Neuer Vorwurf von Korruption gegen Siemens
Ermittlungen in Augsburg. Eine Spur führt nach Neu-Ulm
Erlangen Über zehn Jahre nach dem großen Korruptionsskandal bei Siemens gibt es Vorwürfe, dass das Unternehmen auch danach noch mit zweifelhaften Methoden gearbeitet haben könnte. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner neuen Ausgabe. Im Jahr 2006 war bekannt geworden, dass der Münchner Dax-Konzern durch Schmiergeldzahlungen an Aufträge gekommen war. Die Firma gelobte danach Besserung. Wie der Spiegel jetzt recherchiert hat, sei aber auch später noch bestochen worden – bei dem Verkauf von Medizingeräten nach Russland und bis in das Jahr 2012 hinein.
Nach der Korruptionsaffäre sei eine neue Methode verwendet worden, berichtet das Magazin. Statt die Medizintechnik in Russland selbst zu verkaufen, habe man mit autorisierten Zwischenhändlern gearbeitet. Im Zentrum steht dem Bericht zufolge ein deutsch-kasachischer
„Mondpreise“mit Hilfe aus Erlangen?
Geschäftsmann aus Neu-Ulm. Er habe medizinische Geräte von Siemens mit hohen Rabatten erworben und sie dann teuer an russische Kliniken weiterverkauft: In Russland hätten korrupte Politiker und Beamte die Geräte zu Mondpreisen abgenommen. Im Gegenzug habe der Neu-Ulmer Geschäftsmann die Russen, unter ihnen auch hochrangige Provinzpolitiker, nach Deutschland eingeladen und in Kliniken behandeln lassen.
Der Witz an der Sache: Die Mondpreise, die der Geschäftsmann in Russland abrief, „wären ohne die überzogenen Listenpreise von Siemens nicht möglich gewesen“, berichtet das Magazin. Diese Listenpreise würden in Erlangen gemacht.
Das System sei in Russland irgendwann aufgeflogen, deutsche Ermittler wurden eingeschaltet – darunter die Staatsanwaltschaft Augsburg. Der Neu-Ulmer Geschäftsmann habe für die Einstellung des Verfahrens in Augsburg im Mai 2019 eine sechsstellige Summe zahlen müssen, heißt es. Siemens bestreite die Vorwürfe von Bestechung.