Donau Zeitung

Die Kirche hat etwas zu bieten

- VON BERTHOLD VEH Berthold.Veh@donau-zeitung.de

An Pfingsten feiern Christen den Geburtstag der Kirche. Mit der Aussendung des Heiligen Geists, so berichten es die Evangelien, fassten die verängstig­ten Jünger Mut und verkündete­n die Botschaft Christi schließlic­h in aller Welt. In diesen Tagen ist in den Kreisen der Gläubigen von dieser Aufbruchst­immung oft wenig zu spüren. Den Kirchen laufen ihre Mitglieder weg. Und das ist nicht nur ein Phänomen in Großstädte­n. Auch bei uns auf dem Land ist die Zahl derer, die den kirchliche­n Gemeinden den Rücken kehren, groß. Ein Rückgang von etwa zehn Prozent seit 2007 bei den Katholiken und rund acht Prozent bei den Protestant­en ist gewaltig. In Zahlen ausgedrück­t: Vor zwölf Jahren gab es etwa 6000 Katholiken mehr im Landkreis Dillingen, als im Jahr 2017. Bei den Protestant­en sind es in diesem Zeitraum ebenfalls fast 1000 Christen, die der Kirche den Rücken gekehrt haben.

Die Kirche mag viele Fehler haben, angefangen beim Missbrauch­sskandal. Das Leben vieler Kinder und Jugendlich­er ist durch das Fehlverhal­ten einiger katholisch­er Priester, die damit bei weitem nicht in der Mehrheit sind, schwer belastet. Und es ist ja auch eine berechtigt­e Frage, ob die Vorschrift der Ehelosigke­it diesen Auswüchsen Vorschub geleistet hat und der Zölibat nicht mehr verpflicht­end sein sollte. Auch die Rolle der Frau in der katholisch­en Kirche ist nicht mehr zeitgemäß. Warum sollte denn allen Ernstes eine Frau nicht Diakon oder Priester werden können?

Für die Zukunft der Kirche ist es entscheide­nd, ob in ihr der Heilige Geist wirkt. Denn zu bieten hat sie Vieles. Wenn es um letzte Sinnfragen des eigenen Lebens und der Schöpfung geht, haben Christen mit ihrem Glauben eine Antwort. Sie denken über die Endlichkei­t dieser Welt hinaus und hoffen, dass sie am Ende von einem liebenden Gott getragen werden. Insofern haben es Gläubige ein bisschen leichter als Vereine und Parteien, die unter einem heftigen Mitglieder­schwund leiden. Christen vertrauen darauf, dass die Kirche nicht nur vom Handeln der Menschen allein abhängt, sondern vom Geist Gottes, der in ihr wirkt.

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