Das philosophische Manifest
§ 1
Das gesamte Universum ist von einer Ordnung durchzogen. Diese Ordnung lässt sich in der Form von Gesetzen ausdrücken. Dementsprechend gibt es Gesetze für alle Bereiche des Universums: Für den Bereich des Geistes als der reinen Wirklichkeit (Metaphysik, Mathematik, Logik, Gott), für den Bereich des Materiellen (Physik, Biologie, Naturwissenschaften) und für den Bereich des Seelisch-Emotionalen (Recht, Moral, Staat, Kunst).
§ 2
Der Kern dieser Ordnung ist die metaphysisch-geistige Dimension, die absolute Wahrheit als Gott.
§ 3
Die Ordnung ist an sich vernünftig und die Vernunft ist in der Lage, sie zu erkennen. Sich an der Vernunft zu orientieren bedeutet, sich an der Wahrheit zu orientieren.
§ 4
Weil die Wahrheit die vernünftige Form von Gesetzen hat, ist sie universell und gilt für jedermann gleich, ebenso wie die Schwerkraft auf alle gleich wirkt. Wahrheit ist objektiv.
§ 5
Die Wahrheit kann immer nur von einzelnen Subjekten erkannt werden. Niemand hat sie ganz und niemand verfehlt sie ganz. Dadurch wird die Wahrheit aber nicht subjektiv.
§ 6
Wird die objektive Ordnung gestört, sei es willentlich, sei es schicksalhaft, kommt es zu Problemen, Krisen und Unglück.
§ 7
Gemäß der Ordnung besteht der Sinn des menschlichen Lebens nicht im Überleben, sondern im vollkommenen und erfüllten Leben.
§ 8
Das Überleben ist zwar eine notwendige Bedingung für ein erfülltes Leben, aber es führt prinzipiell nicht zur Erfüllung.
§ 9
Das vollkommene Leben besteht in der Verwirklichung des metaphysischen Kerns des Menschseins oder seiner göttlichen Natur als vernünftiges Lebewesen. Die Vernunft selbst hat zwei Seiten: eine theoretische und eine praktische. Die theoretische Vernunft strebt nach Wahrheit, die praktische Vernunft nach Liebe.
§ 10
Dementsprechend besteht ein erfülltes Leben in einem Leben in Liebe und Wahrheit. Dies ist der Sinn des Lebens. Die Wahrheit ist der Spiegel der Liebe. Dies ist zugleich die Essenz des Christentums: Gottvater ist die Wahrheit, Gottsohn die Liebe und der Heilige Geist ist die Erkenntnis von beiden als dasselbe. Das Mysterium der Dreifaltigkeit ist durch und durch vernünftig.
§ 11
Erfüllung bedeutet demnach nicht das Ausleben der eigenen Egoität, sondern das Verwirklichen des Menschseins in meiner Person. Dies ist die wahre Individualität.
§ 12
Der Wunsch, von anderen bewundert, geliebt und anerkannt zu werden, gründet in einer tiefen Erfahrung des Mangels und des Gefühls, niemals genügen zu können. Das ist vergleichbar mit dem Versuch, ein Sieb mit Wasser füllen zu wollen. Egal, wie viel Wasser eingegossen wird: Das Sieb ist am Ende leer. Dies ist das Prinzip unserer Maximierungsgesellschaft.
§ 13
Wahrer Reichtum besteht nicht in einer unendlichen Anhäufung von Gütern oder Geld. Wahrer Reichtum hat eine Grenze. Die Grenze liegt im erfüllten Leben. Der Wirtschaft kommt dementsprechend nicht die Aufgabe zu, unendlich viele Güter zu produzieren, sondern so viele Güter bereitzustellen, wie für ein erfülltes Leben nötig sind. Ebenso ist die Erkenntnis, worin ein erfülltes Leben besteht, nicht Aufgabe der Wirtschaft, sondern der Vernunft.
§ 14
Die Politik hat somit die Pflicht, sich an der Vernunft und dem erfüllten Leben für alle zu orientieren. Sie dient nicht der Wirtschaft.