Klischees wie im Privat-TV
Tatort: Kaputt
Polizistin Melanie Sommer philosophiert vor sich hin: „Es gibt viele Arten zu sterben, man muss herausfinden, wie man leben kann.“Sie hat Schlimmes durchgemacht. Etwa einen Routineeinsatz, der gar keiner war. Wie den, als sie wegen Ruhestörung in ein leer stehendes Haus gerufen wird. Dort spielt sich ein Drama ab. Eben wurde ihr Kollege Schneider von Unbekannten hingerichtet, sie selber schwer verletzt. Was an dem Abend passiert ist, daran kann sie sich nicht mehr erinnern.
Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) finden Schneiders Leiche in einer Blutlache, sein Schädel wurde zertrümmert. Der Mord an Schneider sorgt im Präsidium für Entsetzen. Zumal es nicht nur um die Gefahren geht, denen Polizisten ausgesetzt sind. Auch die homosexuelle Beziehung Schneiders zum Kollegen Stefan Pohl wird von Gruppenleiter Bernd Schäfer nur ungern gesehen.
Schäfer ist alles andere als kooperativ und bremst die ermittelnden Hauptkommissare. Eine Spur, Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, führt zu dem drogensüchtigen Benjamin Theissen. Kurz darauf wird auch er erschossen. Chaos total im Präsidium. Der „Tatort“aber bleibt mäßig spannend, denn die Drehbuchautoren haben zu heftig in der ThemenMischtrommel gerührt. Selbstjustiz, interne Ermittlungen, Diskriminierung von Frauen im Polizei-Alltag, Missachtung der Sicherheitsorgane. Überhaupt haben satte Klischees wie im Privatfernsehen die Oberhand. Wenn etwa Polizisten beim Feierabend-Kölsch über Homosexualität schwadronieren.
Das Schema ist bekannt, mit dem Unterschied, dass Ballauf engagiert die Ermittlungen gegen Kollegen vorantreibt, während Schenk mehr den Kumpel gibt. Assi „Jütte“, eher bekannt als hingebungsvoller Brotzeitmacher, kandidiert für den Personalrat und gibt in diesem Fall überraschend den Hardliner.
Lob verdient vor allem Anna Brüggemann für ihre schauspielerische Leistung als Polizistin Melanie. Es ist im Krimi ja nicht neu, dass gerade die Externen immer die großen Rollen spielen.