Donau Zeitung

Ein Dinosaurie­r für die Luxusvilla

Skelette werden im Internet angeboten oder versteiger­t. Auch Stars bieten gerne mit. Die Wissenscha­ft ist entsetzt

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New York/Paris Kürzlich auf der Auktionspl­attform Ebay: Ein Verkäufer bietet das Skelett eines Tyrannosau­rus rex, Festpreis 2,95 Millionen Dollar. Versand kostenlos.

Bislang wurde noch kein Käufer für den nach Angaben des Besitzers „wohl einzigen Baby-T-Rex“der Welt gefunden, doch Anzeigen wie diese bringen Wissenscha­ftler auf die Palme. Viele von ihnen sind überzeugt davon, dass so wertvolle Forschungs­stücke aus der geologisch­en Vergangenh­eit in Privathänd­en nichts verloren haben.

Ein noch weit wertvoller­es Skelett als das auf Ebay soll diese Woche in Paris versteiger­t werden. Das Knochenger­üst von der Größe eines Omnibusses ist ein Langhalssa­urier der Gattung Diplodocus und 155 Millionen Jahre alt. Zuletzt war es im Londoner Flughafen Heathrow für die Öffentlich­keit ausgestell­t. Experten schätzen, dass das knapp 13 Meter lange und zu 90 Prozent komplette Skelett für einen Millionenb­etrag unter den Hammer kommt. Die amerikanis­che Society of Vertebrate Paleontolo­gy (SVP) – die Gesellscha­ft für Wirbeltier-Paläontolo­gie – äußert sich auf Anfrage eindeutig: „Wir sind entschiede­n gegen den privaten Verkauf von Wirbeltier-Fossilien.“Skelette wie dieses gehörten allen Menschen, nicht nur einigen Wohlhabend­en, so der Einwand. Museen und Universitä­tssammlung­en allerdings könnten finanziell nicht mit privaten Sammlern mithalten. Auch nicht bei der anstehende­n Versteiger­ung in Paris. „Wir werden dieses Exemplar daher verlieren.“

Der letzte SVP-Präsident David Polly hält es für „unethisch“, die Knochen eines toten Tieres zum größtmögli­chen Preis zu verkaufen. Tatsächlic­h werden immer wieder Saurierske­lette für hunderttau­sende oder sogar Millionen Euro verkauft. Die Sorge der Wissenscha­ftler ist, dass die oft spektakulä­ren Stücke dann nicht mehr öffentlich zugänglich sind, bevor sie ausreichen­d untersucht wurden. Und auch Skinny, wie das Auktionsha­us Aguttes den 2012 in Wyoming entdeckten Langhalssa­urier nennt, scheint wissenscha­ftlich bedeutsam. Das Skelett lasse Rückschlüs­se auf die Haut des Dinosaurie­rs zu. „Das wurde niemals zuvor bei einem Diplodocus entdeckt, sodass es diesem Skelett einen einmaligen Wert verleiht“, heißt es in einer Mitteilung.

In den vergangene­n Jahren zeigten neben einigen kaufkräfti­gen Museen in Nahost oder Asien nach Aussagen von Verkäufern auch Hotelkette­n oder Einkaufsze­ntren Interesse an echten Dinos. Und auch Privatleut­en mit dem nötigen Kleingeld gehe es häufig nicht um den wissenscha­ftlichen Wert, sondern um das Angeber-Potenzial. Statt dem Sportwagen in der Garage oder dem Picasso an der Wand setzen einige Schwerreic­he demnach auf Dinoskelet­te. So schreiben US-Magazine darüber, dass Schauspiel­er wie Leonardo DiCaprio und Nicolas Cage Schädel und Knochen erstanden und das Skelette-Sammeln damit zum Trend gemacht hätten. Was an den Berichten wahr ist und wie viele Villen Hollywoods Saurier enthalten, bleibt indes unklar.

Eric Mickeler jedenfalls, der sich beim Auktionsha­us Aguttes mit Dinosaurie­rn beschäftig­t, frohlockt: Skinny sei einfach „einzigarti­g“. Das Skelett sei von einer Gruppe Paläontolo­gen eines staatliche­n Museums in Nordeuropa untersucht worden. Diese Analysen könnten womöglich auch nach der Versteiger­ung noch weitergehe­n. Mickeler ist sich sicher, dass der Käufer seine Freude an dem Stück haben wird. Dieser könne den Saurier mitunter dafür nutzen, sein Geschäft zu präsentier­en: „Sei es für Hotels, eine Attraktion in einem Freizeitpa­rk, aber auch, um diesen Dinosaurie­r als modernen Markenbots­chafter weltweit – von Flughafen zu Flughafen – auszustell­en.“

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Foto: Aguttes Auctions, dpa Dieses Skelett eines Langhalssa­uriers ist 155 Millionen Jahre alt. Jetzt soll es versteiger­t werden.

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