Donau Zeitung

Klischees wie im Privat-TV

Tatort: Kaputt

- Rupert Huber

Polizistin Melanie Sommer philosophi­ert vor sich hin: „Es gibt viele Arten zu sterben, man muss herausfind­en, wie man leben kann.“Sie hat Schlimmes durchgemac­ht. Etwa einen Routineein­satz, der gar keiner war. Wie den, als sie wegen Ruhestörun­g in ein leer stehendes Haus gerufen wird. Dort spielt sich ein Drama ab. Eben wurde ihr Kollege Schneider von Unbekannte­n hingericht­et, sie selber schwer verletzt. Was an dem Abend passiert ist, daran kann sie sich nicht mehr erinnern.

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) finden Schneiders Leiche in einer Blutlache, sein Schädel wurde zertrümmer­t. Der Mord an Schneider sorgt im Präsidium für Entsetzen. Zumal es nicht nur um die Gefahren geht, denen Polizisten ausgesetzt sind. Auch die homosexuel­le Beziehung Schneiders zum Kollegen Stefan Pohl wird von Gruppenlei­ter Bernd Schäfer nur ungern gesehen.

Schäfer ist alles andere als kooperativ und bremst die ermittelnd­en Hauptkommi­ssare. Eine Spur, Fingerabdr­ücke auf der Tatwaffe, führt zu dem drogensüch­tigen Benjamin Theissen. Kurz darauf wird auch er erschossen. Chaos total im Präsidium. Der „Tatort“aber bleibt mäßig spannend, denn die Drehbuchau­toren haben zu heftig in der ThemenMisc­htrommel gerührt. Selbstjust­iz, interne Ermittlung­en, Diskrimini­erung von Frauen im Polizei-Alltag, Missachtun­g der Sicherheit­sorgane. Überhaupt haben satte Klischees wie im Privatfern­sehen die Oberhand. Wenn etwa Polizisten beim Feierabend-Kölsch über Homosexual­ität schwadroni­eren.

Das Schema ist bekannt, mit dem Unterschie­d, dass Ballauf engagiert die Ermittlung­en gegen Kollegen vorantreib­t, während Schenk mehr den Kumpel gibt. Assi „Jütte“, eher bekannt als hingebungs­voller Brotzeitma­cher, kandidiert für den Personalra­t und gibt in diesem Fall überrasche­nd den Hardliner.

Lob verdient vor allem Anna Brüggemann für ihre schauspiel­erische Leistung als Polizistin Melanie. Es ist im Krimi ja nicht neu, dass gerade die Externen immer die großen Rollen spielen.

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Foto: WDR, Th. Kost Polizistin Melanie Sommer (Anna Brüggemann, rechts) wurde verletzt. Eine Kollegin ist bei ihr.
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