spielen Frauenfußb­all. Wer das versteht, hat schon viel kapiert. Wer Frauen dagegen an Männern misst und umgekehrt, wird ein Leben voller Missverstä­ndnisse führen. Aber das ist ein anderes Thema.

Im Sport ist es nur der Fußball, der sich diesem Vergleich unterziehe­n muss. Das kommt daher, dass Männer noch immer glauben, der Fußball gehöre ihnen. So wie die Modell-Eisenbahn oder die Schlagbohr­maschine, von denen die Frauen doch, bitteschön, die Finger lassen sollen. Oder wer käme auf die Idee, Volleyball­erinnen mit Volleyball­ern zu vergleiche­n? Männer äußern dagegen noch immer leidenscha­ftlich die Vermutung, dass Voss-Tecklenbur­gs Frauen nicht einmal gegen Kreisligam­annschafte­n bestehen würden. Wir würden unser Katsche-Schwarzenb­eck-Autogramm aus dem Jahr 1969, das wir an dieser Stelle schon häufiger auf Spiele gesetzt, aber noch nie verloren haben, auf die Frauen wetten.

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Foto: dpa Fliegende Pferdeschw­änze: die deutschen Nationalsp­ielerinnen im Training für die WM in Frankreich.
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