Sie geben dem Lächerlichen Würde
Sport lässt sich in vielerlei Sparten aufteilen. Ballsportler beispielsweise halten jeden, der seinen Körper schindet, ohne eine Kugel zu schlagen, treten oder werfen für einen bemitleidenswerten Körperklaus. Manch einer trennt auch zwischen Mannschafts- und Einzelsport. Für Fußballer, Handballer, Volleyballer und dergleichen spielt es keine Rolle, ob sie es mit einem Schwimmer, Leichtathleten, Tischtennisspieler oder Golfer zu tun haben: alles Soziopathen. Wer sich nicht den hirnverbranntesten Riten unterwirft und beispielsweise einen Cola-Bier-Kirschlikör-Mix aus einem „Stiefel“genannten Glas trinkt – mit dem stimmt was nicht.
Unter den Einzelsportlern wiederum tut sich ein Centre-Courtgroßer Graben auf zwischen all jenen, die den Sport ernsthaft betreiben, und den Faulen. Jenen also, die sich entgegen der eigentlichen Bestimmung zu Paaren zusammentun. Doppel-Spieler sind wie Brandschutzbeauftragte. Braucht kein Mensch – und wenn es doch mal hart auf hart kommt, nimmt sie keiner ernst.
Das ändert sich hierzulande dann – und nur dann – wenn sich zwei finden und überaus erfolgreich sind. Erinnert sei an Steffen Fetzner und Jörg Roßkopf. Weltmeister im Tischtennis-Doppel. Zu zweit also hinter einer Platte agierend, die einem
Einzelnen schon zu klein ist. Oder das Tennis-Duo Boris Becker/ Michael Stich. Fand sich zusammen, um Olympia-Gold 1992 zu gewinnen. Trennte sich wieder. Allein schon das künstlich verbreiterte Feld. Der Blinddarm unter den Markierungen.
Mit Kevin Krawietz und Andreas Mies bewegt sich derzeit mal wieder deutsches Duo überraschend erfolgreich über den Platz. Die beiden stehen im Finale der French Open. Dass sie mal auf den größten Courts der Welt aufschlagen würden, ahnte niemand, als die beiden vor eineinhalb Jahren zusammenfanden. Sie können nun für den ersten deutschen Doppel-Titel in Roland Garros seit 1937 sorgen. Damals trugen sich Gottfried von Cramm und Henner Henkel in die Siegerliste ein. Nun also Krawietz und Mies. Sie teilen sich eine AirBnB-Unterkunft und freuen sich zusammen mit den wenigen deutschen Fans über jede weitere Überraschung. Zwei Einzelsportler, die als Mannschaft besser sind.
Für beide gelten Kategorien wie Team- und Individualsport nicht. Sie geben sogar so etwas Lächerlichem wie dem Doppelfeld Sinn. Aber Sport ohne Ball: Das bleibt nun wirklich Unfug.