Donau Zeitung

Seehofers Problem mit der Ironie

Innenminis­ter löst mal wieder Irritation­en aus

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Mit der Ironie ist das so eine Sache. Wer sie versteht, fühlt sich unter Umständen bestens unterhalte­n. Doch nicht alle Menschen haben einen Sinn für diese besondere Form von Humor. Horst Seehofer schon. Der CSU-Politiker liebt es, seinem Publikum mit zweideutig­en Aussagen Rätsel aufzugeben. Hat er das wirklich ernst gemeint? Nicht wirklich, oder? Das kann sehr lustig sein – und es kann total danebengeh­en. Seit der Bayer seinen natürliche­n Lebensraum verlassen hat und sich in Berlin als Bundesinne­nminister durchschla­gen muss, passiert ihm Letzteres immer öfter.

Vielleicht haben die Bayern einen feineren Sinn für Humor, zumal für den sehr speziellen des langjährig­en Landesvate­rs. Vielleicht verliert der 69-Jährige aber auch einfach das Gespür, was man sagt und was besser nicht. Im aktuellen Fall lässt sich Seehofer über die hohe Kunst aus, umstritten­e Gesetze ohne größeren Widerstand durchzubri­ngen. „Man muss Gesetze komplizier­t machen, dann fällt es nicht so auf“, sagt der gut gelaunte Minister in einem Video, das die ARD verbreitet. Die politische Konkurrenz ist entsetzt. Das Netz shitstormt. Da werden Erinnerung­en wach an die 69 Afghanen, die just an Seehofers 69. Geburtstag abgeschobe­n worden waren, wie der Minister damals süffisant erzählte. Der Gescholten­e selbst sagt inzwischen, seine Worte (ausgerechn­et beim „Kongress für wehrhafte Demokratie“übrigens) seien „leicht ironisch“formuliert gewesen. Aber mit der Ironie ist das eben so eine Sache.

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Foto: dpa Horst Seehofer

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