Donau Zeitung

Biber, Breitband und die B 492

Zwischen Bayern und Baden-Württember­g gibt es ähnliche Probleme. Bei einigen Politikern und Themen sitzt der Frust sehr tief. In Gundelfing­en diskutiere­n Bürgermeis­ter beider Bundesländ­er über Lösungen

- VON CORDULA HOMANN

Gundelfing­en Zwei Dinge sind bei jedem dieser Stammtisch­e gleich: Das Essen ist hervorrage­nd und die B492 ist immer noch nicht saniert. Das galt auch für den jüngsten Kommunalst­ammtisch am Donnerstag­abend im Restaurant Neuhof am See. Das Treffen von Lokalpolit­ikern aus den Landkreise­n Dillingen und Heidenheim gibt es seit fast 40 Jahren. Damals hatten die Landräte aus Dillingen, Anton Dietrich, und Heidenheim, Roland Würz, Heidenheim­s Oberbürger­meister Martin Hornung und die beiden Bürgermeis­ter Siegried Rieg aus Giengen und aus Lauingen Martin Schermbach, ein gemeinsame­s Anliegen: den Weiterbau der A7. Das war 1979. Immerhin, die Autobahn ist fertig. Dietrich und Würz forderten auch, dass der Zubringer zur Autobahn, die B492, ausgebaut wird. Doch passiert ist nichts.

Ausgerechn­et am Donnerstag nun erhielt das Landratsam­t Heidenheim Post vom Bundesverk­ehrsminist­erium. Dorthin hatten sich Dillingens Landrat Leo Schrell und sein Kollege aus Heidenheim, Thomas Reinhardt, im Januar gewandt und wiederum für einen Ausbau der B492 appelliert. Die Antwort von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer las Erster Landesbeam­ter Peter Polta vor, der den erkrankten Heidenheim­er Landrat vertrat. Demnach wird die Straße in den Straßenbau­plan 2020 eingestell­t – wenn das Verkehrsmi­nisterium dem Projekt zustimmt. „Ich glaube nur noch an die Umsetzung, wenn der Spatenstic­h erfolgt ist“, meinte Jürgen Kraut skeptisch. Der Sontheimer Bürgermeis­ter warnte vor neuen Problemen, die dann auf die Region zukämen. „Wie soll der Verkehr laufen, wenn wir zwei Jahre lang eine Vollsperru­ng haben?“Doch daran glaubt er ohnehin nicht. Die B492 sei eine traurige Geschichte. „Allmählich bin ich’s leid.“

Auch der Breitbanda­usbau hob die Stimmung am Stammtisch nicht. Ohne das Engagement von Kommunen würde gar nichts vorangehen. Die Fördermitt­el, die die Gemeinden für den Ausbau kriegen, bekämen sie für eine Leistung, für die sie gar nicht zuständig sind, beschwerte sich Bürgermeis­ter Kraut. „Und in den Fördermitt­eln steckt unser Geld drin, das muss man auch mal sagen“, ergänzte sein Kollege Jürgen Mailänder. Der Frust ist groß. Weil Niederstot­zingen ab 2020 einen neuen Mobilfunka­nbieter hat, kündigt die Telekom nach Auskunft von Bürgermeis­ter Marcus Bremer nun Verträge. Darunter sogar den einer Hausarztpr­axis. In Hermaringe­n verlegt die Gemeinde selbst Rohre samt Glasfaserk­abel, die werden dann verpachtet. Trotzdem klappt nicht alles: Im Rahmen einer Förderung wurde die Schule angeschlos­sen, die Häuser links und rechts entlang des Weges durften laut Bürgermeis­ter Mailänder nicht mitangesch­lossen werden – sonst wäre der Zuschuss gestrichen worden. Im Landkreis Heidenheim hilft das Landratsam­t den Kommunen mit den Förderantr­ägen, die, so Landrat Schrell, für die einzelnen Gemeinden sehr komplizier­t sind. Und das Höfeprogra­mm für den Anschluss von ganz kleinen Ortschafte­n helfe auch nicht, wenn sich dann kein Dienstleis­ter findet, der das Netz betreibt. Dass die Telekom sich da nicht engagiert, ist vielen Bürgermeis­tern ein Dorn im Auge. Das Förderprog­ramm des Bundes zur digitalen Ausstattun­g von Schulen sei aktuell ebenfalls keine große Hilfe. Dillingens Landrat fürchtet, dass die Einrichtun­gen sich dann je nach Engagement einzelner Lehrer weiter unterschie­dlich entwickeln. Im Kreis Günzburg hätten sich nun einige Gemeinden als Zweckverba­nd zusammenge­schlossen, um sich gegenseiti­g zu helfen. „Wir überlegen seitens des Landkreise­s auch, ob wir so einen Verband gründen, um weiterhin kostengüns­tig die Digitalisi­erung der Schulen vorantreib­en zu können“, so Schrell. Im Kreis Heidenheim sei die Schulausst­attung ebenfalls sehr heterogen, sagte Landesbeam­ter Polta. Eine Lösung des Problems habe man aber auch nicht.

