Donau Zeitung

Die Welt ist schlecht. Wie soll es mein Kind erfahren?

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG

Natürlich geht Ihr Kind in diesen Sag-NeinKurs. Denn es wird bald allein zur Schule gehen. Natürlich soll es trainieren, wie es entschiede­n „Nein“sagt und weitergeht, wenn es ein Fremder anspricht. Und dass es die Haustür nicht einfach aufreißt, wenn es klingelt. Und wenn es dann fragt, warum eigentlich genau? Was sagen Sie dann? Dass der Exhibition­ist/Entführer/Pädophile/Räuber ständig lauert? Wie erklären Sie, dass die Welt schlecht ist, ohne dass Ihr Kind Angst bekommt?

Es ist eine Gratwander­ung. Ich versuche, den Kindern die Wahrheit zu sagen, ihnen aber nicht Angst zu machen. Ich bin grundsätzl­ich offen zu meinen Kindern, gehe aber nicht ins Detail. Das hat begonnen, als ich meine Kinder das erste Mal alleine auf den Kinderspie­lplatz geschickt habe. Ich habe auch das Radio nie leiser gedreht, im Gegenteil, habe alles ganz bewusst mit ihnen besprochen: „Hört mal, da ist ein Kind ums Leben gekommen, das ist so alt wie ihr.“Dafür braucht es Einfühlung­svermögen. Aber ich lüge meine Kinder grundsätzl­ich nicht an oder flunkere ihnen etwas vor.

Dieter, Informatik­er, ein Sohn, eine Tochter (12)

Immer wieder die Sinne schärfen. Wenn ich das Haus kurz verlasse, sperre ich meinen Sohn ein. Natürlich reden wir darüber. Ich sage ihm dann durchaus, dass es Menschen gibt, die nichts Gutes im Sinn haben. Eigentlich kann man nur versuchen, einem Kind wieder und wieder die Sinne zu schärfen. Dennoch will ich daraus kein großes Thema machen. Lieber möchte ich vermitteln, dass wir in einer schönen Welt leben – in der man manchmal aber auch einfach vorsichtig sein muss.

Jutta, Hausfrau, zwei Söhne (9 und 18)

Keine Angst erzeugen. Als meine Tochter das erste Mal mit einem Schulfreun­d heimlaufen durfte, waren die beiden derart beflügelt, dass sie spontan beschlosse­n, eine Freundin zu besuchen. Die einfache Regel „Nach der Schule auf direktem Wege nach Hause gehen“– hat gleich nicht funktionie­rt. Ich habe versucht, sie maßvoll zu rügen und ihnen nicht gleich den Schneid abzukaufen. Ich möchte mich auf meine Kinder verlassen können, sie aber auch nicht ausbremsen, sich im Umgang mit Alltagssit­uationen und Menschen auszuprobi­eren.

Olga, Landschaft­sarchitekt­in, eine Tochter, ein Sohn (12 und 15)

Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Schreiben Sie an Familie@augsburger­allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“.

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