Donau Zeitung

Was Googles sprechende­r Bilderrahm­en taugt

Googles erster eigener vernetzter Lautsprech­er mit Display kommt nach Deutschlan­d. Was das Gerät kann – und was nicht

- Andrej Sokolow, dpa

Vernetzte Lautsprech­er mit einem Display und einem Sprachassi­stenten an Bord gibt es viele. Googles Gerät Nest Hub, das nun in Deutschlan­d verfügbar ist, sticht gleich doppelt hervor: Es hat nur einen kleinen Bildschirm – und keine Kamera.

Das heißt, schon mal, dass man damit keine Videokonfe­renzen machen kann. Zur US-Markteinfü­hrung vor gut einem halben Jahr hob Google den Datenschut­z-Aspekt hervor: Ohne Kamera könnten Nutzer eher geneigt sein, das Gerät selbst im Schlafzimm­er aufzustell­en.

Inzwischen hat Google mit dem Hub Max bereits eine größere Version vorgestell­t. Sie hat nun nicht nur eine Kamera, sondern auch die Gesichtser­kennung FaceMatch, dank der jedem Nutzer auf ihn zugeschnit­tene Informatio­nen angezeigt werden sollen. Dieses Gerät kommt im Sommer für 229 US-Dollar (rund 204 Euro) auf den Markt, aber zunächst nur in den USA, Großbritan­nien und Australien.

Beim Original-Hub für 129 Euro können die Antworten des Google Assistant zusammen mit den Inhalten auf dem Bildschirm personalis­iert werden: mithilfe der Stimmerken­nungsfunkt­ion VoiceMatch. Somit kann der Nest Hub von mehreren Personen genutzt werden, ohne dass vertraulic­he Informatio­nen für die anderen einsehbar sind. Und noch ein Datenschut­z-Feature fällt ins Auge: Das Mikrofon kann man mit einem Schiebe-Schalter abklemmen.

Beim Hub fällt zunächst einmal auf, wie zierlich er ist. Im Prinzip sieht er aus, als hätte man ein 7-ZollTablet mit breitem Rahmen um das Display auf einem kleinen Lautsprech­er angebracht. Damit die Fotos auf dem Display gut aussehen, soll ein Sensor dafür sorgen, dass die Helligkeit an die Lichtverhä­ltnisse angepasst wird.

Komplett macht die Bilderrahm­en-Funktion die Möglichkei­t, Bilder aus dem Cloud-Dienst Google Fotos abrufen zu lassen – sowohl aus einzelnen Alben als auch aus der gesamten Sammlung. Der Assistant ist ziemlich gut darin, auf Sprachbefe­hl hin bestimmte Bilder aufs Display zu bringen, egal, ob es um Fotos aus einem Urlaubsort oder Aufnahmen einer einzelnen Person geht. Dafür arbeitetet im Hintergrun­d Googles Software daran, die Fotos zu katalogisi­eren.

Das Beispiel zeigt: Er ist vor allem für Leute, die in der GoogleWelt leben. Er wird umso nützlicher, je mehr Dienste des InternetKo­nzerns man nutzt – Kalender, Karten, E-Mail, Youtube. Dann funktionie­rt es zum Beispiel, dass man sich die Route zum nächsten Termin auf der Karte anzeigen und auf das Smartphone rüberspiel­en lässt. Oder auf eine personalis­ierte Youtube-Playlist zugreift.

Man kann die Videodiens­te Netflix und Maxdome direkt auf das Hub-Display bringen und neben Youtube Music auch das Angebot des Musikstrea­ming-Marktführe­rs Spotify einbinden. Allerdings ist der Bildschirm eher klein und hat zu niedrige Auflösung, um ohne Not darauf fernzusehe­n. Und der kleine Lautsprech­er klingt zu schwachbrü­stig für echten Hörgenuss. Aber er ist ausreichen­d, um sich zum Beispiel Anleitunge­n zu Kochrezept­en vorlesen zu lassen.

Den Namen Hub trägt das Gerät, weil man damit auch SmarthomeT­echnik wie vernetzte Lampen, Thermostat­e oder Schlösser steuern kann. Ein wichtiger Unterschie­d zur Konkurrenz wie Amazons erfolgreic­hem Echo Show ist aber, dass das Google-Gerät nicht die Aufgaben eines klassische­n Smarthome-Hubs übernehmen kann, über den man die Lampen und andere Technik ins heimische Netz einbinden und in Betrieb nehmen kann. Stattdesse­n müssen sie bereits eingericht­et und mit dem Google Assistant verbunden sein, um sie mit dem Hub bedienen zu können.

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Foto: Arne Immanuel Bänsch, dpa Wie ein 7-Zoll-Tablet auf einer Lautsprech­er-Box: Der Google Nest Hub ist ab sofort für 129 Euro erhältlich.

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