Der Heilige Geist und wir…
Zu Pfingsten gehört der Sturm, nicht nur für wenige Stunden. In der Kirche gibt er bis heute keine Ruhe. Der Zwölferkreis meinte zwar anfangs, ihn bald beherrschen zu können. Dafür gab es doch klare Regeln. Für alle stand fest: Zur Gemeinde Jesu kann nur gehören, wer Jude ist oder wird. Doch einer meldete Widerspruch an: Paulus. Ausgerechnet er. Bis aufs Blut hat er die Christen verfolgt, und dann ist er plötzlich wie durch die Hintertür zum Apostel geworden. Jetzt vertrat er die Auffassung, dass die Vorschriften des jüdischen Gesetzes für die Taufe keine Bedeutung mehr hätten.
Autoritäten wie Petrus und Jakobus hielten das für ungeheuerlich und absolut ausgeschlossen. Aber Paulus gab nicht klein bei. Später hätte man ihm sofort die Lehrerlaubnis entzogen. Er hat sich durchgesetzt: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“Paulus hält das für eine Entscheidung des Gottesgeistes (Apg 15; Gal 3,28), trotzdem ist sie bis heute noch nicht überall in Gänze akzeptiert.
Wir haben gerade pfingstliche Zeiten. In vielen Bereichen unserer Gesellschaft sorgen Quereinsteiger für frischen Wind. In der Kirche melden sich „Randgruppen“, die bisher kaum eine Rolle spielten. Aber auch zahlreiche Frauen fordern, kurz bevor sie ganz resignieren, gleichberechtigt angenommen und an der Verantwortung beteiligt zu werden. Solche ungewohnten Ideen oder lästigen Ansprüche werden meist rasch ungeprüft als Populismus verworfen, die Ernsthaftigkeit ohnehin angezweifelt. Gerade darum braucht es auch heute geisterfüllte Menschen mit Mut.
Pfingsten drängt dazu, auf die Erfordernisse der Gegenwart zu reagieren. Das Wesentliche und Unverzichtbare ist zu schützen, und das Zeitbedingte je nach Notwendigkeit zu ändern, weil das der „Heilige Geist und wir beschlossen haben“.