Donau Zeitung

Wenn’s ein bisschen weniger sein darf

Der Lada Vesta SW Cross hat eine große Stärke: seinen Preis. Und ein großes Problem: seinen Motor. Was überwiegt?

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Mit dem kleinen Geländewag­en namens 4x4 hat sich Lada weltweit einen Kultstatus geschaffen. Das Fahrzeug gilt unter Freunden als unkaputtba­r, und wenn doch etwas passiert, kann man(n) ihn noch selbst reparieren. Dass dies allerdings nicht die Art Auto ist, auf die Europa in der Masse wartet, liegt auf der Hand. Und so bemüht sich der hinter Lada stehende russische Hersteller Awtowas, der wiederum mehrheitli­ch der Renault-NissanGrup­pe gehört, um Volumenmod­elle, die hier Fuß fassen sollen.

Eines davon ist der Lada Vesta SW Cross, ein kompakter Kombi mit etwas mehr Bodenfreih­eit und etwas mehr Plastikver­kleidung, was als verkappten Geländegän­ger qualifizie­ren soll – also durchaus die Art Auto, die derzeit massentaug­lich ist. Jedoch sind auch die Tage des Vesta in Europa schon wieder gezählt, jedenfalls vorerst. Die Russen liefern noch bis Ende 2019, danach beginnt eine schöpferis­che Pause, in der eine neue Motorengen­eration Einzug halten soll. Die Agwerden dann aller Voraussich­t nach nicht mehr von Lada, sondern aus dem Konzernreg­al von Renault Nissan kommen. Für 2022 ist das Comeback geplant.

Hintergrun­d: Zwar erfüllen die Benziner die Euro 6d temp Norm. Die CO2-Werte sind mit 162 Gramm pro Kilometer für Europa aber mehr oder weniger inakzeptai­hn bel, ebenso ein Normverbra­uch von 7,1 Litern. Im Test schluckte der Lada Vesta SW Cross 7,6 Liter; das brauchen andere auch, jedoch bieten sie in der Regel mehr Leistung als die mickrigen 102 PS des Lada und zumindest einen Hauch von Fahrdynami­k. Davon kann bei Beschleuni­gungswerte­n von 12,6 Sekunden auf 100 km/h und einer Spitzengeg­regate schwindigk­eit von 180 km/h, die nach einer gefühlten Ewigkeit erreicht wird, kaum die Rede sein. Wenigstens ist das Fahrwerk passabel abgestimmt und die Lenkung arbeitet nicht allzu indirekt.

Es spricht aber nicht alles gegen das Auto, am allerwenig­sten der Preis. Der Einstieg liegt bei 16590 Euro. Selbst die allen Ernstes „Luxus“genannte Variante kostet nicht mehr als 17990 Euro. Dafür bietet der Russe alles, was man an Ausstattun­g braucht, etwa 17-Zoll-Felgen, Radio mit Bluetooth und Smartphone-Integratio­n, Navi, Rückfahrka­mera (eine gute sogar!) und beheizbare Sitze vorne wie hinten.

Der angekündig­te Lieferstop­p dürfte die Preise nicht eben nach oben treiben. Wer jetzt noch ein Schnäppche­n ergattern will, muss sich laut Lada keine Sorgen machen: Ersatzteil­e gibt es weiterhin, auch die Fortdauer von Service- und Reparatura­rbeiten ist gewährleis­tet.

Der Lada Vesta SW Cross ist ein preiswerte­s, aber kein im Wortsinn billiges Auto: Das Design kann sich, die sinnbefrei­ten Pfeilungen im Seitenblec­h ausgenomme­n, durchaus sehen lassen. Auch das Interieur wirkt nicht unfreundli­ch; Materialau­swahl, Verarbeitu­ng und Bedienbark­eit sind angesichts des Tiefpreise­s in Ordnung. Und so richtig überzeugen kann der Wagen, der stolz mit dem Label „Made in Russia“wirbt, mit seinem Platzangeb­ot. Selbst auf der Rückbank sitzt es sich alles andere als beengt. Der Kofferraum fasst 480 Liter, dazu ist die Rückbank umklappbar. In diesem Punkt müssen Vesta-Fahrer nicht mit weniger zufrieden sein.

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Fotos: Lada Billig muss nicht hässlich sein: der Lada Vesta SW Cross kann sich durchaus sehen lassen.
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In der „Luxus“-Version bietet der Vesta ein sehr hohes Ausstattun­gsniveau.

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