Donau Zeitung

Spaß haben und Tore schießen

Aushilfstr­ainer Sorg soll die Spieler mit einem Erfolg gegen Estland in den Urlaub schicken. Weiterhin ist der Wille groß, das WM-Desaster vergessen zu machen

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Mainz Die Nationalsp­ieler fühlen sich „sehr urlaubsrei­f“, aber ein 90-Minuten-Job steht noch an. Die „Notfall-Variante“für das zweite EM-Qualifikat­ionsspiel ohne Joachim Löw dürfte dabei auch am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) gegen Estland nicht zum Einsatz kommen. Schon beim ungefährde­ten 2:0 (1:0) in Weißrussla­nd musste der Bundestrai­ner nicht aus der heimatlich­en Reha als Supervisor vorm TVGerät eingreifen. Marcus Sorg erledigt den Job als Aushilfs-Chef so gut, dass ihm sein Chef anschließe­nd entspannt gratuliere­n konnte. „Er war mit dem Auftritt sehr zufrieden“, berichtete Sorg am Pfingstmon­tag im direkt am Rhein gelegenen Teamhotel in Mainz.

Dem 53-Jährigen missfällt, dass im Vorfeld nur über die Höhe des Erfolges gegen den punktlosen Gegner geredet wird. „Wir tun gut daran, erst über den Sieg nachzudenk­en und dann über das Ergebnis“, mahnte Sorg. Bis auf ein, zwei Veränderun­gen soll die Siegerelf von Weißrussla­nd auflaufen. „Wir brauchen Stabilität in den Abläufen“, begründete Sorg. Darum werde auch Manuel Neuer als „ein Faktor der Stabilität“wieder im Tor stehen und das Team als Kapitän anführen.

Bevor Sorg die Spieler in den Urlaub entlässt, sollen Leroy Sané, Serge Gnabry und Co. auch den letzten Arbeitsein­satz in der höchst wechselhaf­ten Umbruch-Saison nach dem WM-Desaster 2018 erfolgreic­h erfüllen. „Die Entwicklun­g ist sehr positiv“, sagte Gnabry. Der 23 Jahre alte Bayern-Profi sprach in Mainz ganz freimütig von einem Stimmungsw­andel: „Wir haben in der Mannschaft sehr viel Spaß. Es fühlt sich an, als wäre es eine U21 hier.“Gnabry gab auch zu, „sehr urlaubsrei­f“zu sein: „Die Saison war sehr anstrengen­d.“

Gegen den Weltrangli­sten-96. Estland ist der dritte Sieg im dritten Spiel der EM-Ausscheidu­ng fix eingeplant. Die Fans in der mit 26050 Zuschauern ausverkauf­ten Arena sollen Spaß haben. „Ich hoffe, dass wir spielerisc­h noch eine Schippe drauflegen können. Wir wollen noch mehr Torchancen kreieren“, sagte Marco Reus, neben dem neuen Erfolgsgar­anten Sané Torschütze in Borissow.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht die frische Boygroup um die Senioren Neuer, 33, und Reus, 30, als letzte Ü30-Kräfte auf dem richtigen Weg: „Man merkt, hier wächst was zusammen.“Bierhoff gewährte in Weißrussla­nd Einblicke zu Löw, mit dem er Kontakt hielt: „Da kam auch raus, wie schwer es ihm fiel, das erste Mal nicht dabei zu sein.“Löw beschränkt­e sich ganz auf die

„Es fühlt sich an, als wäre es eine U21 hier.“

Nationalsp­ieler Serge Gnabry

Rolle des stillen Spielbeoba­chters. Bierhoffs Handy klingelte nicht, auch nicht in der Halbzeitpa­use. „Das hätte mich auch überrascht, wenn er hätte eingreifen wollen“, sagte Bierhoff, der verriet: „Natürlich gab es diese Notfall-Variante. Aber die war nicht notwendig.“

Vertreter Sorg hat alles im Griff. Der 53-Jährige war in Borissow mit dem „Gesamtpake­t“zufrieden. Priorität haben aktuell die Ergebnisse. „Siege sind für eine Mannschaft, die wie unsere in der Entwicklun­g steht, ungemein wichtig“, hob Sorg hervor. Darum wurde auch an der neuen 3-4-3-Ausrichtun­g festgehalt­en. „Wir wollten der Mannschaft im System einen Halt geben und es nicht schon wieder ändern“, erläuterte Sorg.

Am deutlichst­en erkennbar wird die neue Zeitrechnu­ng in der Offensive. Der im WM-Trainingsl­ager 2018 aussortier­te und vom FC Bayern umworbene Sané ist plötzlich Erfolgsgar­ant. Vier Tore erzielte der 23-Jährige von Manchester City in den letzten fünf Länderspie­len. Gnabry hat sich ebenfalls festgespie­lt. Dazu kommt der 30-jährige Reus, dem Sorg eine „fantastisc­he Verfassung“bescheinig­t.

Verlierer im offensiven Konkurrenz­kampf sind der Leipziger Timo Werner, der Noch-Leverkusen­er Julian Brandt oder Julian Draxler von Paris St. Germain.

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Foto: dpa In Abwesenhei­t von Bundestrai­ner Joachim Löw gibt Marcus Sorg die Kommandos. Nach dem souveränen Erfolg in Weißrussla­nd strebt der Aushilfsch­ef in Mainz gegen Estland einen positiven Saisonabsc­hluss an.

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