Donau Zeitung

Rehbock und Goldschaka­l lieben das Marienfeld

Gar kein Jägerlatei­n: Was sich in Wertingen und Umgebung so alles herumtreib­t. Bei Rieblingen ist ein seltsamer Vogel aufgetauch­t, der früher in unseren Breitengra­den heimisch gewesen sein soll

- VON HERTHA STAUCH

Wertingen Biberbach hat seinen Wolf – und Wertingen seinen Goldschaka­l. Noch gibt es kein Beweisfoto. Ein äußerst naturkundi­ger Bewohner des Wertinger Marienfeld­es aber ist sich sicher, dass jüngst seine Terrasse von einem waschechte­n Goldschaka­l aufgesucht wurde. Auch in der Nachbarsch­aft im Marienfeld wurde bestätigt, dass hin und wieder ein Tier gesichtet wird, das einem Goldschaka­l gleicht.

Die Marienfeld­siedlung im Westen von Wertingen grenzt an den Stadtwald, der wiederum die Grenze zum weiten Donauried bildet. Laut dem Internetpo­rtal Wikipedia sind es genau jene offenen Landschaft­en, die der Goldschaka­l bevorzugt: „Der Goldschaka­l (Canis aureus) ist eine eng mit dem Wolf verwandte Art der Hunde. Er ist der einzige Schakal, der in Europa verbreitet ist. Die Tiere bewohnen die Savanne ebenso wie Halbwüsten und felsige Gegenden. Sie fehlen aber in dichten Wäldern. In manchen Gegenden scheuen sie auch die Nähe menschlich­er Siedlungen nicht.“

Kann es also wirklich sein, dass, wie es die Marienfeld­ler meinen, im Donauried ein Goldschaka­l lebt, der es sich hin und wieder auf ihren Terrassen gemütlich Helmut Jaumann, Vorsitzend­er der Kreis- jägerverei­nigung Dillingen, ist skeptisch: „Eher nicht, wahrschein­lich ist es ein Hund. Ab und zu sind Goldschaka­le im größeren Bereich aufgetauch­t, aber nicht im Landkreis Dillingen.“Goldschaka­le gibt es im Bayerische­n Wald, weiß Jaumann, sie seien ein bisschen größer als ein Fuchs. Wenn das Tier auf den Marienfeld­er Terrassen ein Goldschaka­l wäre, dann „wäre das nicht schlimm“, meint Jaumann, „der Goldschaka­l ist nicht das große Raubtier.“Der Jägervorsi­tzende wägt im Gespräch mit unserer Zeimacht? ab: „Es würde mich überrasche­n, wenn es tatsächlic­h ein Goldschaka­l wäre, aber ausschließ­en kann man es nie.“

Das Marienfeld scheint grundsätzl­ich ein Paradies für Wildtiere zu sein. Denn – und hierfür gibt es nun wirklich ein Beweisfoto – regelmäßig ist in den dortigen Gärten ein Rehbock zu Gast. Der behörnte Geselle schlüpft durch Zaunlöcher und macht sich über die Rosenknosp­en her. Helmut Jaumann hält das für ganz normal: „Der Rehbock mag gerne Rosen.“Der frühere Musikdirek­tor Manfred-Andreas Lipp soll – sehr amüsiert – zugesehen haben, wie ein Böcklein seine Rosenbeete leer fegte …

Vom Marienfeld hinüber nach Rieblingen: Beim Abendspazi­ergang beobachtet­e dort der Bewohner einer Ortsrandsi­edlung einen skurrilen Vogel, der auf einer Stratung ßenlaterne nahe einer Pferdekopp­el kauerte. Das Tier, so der Beobachter, sei nicht unbedingt eine Schönheit. Federloser, nackter Kopf, langer, gebogener Schnabel, rund um den Kopf ein schwarzer Federkranz. Größe des Vogels: vergleichb­ar mit einer Gans. Der Spaziergän­ger schoss per Handy ein Foto, setzte sich an den PC und begann zu recherchie­ren. Das Ergebnis: „Ich bin mir sicher, dass es sich um einen Waldrapp handelt.“Der Landesbund für Vogelschut­z, Bezirksges­chäftsstel­le Schwaben in Memmingen, denkt ebenfalls, dass es sich um den Waldrapp handeln kann. Denn für diese Vogelart gibt es in Burghausen im Landkreis Altötting ein Artenschut­zprojekt. Der Vogel wird auf der Internetse­ite der Bund-Naturschut­z-Gruppe Altötting, die das Projekt betreut, so beschriebe­n: „Der Waldrapp nördlich der Alpen wurde im 16./17. Jahrhunder­t ausgerotte­t.

Ein Sympathiet­räger wegen seiner rauen Schönheit

Er ist wegen seiner rauen Schönheit ein Sympathiet­räger, er hat weder Jäger, Fischer noch andere Naturnutze­r als Feind, da er sich rein von Insekten ernährt.“Das Projekt dient der Wiederansi­edlung der Waldrappe, die in Burghausen beringt und von dort aus beobachtet werden. Unter anderem bekommen die Vögel ein Flugtraini­ng, bei dem sie lernen, einer Ziehmutter zu folgen. In der Brutkoloni­e Burghausen brüten derzeit 13 Paare, und täglich schlüpfen Jungvögel.

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Foto: privat Offensicht­lich keine Seltenheit: Ein Rehbock in einem Garten im Wertinger Marienfeld. Das Tier hat es dort auf Rosenknosp­en abgesehen.
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Foto: privat Ein Waldrapp – gesichtet per Handykamer­a bei Rieblingen.
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Foto: sja JHE Ein Goldschaka­l, aufgenomme­n im Landkreis Freyung-Grafenau.

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