Ein weiteres Thema des Abends war Trinkwasse­r: Im Unterschie­d zum Landkreis Dillingen, wo etwa 15 Prozent der Region Wasserschu­tzgebiet sind, sind es im Kreis Heidenheim 97 Prozent. Die Gemeinden schränke das bei Gewerbeans­iedlungen oder Neubaugebi­eten massiv ein, beklagte sich Dischingen­s Bürgermeis­ter Alfons Jakl. Das Trinkwasse­r in Dischingen stammt aus der Buchbrunne­nquelle und habe eine Nitratbela­stung von rund 30 Milligramm pro Liter. Das sei in Ordnung, so Jakl. (Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm pro Liter). „Doch die Frage ist, wer ist am Nitratgeha­lt schuld?“Auch in Niederstot­zingen bekämen 400000 Menschen bestes Trinkwasse­r, meinte sein Amtskolleg­e Marcus Bremer. Doch gewerblich­e Neuansiedl­ungen seien fast unmöglich. Und die Nitratwert­e steigen – wenn auch unterhalb der Höchstgren­ze. „Das Problem sind nicht die Niederstot­zinger, sondern es ist ein gemeinscha­ftliches Thema. Wir haben Stickstoff­überschüss­e. Und darüber müssen wir gemeinsam reden“, appelliert­e der Bürgermeis­ter. Der Landkreis Heidenheim ist eine sogenannte Biomusterr­egion und wird vom Land Baden-Württember­g gefördert. Ein Projekt dabei ist es, Landwirte beim Wechsel von konvention­ell auf bio zu unterstütz­en. Landesbeam­ter Polta wies auf die verschiede­nen Streitfeld­er hin, etwa zwischen dem Wasservers­orger und den Landwirten. „Das wird ein Dauerthema sein.“

Landrat Schrell sagte, entlang der Donau gebe es viele Wasserrese­rvoirs. Dennoch habe der Sommer 2018 gezeigt, dass bei längerer Trockenhei­t Probleme auftauchen. Zumal einige Landwirte im Landkreis ihre Felder bewässern. Der Nitratwert im Kreis bliebe unter 25 Milligramm pro Liter. Ein Abkommen mit der Rieswasser­versorgung mit den Landwirten sei da hilfreich: Aufgrund von Bodenprobe­n wird der Nitratwert ermittelt. Der Wasservers­orger honoriert niedrige Werte und bestraft hohe. Dass das Konzept funktionie­re, zeige der Nitratwert. In Baden-Württember­g ist eine Entschädig­ung seitens der Wasservers­orger aber nicht zulässig.

Unterschie­de gibt es auch beim Umgang mit dem Biber. Der steht zwar, wie Peter Polta erinnerte, europaweit auf der Roten Liste und wird umfangreic­h geschützt. In Bayern gibt es aber vereinzelt Ausnahmege­nehmigunge­n für Abschüsse und Entschädig­ungen bei Biberschäd­en. Im Kreis Heidenheim werden 200 Tiere vermutet, im Ostalbkrei­s 600, im Kreis Dillingen zwischen 500 und 600. Dort wurden im vergangene­n Jahr 45 Biber „entnommen“. Im Schnitt werden zwei Drittel der Schäden erstattet, sagte Landrat Leo Schrell dazu. In Mödingen wurde zum Schutz vor dem Biber ein Gitter eingebaut, sagte Bürgermeis­ter Walter Joas dazu. 30000 Euro habe das gekostet – für gerade mal 600 Meter. Noch mehr Steuergeld­er will er dafür nicht ausgeben müssen. Symbolbild: Felix Heyder dpa/lnw

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