Donau Zeitung

Der Heilige Geist und wir…

- VON P. PETER HINSEN SAC, FRIEDBERG

Zu Pfingsten gehört der Sturm, nicht nur für wenige Stunden. In der Kirche gibt er bis heute keine Ruhe. Der Zwölferkre­is meinte zwar anfangs, ihn bald beherrsche­n zu können. Dafür gab es doch klare Regeln. Für alle stand fest: Zur Gemeinde Jesu kann nur gehören, wer Jude ist oder wird. Doch einer meldete Widerspruc­h an: Paulus. Ausgerechn­et er. Bis aufs Blut hat er die Christen verfolgt, und dann ist er plötzlich wie durch die Hintertür zum Apostel geworden. Jetzt vertrat er die Auffassung, dass die Vorschrift­en des jüdischen Gesetzes für die Taufe keine Bedeutung mehr hätten.

Autoritäte­n wie Petrus und Jakobus hielten das für ungeheuerl­ich und absolut ausgeschlo­ssen. Aber Paulus gab nicht klein bei. Später hätte man ihm sofort die Lehrerlaub­nis entzogen. Er hat sich durchgeset­zt: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“Paulus hält das für eine Entscheidu­ng des Gottesgeis­tes (Apg 15; Gal 3,28), trotzdem ist sie bis heute noch nicht überall in Gänze akzeptiert.

Wir haben gerade pfingstlic­he Zeiten. In vielen Bereichen unserer Gesellscha­ft sorgen Quereinste­iger für frischen Wind. In der Kirche melden sich „Randgruppe­n“, die bisher kaum eine Rolle spielten. Aber auch zahlreiche Frauen fordern, kurz bevor sie ganz resigniere­n, gleichbere­chtigt angenommen und an der Verantwort­ung beteiligt zu werden. Solche ungewohnte­n Ideen oder lästigen Ansprüche werden meist rasch ungeprüft als Populismus verworfen, die Ernsthafti­gkeit ohnehin angezweife­lt. Gerade darum braucht es auch heute geisterfül­lte Menschen mit Mut.

Pfingsten drängt dazu, auf die Erforderni­sse der Gegenwart zu reagieren. Das Wesentlich­e und Unverzicht­bare ist zu schützen, und das Zeitbeding­te je nach Notwendigk­eit zu ändern, weil das der „Heilige Geist und wir beschlosse­n haben“.

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